EU lässt Medikament zur Aids-Vorbeugung zu
Die Anti-Aids-Pille soll so sicher wie ein Kondom vor einer Ansteckung mit HI-Viren schützen.
In der Vorbeugung der Immunschwächeerkrankung Aids eröffnen sich neue Wege: Die EU-Kommission hat erstmals ein Medikament zugelassen, das bei täglicher Einnahme effektiv vor einer Ansteckung mit HIV schützen soll.
Das Medikament mit dem Handelsnamen Truvada des US-Herstellers Gilead senkt das Risiko für eine HIV-Infektion bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr nach Angaben des Herstellers und verschiedener Experten ebenso gut wie der Gebrauch von Kondomen. Das ist nach Angaben der Europäischen Arzneimittelagentur EMA in mehreren Studien nachgewiesen.
Dennoch empfehlen die Brüsseler Pharmawächter, Truvada mit Safer-Sex-Praktiken zu kombinieren. Hauptzielgruppe sind männliche Homosexuelle und Transgender, die häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Eine weitere Zielgruppe sind bislang gesunde Partner von HIV-Infizierten. Die Abgabe an Frauen, beispielsweise Prostituierte, ist bislang nicht geplant. Hier fehlen Studien zur Sicherheit der Anwendung.
Das Medikament ist verschreibungspflichtig. Verschrieben wird es gegenwärtig noch nicht, da die entsprechenden Schulungen für die Ärzte noch nicht abgeschlossen sind. Eine Monatspackung kostet Selbstzahler gegenwärtig etwa 800 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten bislang nicht.
Wirkstoffe aus der Aids-Therapie bekannt
Truvada ist an sich kein neues Medikament, sondern wird in Kombination mit anderen Arzneistoffen bereits seit Jahren in der Aids-Therapie eingesetzt. Es enthält zwei antivirale Wirkstoffe, die die Vermehrung und Verbreitung von HI-Viren verhindern. Dabei handelt es sich um Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil. Neu ist lediglich die europäische Zulassung für die sogenannte Präexpositionsprophylaxe.
Sichere Sex-Praktiken weiter zu empfehlen
Der Schutz mit Kondomen und andere Safer-Sex-Praktiken sind auch trotz medikamentöser Aidsvorbeugung weiterhin zu empfehlen. Zum einen ist Truvada nicht 100 Prozent sicher. Zum anderen schützt es nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Tripper, Syphilis oder Leberinfektionen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 05.09.2016