Impfzwang: RKI widerspricht Gesundheitsminister Gröhe
Das Bundesgesundheitsministerium befürwortet offenbar angesichts des aktuellen Masern-Ausbruchs einen Impfzwang. Das RKI widerspricht Gesundheitsminister Gröhe.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) lehnt einen Impfzwang auch angesichts des Masernausbruches in Berlin weiterhin ab. Der neue RKI-Leiter Dr. Lothar Wieler hält es für sinnvoller, zu freiwilligen Impfungen anzuregen. Es könne allerdings Situationen geben, in denen man über beschränkte Maßnahmen nachdenke, sagte er den RUHR-NACHRICHTEN.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte am Wochenende mit einer Impfpflicht gedroht. Gröhe bezeichnete es in mehreren Interviews als unverantwortlich, wenn Eltern ihren Kindern den Impfschutz ohne medizinische Notwendigkeit verweigerten. Die Bundesregierung müsse der „Panikmache einiger Impfgegner entgegentreten. Die Entscheidung über eine Impfpflicht werde mit den Beratungen über das geplante Präventionsgesetz im Bundestag getroffen, kündigte Gröhe an.
Impfquoten liegen meist schon über 90 Prozent
Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes liegen die Impfquoten bei Kindern zur Einschulung deutlich über 90 Prozent (Stand 2012). Das gilt für Polio (Kinderlähmung) und Wundstarrkrampf (Tetanus) ebenso wie für Mumps, Röteln oder Masern. Aus Sicht der RKI gibt es daher für einen Impfzwang keine Notwendigkeit. Um Infektionskrankheiten auszumerzen ist eine Impfquote von 95 Prozent erforderlich. Die wird in vielen Fällen zur Einschulung schon erreicht.
Impflücken vor allem bei deutschen Erwachsenen
Um die Impfquoten insbesondere bei Masern zu erhöhen müsse man vor allem auf Jugendliche und junge Erwachsene zugehen, da diese selten zum Arzt gingen, so Wieler. Der aktuelle Masernausbruch in Deutschland geht nach Darstellung des RKI auf Menschen zurück, die nach dem Jahr 1970 geboren wurden und entweder gar nicht geimpft oder nicht vollständig gegen Masern geimpft sind. Begonnen hatte der Ausbruch im vergangenen Jahr. Dabei waren die Maserviren vor allem von Flüchtlingen aus Südosteuropa eingeschleppt worden. Wegen des unzureichenden Impfschutzes unter deutschen Erwachsenen konnte sich das Masern-Virus dann verbreiten. In Berlin gibt es inzwischen mehr als 1.000 Fälle. Bundesweit - ohne Berlin - sind mindestens 150 Masernfälle in diesem Jahr dokumentiert.
Autor: Charly Kahle
Stand: 14.04.2015