Mehr Bandscheibenoperationen – Nutzen fraglich

Die Siemens Betriebskrankenkasse SBK verzeichnet 2014 einen starken Anstieg bei Bandscheibenoperationen.

Frau mit Ischiasschmerzen beim Arzt

Die Siemens Betriebskrankenkasse SBK verzeichnete im vergangenen Jahr (2014) einen starken Anstieg bei der Anzahl der Bandscheibenoperationen. Die Zahl dieser Rücken-OPs wuchs im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 7,5 Prozent. Mehr als 9.300 Versicherte der Münchner Krankenkasse ließen sich an der Bandscheibe operieren, 600 mehr als im Jahr zuvor. Häufigster Grund für die Eingriffe an der Wirbelsäule seien Bandscheibenvorfälle oder chronische Schmerzen, schreibt die SBK in einer Pressemitteilung.

Nicht alle Bandscheibenoperationen sind nach Einschätzung der Krankenkasse notwendig. Deshalb bietet die SBK – wie viele andere Krankenkassen auch – einen Zweitmeinungs-Service. Versicherte können Röntgenaufnahmen, Arztbriefe und Befunde des behandelnden Arztes einreichen. Diese werden auf Kosten der Kasse von Rückenexperten begutachtet. Die Versicherten erhalten innerhalb von 7 Tagen eine Einschätzung, ob die Bandscheibenoperation oder eine andere Rücken-OP als aussichtsreich gelten. Die SBK hat für die Empfehlungen nach eigenen Angaben ein Team von unabhängigen, international anerkannten Rückenspezialisten zusammengestellt.

Bandscheibenoperation lindert Rückenschmerzen oft nicht

Unter Medizinern ist bekannt, dass Bandscheibenoperationen nicht immer den gewünschten Nutzen bringen. Selbst wenn Bandscheibenvorfälle oder Bandscheibenvorwölbungen auf Röntgenbildern zweifelsfrei zu erkennen sind, sind diese Schäden nicht zwangsläufig Ursache der Rückenschmerzen. Vielmehr weisen die meisten Menschen spätestens ab dem 40. Lebensjahr sichtbare Veränderungen der Bandscheiben auf, die aber in den allermeisten Fällen überhaupt keine Beschwerden machen. Von daher raten viele Rückenexperten, vor der Entscheidung für eine Rücken-OP grundsätzlich eine 2. Meinung einzuholen.

Multimodale Schmerztherapie bei Rückenschmerzen

In vielen Fällen sind konservative Heilmethoden, also nicht-operative Verfahren, bei Rückenschmerzen die bessere Wahl. Bei chronischen Schmerzen hat sich etwa die sogenannte multimodale Schmerztherapie bewährt. Bei dieser Therapie arbeiten Ärzte, Physiotherapeuten, Psychologen und weitere Heilberufe zusammen, um den Ursachen der Rückenschmerzen tatsächlich auf den Grund zu gehen. Gerade lang anhaltende Schmerzen wirken nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Wahrnehmung – und damit die Psyche. Eine Beseitigung körperlicher Schmerzursachen führt daher häufig nicht zwingend zu einer Schmerzentlastung. Ein Zusammenhang, dem die chirurgische Bandscheibenoperation allzu häufig nicht Rechnung trägt.

Autor: Charly Kahle

Stand: 08.02.2016

Quelle:

Pressemitteilung der Siemens Betriebskrankenkasse: Immer mehr Rücken OP`s

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