Nächtliches Wasserlassen als Alarmzeichen verstehen
Wer mehr als 2 Mal pro Nacht zur Toilette muss, sollte das nach Einschätzung der deutschen Urologen als Hinweis auf mögliche Erkrankungen verstehen.
Nächtliches Wasserlassen ist nicht nur lästig, sondern kann weitreichende Folgen haben. Der gestörte Schlaf beispielsweise führt zu Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen oder Depressionen. Darüber hinaus kann vermehrtes Wasserlassen ein Symptom ernsthafter Erkrankungen von Herz oder Nieren sein – und sollte daher als Alarmsignal verstanden werden.
Wer nachts regelmäßig mehr als 2 Mal zur Toilette muss, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. So die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). Dafür sehen die DGU-Experten vor allem zwei Gründe:
- Nykturie, so die Fachbezeichnung für nächtliches Wasserlassen, stört den Schlaf. Und das kann ernste Folgen haben. Die reichen von Tagesmüdigkeit, verringerter Leistungsfähigkeit und Konzentrationsstörungen über Kopfschmerzen bis hin zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Außerdem kann der gestörte Schlaf den Einstieg in einen sich selbst verstärkenden Kreislauf begünstigen, der mit Schlafstörungen und der dauerhaften Einnahme von Schlafmitteln endet. Detaillierte Informationen dazu und zu vielen weiteren Aspekten ungestörter Nachtruhe finden Sie im Themenspecial Gesunder Schlaf.
- Das vermehrte Wasserlassen kann Symptom von ernsthaften Erkrankungen sein. So gehen beispielsweise Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Diabetes insipidus (Wasserharnruhr), Nebenschilddrüsenüberfunktion oder Bluthochdruck (vor allem erhöhter systolischer Blutdruck) und Nierenerkrankungen mit erhöhter Urinausscheidung (Polyurie) einher. Auch Alkohol und Medikamente können die Harnproduktion ankurbeln oder die Harnausscheidung beschleunigen. Dann hilft es mitunter, auf andere Dosierungen oder Wirkstoffe auszuweichen.
Nykturie mehr als eine Alterserscheinung
In der Öffentlichkeit wird Nykturie noch sehr oft als unvermeidbare Alterungserscheinung wahrgenommen. Das ist aus medizinischer Sicht richtig und falsch zugleich. Tatsächlich ist häufiges nächtliches Wasserlassen bei Menschen über 70 mit einer Häufigkeit von mehr als 60 Prozent stark verbreitet. Typische Erklärungen dafür sind Herzschwäche, Diabetes, Bluthochdruck und die Einnahme entsprechender Medikamente, insbesondere Entwässerungsmittel (Diuretika). In dieser Altersgruppe trifft die Diagnose Nykturie Frauen wie Männer gleichermaßen.
Viel weniger bekannt ist, dass das nächtliche Wasserlassen auch unter jüngeren Menschen weit verbreitet ist. In dieser Gruppe trifft die Diagnose auf 20 Prozent der Frauen und ca. 15 Prozent der Männer zu. Aber ob jung oder alt: In sehr vielen Fällen lassen sich die Beschwerden lindern oder sogar abstellen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 02.08.2016