In der Fremde schlafen wir nur mit einer Hirnhälfte
Viele Menschen schlafen schlecht in fremden Betten. US-Wissenschaftler haben den Grund gefunden: In der Fremde schlafen wir nur mit einer Hirnhälfte.
In fremder Umgebung schlafen viele Menschen schlecht. US-Wissenschaftler machen dafür einen unbewussten Hab-Acht-Effekt aus, der im Schlaf von der linken Hirnhälfte ausgeht.
Vielleicht kennen Sie das auch: Sie übernachten das erste Mal – bei Freunden oder im Hotel. Viele Menschen schlafen bei diesen Gelegenheiten schlecht ein, wachen nachts immer wieder auf und wachen auch früher auf als gewöhnlich. Für diese Beobachtung gab es bislang keine nachweisbaren Erklärungen. Die wollen Wissenschaftler der amerikanischen Brown-Universität (Rhode Island) nun gefunden haben. Sie berichten in der Zeitschrift „Current Biology“ von einem Ein-Hemisphären-Schlaf beim Menschen. Demnach schlafen wir in ungewohnter Umgebung sozusagen nur zur Hälfte. Die rechte Hirnhälfte schläft, während die linke Hirnhälfte in einer Art Hab-Acht-Stellung bleibt.
Die US-Forscher hatten zuvor den Schlaf von 35 Freiwilligen mit Hirnstrommessungen und bildgebenden Verfahren in einem Schlaflabor überprüft. Dabei stellten sie fest, dass die linken Hirnhälften der Probanden vor allen in der ersten Tiefschlafphase der ersten Nacht besonders empfindliche auf Geräusche und andere Reize reagierten.
Diesen Ein-Hemisphären-Schlaf kennen Biologen von einer Reihe Tierarten. Vor allem Vögel und Meerestiere bleiben auf diese Weise während des Schlafes gewissermaßen wachsam. Auch die Gehirne junger Mütter schlafen anders: Sie reagieren schon auf das kleinste Geräusch des Säuglings, blenden andere Geräusche und Reize aber aus.
Die Forscher der Brown-Universität sehen ihre Arbeit noch längst nicht als abgeschlossen an. So sei beispielsweise nicht klar, warum die linke und nicht die rechte Hirnhälfte wachsamer sei. Auch sei es durchaus möglich, dass die Hirnhälften sich in der Nacht abwechseln.
Aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht ergibt der wachsame Schlaf in einer neuen Umgebung jedenfalls Sinn. Wer in einer fremden Umgebung nicht im Schlaf zur Beute werden möchte, tut gut daran Raubtiere zu bemerken. Die Gene der unbesorgten Tiefschläfer hingegen haben sich nicht bis in die Gegenwart retten können.
Autor: Charly Kahle
Stand: 25.04.2016