Erkältungen: Jeder 5. bekommt Antibiotika
Erkältungen werden durch Viren verursacht. Antibiotika sind da nutzlos. Dennoch verschreiben Ärzte bei jeder 5. Erkältung Antibiotika.
Bei Krankschreibungen wegen Erkältungen verordnen Ärzte in jedem 5. Fall auch Antibiotika, obwohl das medizinisch keinen Sinn ergibt. Denn Erkältungen werden durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika nichts ausrichten können.
Gut 40 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind im vergangenen Jahr wegen einer Erkältung krankgeschrieben worden. Und mehr als ein Fünftel dieser Männer und Frauen (20, 5 Prozent) bekam mit der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung über bis zu 3 Tage auch gleich noch ein Rezept für ein Antibiotikum dazu. Damit hat sich der sinnlose Einsatz von Antibiotika bei Erkältungen nach Angaben der Techniker Krankenkasse seit 2011 (28,8 Prozent) deutlich verringert, ist aber immer noch viel zu hoch.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa drängen viele Patienten ihre Ärzte, bei viralen Infekten wie Erkältung, Husten oder Schnupfen ein Antibiotikum zu verordnen. Je ein Viertel der Befragten gab an, sie wollten ein Antibiotikum, um schneller wieder fit für den Arbeitsplatz oder private Verpflichtungen zu sein. Ärzte stellen die Rezepte oft wider besseren Wissens aus, weil sie ansonsten annehmen müssen, dass ihre Patienten das gewünschte Rezept von einem anderen Arzt erhalten.
Antibiotikaresistenzen nehmen weiter zu
Zwischen 2000 und 2010 ist der Verbrauch von Antibiotika weltweit um 36 Prozent auf fast 74 Milliarden Tageseinheiten gestiegen. Der Verbrauch von Reserveantibiotika aus der Gruppe der Carbapeneme stieg nach Angaben der Fachzeitschrift Lancet sogar um 45 Prozent. Reserveantibiotika sind Antibiotika, die angewendet werden, wenn alle anderen Medikamente in der Bekämpfung bakterieller Krankheitserreger versagt haben, beispielsweise bei der Therapie multiresistenter Keime.
Gerade der vielfache – und häufig sinnlose - Einsatz von Antibiotika ist eine der Hauptursachen dafür, dass immer mehr Bakterien gegen diese Medikamente widerstandsfähig werden. Durch Antibiotikaresistenzen könnte die Medizin langfristig ihre wichtigste Waffen gegen bakteriell bedingte Infektionen verlieren. Schon jetzt sterben alleine in Europa mindestens 25.000 Menschen pro Jahr an Infektionen mit MRSA-Bakterien (MRSA: Methicillin-Resistenter Staphylococcus Aureus).
Autor: Charly Kahle
Stand: 06.12.2016