Placebos und neue Antikörper gegen Migräne

Die erfolgreiche Therapie von Migräne stellt Patienten und Ärzte mitunter auf eine Geduldsprobe. Das Therapiespektrum erweitern nun Placebos und neue Antikörper gegen Migräne.

Migräne Essen

Das Hamburger Universitätsklinikum beteiligt sich an einem Forschungsvorhaben, mit dem ein neuer Ansatz für die Migräne-Therapie untersucht werden soll. Dabei geht es um einen Botenstoff, der schon längere Zeit im Blickfeld der Migräne-Forschung steht. Allerdings war es bislang misslungen, das stark gefäßerweiternd wirkende Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP) mithilfe von Medikamente zuverlässig und ohne starke Nebenwirkungen lahmzulegen. Gefäßerweiterungen gelten als eine der Hauptursachen für Migräne. 

Ansatz: CGRP mit Antikörpern markieren

Das aktuelle Verfahren zur Deaktivierung von CGRP beruht darauf, den Botenstoff mit einem Antikörper zu markieren, so Professor Arne May. Dann könne das Immunsystem das Peptid erkennen, angreifen und wirkungslos machen, beschreibt der Direktor der Kopfschmerzambulanz am Hamburger Uniklinikum Eppendorf (UKE) den Ansatz für die mögliche neue Migränetherapie. Der Forschungsansatz stecke trotz erster guter Studienergebnisse allerdings noch in den Kinderschuhen. Es seien weitere Studien nötig, um Wirkungen und Nebenwirkungen ausreichend sicher zu beurteilen.

Nutzen von Placebo in der Schmerztherapie

Bei einem Vortrag in Mainz verwies Schmerzmediziner May laut Ärztezeitung auf eine Studie, die erneut den Nutzen des Placebo-Effektes in der Schmerztherapie belegt. In der Praxis komme es aber nicht nur darauf an, das Placebo zu nutzen. Ärzte täten vielmehr gut daran, sich von der Wirksamkeit der Behandlung überzeugt zu zeigen. Negative Äußerungen hingegen schmälerten nicht nur die Wirkung von Placebos, sondern auch von tatsächlich wirksamen Medikamenten.

May bezog sich auf eine Studie am Beth Isreal Krankenhaus, das zur Harvard Medical School gehört. Dabei waren 66 Migräne-Patienten untersucht worden. Die Probanden wurden über einen Zeitraum von 7 Migräneattacken beobachtet. Bei der 1. Attacke nahmen sie keine Medikamente. Mit dem Ergebnis, dass die Schmerzstärke um durchschnittlich 15 Prozent zunahm. So legten die Forscher den Vergleichswert für die Bewertung der Wirksamkeit ihrer Studienmedikation fest.

Für die folgenden 6 Migräneattacken bekamen die Probanden die Studienmedikation. Dabei handelte es sich um je ein Placebo und 10 mg des Migränewirkstoffes Rizatriptan in Form des Medikamentes mit dem Handelsnamen „Maxalt“. Die Umschläge waren allerdings unterschiedlich beschriftet: mit „Placebo“, „Placebo oder Maxalt“ oder mit „Maxalt“.

Placebo kann so wirksam sein wie Medikamente

Das Ergebnis: Wenn die Probanden den Wirkstoff nahmen, gingen die Schmerzen um 48 Prozent zurück. Bei Placebo waren es immer noch 21 Prozent. Dabei spielte die Beschriftung der Umschläge aber eine wesentliche Rolle. 55 Prozent Schmerzlinderung notierten die Probanden, die den Wirkstoff aus dem Umschlag mit der Beschriftung Maxalt zogen. Bei Placebo oder Maxalt waren es noch 40 Prozent weniger Schmerzen. Und stammte der Wirkstoff aus dem Placebo-Umschlag fiel die Schmerzlinderung mit minus 26 Prozent am geringsten aus.

Überraschenderweise konnte aber auch das Placebo die Migräne lindern, selbst dann, wenn es im Placebo-Umschlag steckte. Die Probanden gaben hier an, der Schmerz habe um 15 Prozent nachgelassen. Damit war das Placebo genauso wirksam wie das Rizatriptan aus dem Placebo-Umschlag.

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