Nur 63 Prozent der Kinder vor Masern geschützt
Nach Angaben des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Vereinigungen verfügen mehr als 70.000 Kinder in Deutschland über keinen ausreichenden Impfschutz gegen Masern.
Gut ein Drittel der Kleinkinder in Deutschland ist nicht oder nicht vollständig gegen Masern geimpft. So das Ergebnis einer Studie des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Vereinigungen (ZKV).
66.000 Kinder aus den Jahrgängen 2009 bis 2012 sind überhaupt nicht gegen Masern geimpft. Und weitere 7.000 haben nur unvollständigen Impfschutz, weil sie keine 2. Impfdosis erhalten haben. Zu diesen Ergebnis kommt eine Studie des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Vereinigungen für das Portal Versorgungsatlas. Für die Studie haben die Wissenschaftler Daten von Kindern ausgewertet, die zwischen 2009 bis 2012 geboren beziehungsweise zwischen 2009 und 2014 bei der U4-Früherkennung untersucht wurden.
Impfquote: Deutschland verpasst WHO-Ziel deutlich
Mit einer Impfquote von bundesweit durchschnittlich 63 Prozent verpasst Deutschland das von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgegebene Ziel von 95 Prozent deutlich. Diese 95 Prozent sind aber notwendig, um die Masern auszurotten. Bei einer so großen Impfquote entsteht, was Infektionsmediziner Herdenimmunität nennen. Herdenimmunität bedeutet, dass so viele Menschen geimpft sind, dass selbst das hochansteckende Masernvirus sich nicht in der Herde (also beispielsweise unter den Bewohnern Deutschlands) ausbreiten kann.
Die Gründe für die große Impflücke haben die Wissenschaftler anhand ihrer Daten nicht erheben können. In anderen Untersuchungen werden Gedankenlosigkeit, Vergesslichkeit, Informationslücken und Impfskepsis als Ursachen ausgemacht.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit
Der unzureichende Masern-Impfschutz kann schwerwiegende Folgen haben. Denn Masern sind alles andere als eine harmlose Kinderkrankheit. Im vergangenen Jahr gab es zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Opfer in Deutschland: Beim Masernausbruch in Berlin starb ein Kleinkind. Weltweit ist die Zahl der Masernopfer viel höher: 2013 kamen mehr als 150.000 Kinder ums Leben. Das sind 16 Kinder pro Stunde.
Etwa 3 von 1.000 Infizierten sterben an Komplikationen, Kinder und junge Erwachsene sind besonders gefährdet. Häufigste Todesursache ist eine Gehirnentzündung. Überleben Masernkranke diese Komplikation, muss bis zu einem Drittel von ihnen mit lebenslangen Folgen in Form von Lähmungen oder Hirnschäden rechnen.
Im Ratgeber Masern finden Sie ausführliche Informationen über Symptome und Ursachen sowie zur Masernimpfung.
Autor: Charly Kahle
Stand: 08.11.2016