Erkältungen: Ein Viertel bekommt noch immer Antibiotika
Wenn Ärzte wegen einer Erkältung krankschreiben, verordnen sie nach Angaben der Techniker Krankenkasse in 27 Prozent der Fälle ein Antibiotikum. Medizinisch sinnvoll ist das in den meisten Fällen nicht. Denn Erkältungen werden fast immer von Viren verursacht, gegen die Antibiotika nicht wirken.
Insgesamt geht die Häufigkeit der Verordnung von Antibiotika bei Erkältungen zwar zurück. Sie ist nach übereinstimmender Ansicht der Experten aber nach wie vor zu hoch. Im vergangenen Jahr haben niedergelassene Ärzte bei 27 Prozent der erkältungsbedingten Krankschreibungen ein Antibiotikum verschrieben. 2008 waren es noch 38 Prozent. Noch deutlicher ist der Rückgang bei Erkältungen mit einer Krankschreibungsdauer zwischen 1 und 3 Tagen. Hier sank die Antibiotika-Quote um ein Drittel von 30 auf 19 Prozent. Diese Zahlen hat die Techniker Krankenkasse vorab als Auszug aus ihrem Gesundheitsreport veröffentlicht.
Warum verschreiben Ärzte Antibiotika gegen Erkältungen?
Gut 95 Prozent aller Atemwegsinfektionen werden durch Viren verursacht. Gegen die wirken Antibiotika aber gar nicht. Das ist den Ärzten bewusst. Warum greifen sie dann trotzdem zum Rezeptblock? Das hat vor allem zwei Gründe:
- Bei Verdacht auf bakterielle Zusatzinfektionen ist der Einsatz von Antibiotika häufig sinnvoll.
- Viel häufiger aber verordnen Ärzte Antibiotika wider besseres Wissen, weil die Patienten darauf dringen.
Die Techniker Krankenkasse bezeichnet die sinkende Verordnungshäufigkeit als Trendwende in die richtige Richtung. Angesicht der zunehmenden Zahl von Antibiotikaresistenzen dürften Ärzte und Patienten aber nicht locker lassen. Sie sollten vielmehr gemeinsam dazu beitragen, die Häufigkeit der Verwendung von Antibiotika weiter zu senken. Die Verschreibung solle auf die notwendigen Ausnahmen beschränkt bleiben.
Antibiotikaresistenzen nehmen weiter zu
Zwischen 2000 und 2010 ist der Verbrauch von Antibiotika weltweit um 36 Prozent auf fast 74 Milliarden Tageseinheiten gestiegen. Der Verbrauch von Reserveantibiotika aus der Gruppe der Carbapeneme stieg nach Angaben der Fachzeitschrift Lancet sogar um 45 Prozent.
Gerade der vielfache – und häufig sinnlose - Einsatz von Antibiotika ist eine der Hauptursachen dafür, dass immer mehr Bakterien gegen diese Medikamente widerstandsfähig werden.
Autor: Charly Kahle
Stand: 20.05.2017