Glyphosat wahrscheinlich krebserregend

Glyphosat ist der weltweit meistverwendete Inhaltsstoff von Unkrautbekämpfungsmitteln. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bekräftigt nun eine frühere Einschätzung, Glyphosat sei wahrscheinlich krebserregend.

Kurkuma (Curcuma longa)

Die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO hatten das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat schon im Frühjahr als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Nun legen die Forscher der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC ihre Ergebnisse auf 92 Seiten in einer Monografie vor. Darin fassen sie Kernpunkte von mehr als 200 Studien aus aller Welt zusammen. In dem Papier heißt es unter anderem, dass für Non-Hodgkin-Lyphome (eine Krebserkrankung des lymphatischen Gewebes) und Glyphosat-Belastung ein Zusammenhang nachzuweisen sei.

Diskussion um Krebsrisiko durch Glyphosat

Zeit online zitiert aus dem WHO-Papier, es gebe „begrenzt Beweise“ dafür, dass Glyphosat auch im menschlichen Körper Krebs auslöse. Tierversuche hätten ausreichend Hinweise ergeben, dass Glyphosat insgesamt krebserregend sei. Die Einschätzung der WHO widerspricht damit dem Standpunkt des in Deutschland zuständigen Bundesamtes für Risikobewertung (BfR). Die Behörde bezeichnet Glyphosat schon seit Jahren als unbedenklich. Es gebe keine Hinweise auf krebserregende Wirkungen, heißt es bei der BfR.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete allerdings am 29. Juli 2015 in ihrer Online-Ausgabe, das BfR habe sehr wohl von Hinweisen auf die mögliche Erhöhung des Krebsrisikos gewusst. Das BfR soll Hinweise auf krebserregende Wirkung haben. Die Zeitung beruft sich dabei auf Recherchen des ARD-Magazins "Fakt", denen zufolge dem BfR Ergebnisse aus Tierversuchen vorliegen. Nach Einschätzung von Experten legen diese Ergebnisse nah, dass Glyphosat Krebs auslösen könnte. Diese Hinweise stammen aus Versuchen mit Mäusen, denen Glyphosat ins Futter gemischt worden war. Das BfR wertet die Ergebnisse dieser Untersuchung als nicht auf den Menschen übertragbar und habe die Ergebnisse daher auch nicht öffentlich gemacht.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt weiter, dass BfR habe für die gegenwärtig laufende Neubewertung von Glyphosat vor allem Studien der Industrie verwendet. Außerdem berichtet die Zeitung, in die BfR-Studie seien unter anderem Leserbriefe von Monsanto-Mitarbeitern und deren Umfeld eingeflossen seien.

Milliardengeschäft mit Glyphosat

Pflanzenschutzmittel mit Glyphosat werden weltweit in großen Mengen eingesetzt. Glyphosat ist der weltweit meistverwendete Inhaltsstoff von Unkrautbekämpfungsmittel. Außerdem wird die Substanz eingesetzt, um das Wachstum von Getreide zu beschleunigen. Die Zulassung für das Herbizid in der EU läuft in diesem Jahr aus. Gegenwärtig bemühen sich die Hersteller wie Monsanto, Syngenta und andere Großunternehmen um die erneute Verlängerung der Zulassung. Hersteller und Verkäufer erzielen mit glyphosathaltigen Herbiziden wie Roundup Milliardenumsätze.

Zusammenhang von Glyphosat und Non-Hodgkin-Lymphomen

Nach dem gegenwärtigen Stand der IARC-Studie ist ein Zusammenhang zwischen Non-Hodgkin-Lymphomen und Glyphosat gegeben. Bei dieser Krebserkrankung entartet aus bislang unbekannten Gründen Gewebe in und um die Lymphknoten. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 13.000 Menschen an dieser Krebsart. Die meisten sind im Alter zwischen 60 und 70 Jahren.

Autor: Charly Kahle

Stand: 09.11.2015

Quelle:
  • Zeit online: Ein Stapel an Beweisen spricht gegen Glyphosat
  • Süddeutsche Zeitung online: Behörde hat wohl Hinweise auf Krebsrisiko durch Glyphosat ignoriert
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