Notfälle: Krankenhäusern fehlt 1 Milliarde Euro
Die Versorgung von ambulanten Notfällen wie Rückenschmerzen oder Schnittwunden kostet die deutschen Krankenhäuser fast 1 Milliarde Euro. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sieht die Krankenhäuser in einer Kostenfalle.
Die Versorgung von ambulanten Notfällen wie Rückenschmerzen oder Schnittwunden kostet die deutschen Krankenhäuser fast 1 Milliarde Euro. Die Krankenhäuser gerieten dadurch in eine Kostenfalle, so der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Die Krankenkassen honorieren einen ambulanten Notfall Baums Angaben zufolge mit 32 Euro. Dieser Betrag sei aber für die Versorgung in einer Praxis kalkuliert. In einem Krankenhaus koste die ambulante Versorgung eines Patienten aber mehr als 120 Euro. Bei mehr als 10 Millionen ambulanten Notfällen ergebe das eine Deckungslücke von 1 Milliarde Euro.
Die Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft beruhen auf einem Gutachten, dass die DKG in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin hat erstellen lassen. Für das Gutachten wurden mehr als 612.000 ambulante Notfälle in 55 Krankenhäusern untersucht.
Notfallambulanzen stark überlastet
Mehrstündige Wartezeiten in den ambulanten Notfallaufnahmen der Krankenhäuser sind inzwischen alltäglich. Das hat Baums Angaben zufolge einen einfachen Grund: Die Notfallambulanzen der Krankenhäuser würden immer stärker zum Lückenbüßer für die eigentlich zuständigen Notdienste der niedergelassenen Ärzte. Die ambulante Versorgung der Bevölkerung werde schon lange nicht durch die dafür zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen sichergestellt, so Baum.
Aber selbst dort, wo es einen Notdienst gebe, ginge ein Drittel der Patienten lieber ins Krankenhaus als in eine örtliche Praxis. Grund dafür seien häufig vor allem Schwierigkeiten, einen Termin in einer Praxis zu bekommen. Wer 6 Monate auf einen Facharzttermin warte, gehe halt in die Ambulanz eines Krankenhauses, sagte Baum dem Hessischen Rundfunk. Vielen Patienten sei auch nicht bewusst, dass eine blutende Schnittwunde vom Hausarzt versorgt werden könne und nicht zwingend ein Fall für das Krankenhaus sei.
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) widerspricht
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) widerspricht der Darstellung der Krankenhausgesellschaft. Die KBV stelle sehr wohl einen bundesweiten und flächendeckenden Bereitschaftsdienst sicher und erfülle damit den gesetzlich vorgeschriebenen Versorgungsauftrag.
Auch Ärztemangel treibt Menschen in die Krankenhäuser
Ein weiterer Grund für den starken Zuwachs in den Ambulanzen (von 2012 auf 2013 plus 9 Prozent) ist offenbar der Arzt- und Facharztmangel in machen Regionen. Wenn der Hausarzt nicht mehr erreichbar ist und die Facharztpraxen geschlossen, bleibt vielen Menschen nur der Weg ins Krankenhaus.
Ein Drittel der Notfälle könnte von Hausärzten versorgt werden
Die Notfallambulanzen der Krankenhäuser sieht Baum gewissermaßen in einer Zwickmühle. Denn die Notaufnahmen behandelten selbstverständlich alle, die Hilfe in der Ambulanz suchen. Die aktuelle Studie zeige aber auch, dass 1 Drittel aller Besucher der Krankenhausambulanzen von Hausärzten versorgt werden können. Für die Krankenhäuser fordert Baum eine Vergütung, die den Kostenstrukturen der Krankenhäuser Rechnung trage.
DGINA sieht Notfallversorgung in Gefahr
Dr. Timo Schöpke, der Generalsekretär der DGINA, sieht den Bestand der hochwertigen Notfallversorgung in Gefahr, da die Belastung der Krankenhäuser noch weiter steigen werde. Auch er fordert, die Behandlungssätze an die deutlich höheren Kosten des Krankenhausbetriebs anzupassen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 19.02.2015