AOK: 3 von 4 Patienten nutzen IGeL-Angebote

Ein Drittel aller gesetzlich Krankenversicherten hat im vergangenen Jahr beim Arzt Angebote für individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) erhalten. Nach Angaben der AOK nutzen 3 von 4 Patienten die IGeL-Angebote.

Ärztin spricht mit Patientin

Individuelle Gesundheitsleistungen werden von vielen Fachärzten immer häufiger empfohlen. Und 3 von 4 Patienten entscheiden sich für die kostenpflichtigen sogenannten IGeL-Leistungen. Nach Angaben des wissenschaftlichen Institutes der Ortskrankenkassen (WIdO) haben alleine im vergangenen Jahr 20 Millionen gesetzlich Krankenversicherte Erfahrungen mit privaten Zusatzleistungen gemacht. Die IGeL-Quote sei inzwischen auf 33,3 Prozent angestiegen. Den Umsatz beziffert das Institut auf mehr als 1 Milliarde Euro.

Treiber der Entwicklung sind laut WIdO vor allem die Ärzte. In gut 3 von 4 Fällen böten die Ärzte individuelle Gesundheitsleistungen von sich aus an. Offenbar mit gutem Erfolg: 3 von 4 Patienten buchen IGeL.

Frauen nutzen IGeL doppelt so oft wie Männer

Besonders empfänglich für die ärztlichen IGeL-Empfehlungen sind Frauen. Ihnen werden die Leistungen fast doppelt so oft angeboten wie Männern (42 zu 23 Prozent). Entsprechend sind Frauenärzte die Spitzenreiter unter den IGeL-Abrechnern. Eine der am stärksten genutzten Untersuchungen von Frauen: Ultraschalluntersuchungen zur Krebsfrüherkennung. Trotz wissenschaftlich kaum nachgewiesenen Nutzens machen diese Untersuchungen fast ein Viertel aller individuellen Gesundheitsleistungen aus.

Neben den Frauenärzten sind offenbar auch die Augenärzte sehr überzeugend: 20 Prozent des IGeL-Umsatzes entfallen auf augenärztliche Untersuchungen. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um das Messen des Augeninnendrucks zur Glaukomvorsorge. Nach Abgaben der Stiftung Warentest ist der Nutzen dieser Untersuchung noch nicht ausreichend belegt. Die Verbraucherschützer gehen aber davon aus, dass die Augeninnendruck-Untersuchung beispielsweise für Diabetiker, erblich belastete Menschen oder Kurzsichtige ab dem 40. Lebensjahr sinnvoll ist, um das Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms zu senken.

Weniger als die Hälfte der Ärzte erfüllt rechtliche Bedingungen

Nach den Ergebnissen der AOK erfüllten nur 44,5 Prozent der Ärzte die rechtlichen Bedingungen für individuelle Gesundheitsleistungen. Zu diesen gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen gehört, dass Arzt und Patient die Gesundheitsleistung nach einer Aufklärung und vor Beginn der Untersuchung schriftlich vereinbaren. Außerdem haben die Patienten Anspruch auf eine detaillierte Rechnung.

Die Teilnehmer der WIdO-Studie erhielten nur in gut 12 Prozent der Fälle eine vollständige Rechnung. IGeL-Angebote kosten laut Umfrage des WIdO durchschnittlich 35 Euro. Die Preisspanne allerdings ist groß. Sie reicht von circa 10 Euro bis zu mehreren 100 oder gar 1000 Euro. Besonders häufig werden individuelle Gesundheitsleistungen Versicherten mit überdurchschnittlichem Einkommen und gehobener Bildung angeboten.

Die Angaben des WIdO beruhen auf einer repräsentativen telefonischen Umfrage bei gesetzlich Krankenversicherten im Alter von über 18 Jahren. Die Interviews wurden im Januar und Februar dieses Jahres geführt.

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