EU-Behörde prüft Nebenwirkungen von Hormonspiralen
Verursachen die Hormonspiralen Mirena, Jaydess und Kyleena häufiger als bislang bekannt schwere psychische Nebenwirkungen wie Depressionen, Panikattacken und Schlafstörungen? Das prüft gegenwärtig die Europäische Arzneimittelagentur EMA. Sie will bis Ende des Monats einen Bericht vorlegen.
Depressionen und depressive Verstimmungen sind laut Beipackzettel ohnehin schon eine häufige Nebenwirkung von Hormonspiralen. Häufig bedeutet in Bezug auf Nebenwirkungen, dass diese unerwünschten Effekte bei 1 bis 10 von 100 Menschen auftreten, die das Präparat anwenden. Möglicherweise ist die Häufigkeit der Nebenwirkungen von Hormonspiralen aber sogar größer und die Bandbreite der psychischen Nebenwirkungen darüber hinaus noch vielfältiger. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe (23/2017). Demnach gibt es Hinweise, dass die Hormonspiralen Mirena, Jaydess und Kyleena häufiger depressive Verstimmungen und Depressionen verursachen als in den Beipackzetteln angegeben. Zudem könnten Hormonspiralen mit Levonorgestrel beispielsweise auch Panikattacken oder schwere Schlafstörungen sowie umfassende Erschöpfungszustände verursachen.
Wie der Spiegel weiter berichtet, liegen für Mirena alleine in Deutschland mehr als 270 gemeldete Verdachtsfälle über Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Panikattacken, Depression und Nervosität vor.
Die genannten Hormonspiralen geben das Hormon Levonorgestrel ab. Sie werden vom deutschen Pharmaunternehmen Bayer hergestellt und vertrieben. Nach Angaben des Spiegel verhüten weltweit mehr als 45 Millionen Frauen mit einer der drei Spiralen. Der Umsatz für Bayer habe im vergangnen Jahr erstmals mehr als 1 Milliarde Euro betragen. Bayer weist laut Spiegel alle Vermutungen zurück. Es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Hormonspiralen für die psychischen Erkrankungen tatsächlich verantwortlich seien.
Berichte über die gesundheitlichen Risiken der Hormonspiralen gab es auch schon in den vergangenen Jahren. In den USA klagen 2.600 Frauen, weil sie gesundheitliche Schäden auf die Anwendung von Mirena zurückführen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hatte schon 2009 kritisiert, Frauenärzte würden ihre Patientinnen nicht ausreichend über die möglichen psychischen Nebenwirkungen von Levonorgestrel-Hormonspiralen aufklären.
Autor: Charly Kahle
Stand: 07.06.2017