Krankenhauskeime 91.000 Todesfälle ECDC

Krankenhauskeime verursachen jährlich 2,6 Millionen Infektionen. Etwa 91.000 davon verlaufen tödlich. Ein Drittel ist nach Ansicht von Experten durch bessere Hygiene vermeidbar.

Mikroskopische Forschung

91.000 Menschen sterben in der EU jährlich an den Folgen einer Infektion mit Krankenhauskeimen. Eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) berechnet insgesamt 2,6 Millionen Fälle. Experten gehen davon aus, dass sich ein Drittel der Infektionen durch bessere Hygiene vermeiden lässt.    

500.000 Krankenhauskeim-Infektionen in Deutschland

Alleine in Deutschland kommt es nach Angaben des Nationalen Referenzzentrums zur Überwachung von Krankenhausinfektionen an der Berliner Charité zu geschätzten 500.000 Krankenhauskeiminfektionen mit 15.000 Todesopfern. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mehr als 19 Millionen Menschen stationär in einem Akutkrankenhaus behandelt. Bei 500.000 Infektionen ergibt sich eine Infektionsquote von gut 2,6 Prozent.

Lungenentzündungen und Sepsis als häufigste Todesursachen

Die aktuelle Studie des Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) konzentriert sich auf die sechs häufigsten Infektionen. Das sind Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Wundinfektionen nach Operationen, Infektionen mit dem Durchfallerreger Clostridium difficile, Blutvergiftung (Sepsis) und Blutvergiftungen bei Neugeborenen. Diese sechs Erkrankungen machen nach Angaben der Autoren 90 Prozent aller Infektionen mit Krankenhauskeimen aus. Zwei Drittel der Todesfälle entfallen demnach auf Lungenentzündungen und Blutvergiftungen. Bei der Erhebung haben die Wissenschaftler nicht zwischen resistenten und nicht-resistenten Keimen unterschieden.

Die Daten für die Studie stammen aus den 28 EU-Ländern, Norwegen und Isreal. Sie wurden 2011 und 2012 erhoben. Deutschland lieferte Angaben aus 1150 Akutkrankenhäusern mit gut 274.000 Patienten. Auf Grundlage der Daten berechneten die Wissenschaftler des ECDC ihre Fallzahlen. Bei der Erhebung haben die Wissenschaftler nicht zwischen resistenten und nicht-resistenten Keimen unterschieden. Die Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt im Fachmagazin "Plos Medicine".

Ein Drittel der Infektionen vermeidbar

Die Ursachen für Infektionen mit Krankenhauskeimen sind vielfältig. Wunden, Katheter oder Beatmungsgeräte erleichtern Keimen den Eintritt in den Organismus. Außerdem werden im Krankenhaus kranke Menschen behandelt – oft mit einem geschwächten Immunsystem und in einer körperlichen Verfassung, die Keimen wenig entgegen zu setzen hat. Dennoch: Experten sind überzeugt, dass sich ein Drittel der Infektionen durch bessere Hygiene vermeiden lässt.

Erst im vergangenen Jahr hat der Bund einen 10-Punkte-Plan gegen Krankenhauskeime aufgelegt. Aus dem Hygiene-Förderprogramm wurden 365 Millionen Euro bereitgestellt, um Kliniken bei der Einstellung von Hygiene-Fachkräften sowie der Fortbildung von Ärzten und Pflegepersonal zu unterstützen.

Angst vor Krankenhauskeimen weit verbreitet

Die Angst vor einer Infektion mit Krankenhauskeimen ist bei den Deutschen weit verbreitet. Laut dem Healthcare-Barometer 2015 sorgen sich 77 Prozent, sich in einem Krankenhaus zu infizieren.

Autor: Charly Kahle

Stand: 19.10.2016

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