Todesfälle nach Überdosierung von Durchfallstopper
Die US-Arzneimittelbehörde warnt wegen schwerer Nebenwirkungen auf das Herz vor Überdosierung und Missbrauch des Durchfallstoppers Loperamid.
Der Wirkstoff Loperamid ist ein beliebter und rezeptfrei erhältlicher Durchfallstopper, der im Allgemeinen sehr gut wirkt und sehr gut vertragen wird. Aus gegebenem Anlass warnt aber nun die US-Arzneimittelbehörde vor schweren Nebenwirkungen bei Überdosierung und Missbrauch des Durchfallstoppers. In normalen Dosierungen ist der Durchfallstopper Loperamid ein bewährtes Medikament. Bei starken Überdosierungen kann es lebensgefährdende Herzstillstände auslösen.
10 Todesfälle nach sehr starker Überdosierung
Der Wirkstoff Loperamid gehört in Deutschland zu den meistverkauften Mitteln gegen Durchfall. Viele Menschen kennen es unter dem Markenamen Imodium. Es gibt außerdem Nachahmerpräparate (Generika) mit dem Wirkstoff. Die aktuelle Warnung der US-Arzneimittelbehörde bezieht sich nicht auf den bestimmungsgemäßen Gebrauch des Medikaments bei ansonsten gesunden Menschen. Vielmehr geht es um Überdosierungen und Wechselwirkungen des Wirkstoffs mit anderen Medikamenten sowie die missbräuchliche Anwendung von Loperamid unter Drogensüchtigen. Anlass für die Warnung sind mehrere Todesfälle. Die FDA berichtet von 48 Patienten, bei denen eine Loperamid-Überdosierung Herzprobleme verursachte. Dazu gehörten herzbedingte Ohnmachten (kardiale Synkopen), Unregelmäßigkeiten des Herzschlags (Torsaden und Verlängerungen des QT-Intervalls) sowie Herzstillstände. 31 der 48 Patienten mussten stationär behandelt werden, 10 verstarben. Die Loperamid-Dosis lag bei diesen Patienten bis zu einhundert Mal über der Tageshöchstdosis von 16 mg (12 mg bei Selbstmedikation).
Die starken Überdosierungen gehen vor allem auf missbräuchlichen Gebrauch zurück. In der Drogenszene wird Loperamid schon länger als psychoaktives Stimulanz eingesetzt, da es euphorische Gefühle erzeugen kann. Drogenabhängige wandeln den Wirkstoff dafür in ein zentral wirksames Opioid um. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Es ist aber nicht nur die missbräuchliche Anwendung, die nach Einschätzung der FDA große Risiken birgt. Nach Angaben der FDA sollten Patienten, die Chinidin, Ciclosporin, Clarithromycin, Nifedipin, Ritonavir, Cimetidin, Doxepin, Erythromycin, Gemfibrozil, Itraconazol, Ketoconazol oder Ranitidin als Dauermedikation erhalten, vom Arzt unbedingt über die Wechselwirkungen von Loperamid informiert werden. Die FDA empfiehlt für diesen Personenkreis ferner, den Wirkstoff in Zukunft meiden.
Autor: Charly Kahle
Stand: 05.07.2016