Nahezu 200.000 vorzeitige Todesfälle durch Drogen
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren bestätigt Tabak und Alkohol als häufigste tödliche Drogen
Bei Drogentoten denken die meisten Menschen an illegale Drogen. Heroin, Kokain und Co. kosteten 2014 insgesamt 1.032 Menschen das Leben. Mehr als 100 Mal höher ist die Zahl der Menschen, die in Deutschland an den Folgen des Tabakrauchens vorzeitig versterben, schreibt die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS) im Jahrbuch Sucht 2015.
Zu den 100.000 bis 120.000 Opfern des Rauchens kommen nach Angaben der DHS noch die etwa 74.000 Sterbefälle, die durch den kombinierten Missbrauch von Alkohol und Rauchen verursacht werden. Damit sterben in Deutschland täglich mehr als 500 Menschen an den Folgen des Konsums der legalen Drogen Alkohol und Nikotin.
Alkohol und Nikotin verkürzen aber nicht nur das Leben der Betroffenen selbst, sondern belasten das Gesundheitssystem darüber hinaus erheblich. Eine aktuelle Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums beziffert alleine die Kosten für die Krankenbehandlung von Rauchern auf nahezu 23 Milliarden Euro jährlich. Die medizinische Behandlung der Folgen von kritischen Alkoholkonsum und Alkoholismus beziffert das Gesundheitsministerium des Bundes auf mindestens 7 Milliarden Euro, den gesamtwirtschaftlichen Schaden auf fast 27 Milliarden Euro.
Mehr als 50.000 Drogentherapien
Die Deutsche Rentenversicherung wendete alleine 2104 fast eine halbe Milliarde Euro (493 Millionen Euro) für die medizinische Rehabilitation von drogenabhängigen Arbeitnehmern und Rentnern auf. Hauptursache mit gut 70 Prozent der Diagnosen: Alkoholabhängigkeit. Dabei hat sich der Anteil der stationär behandelten Alkoholiker laut DHS zwischen 2004 und 2014 schon leicht von 76 auf die bereits genannten 70 Prozent vermindert. Frauen (78 Prozent) begeben sich deutlich häufiger als Männer (68 Prozent) in eine Entwöhnungsbehandlung.
Insgesamt finanzierte die Rentenversicherung 2014 etwas mehr als 50.000 ambulante und stationäre Suchtbehandlungen. Die Suchtrehabilitation macht inzwischen gut 15 Prozent der Gesamtausgaben in der medizinischen Reha der Rentenversicherung aus.
Der Anteil der alkoholabhängigen Rehabilitanden sank im Untersuchungszeitraum (2004-2014) von 76 auf 70 Prozent. Es begaben sich zuletzt mehr Frauen (78 Prozent) als Männer (68 Prozent) in eine Alkohol-Entwöhnungsbehandlung.
Teilnehmer bewerten Nutzen der Therapie sehr hoch
Den Nutzen einer Drogentherapie oder Entwöhnungsbehandlung schätzt die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer als sehr groß ein. Unmittelbar nach der Therapie sehen sich gut 90 Prozent in der Lage, kurzfristig – also in den nächsten Wochen und Monaten - abstinent zu leben. Für eine langfristige Abstinenz gut gerüstet sahen sich bei einer Umfrage unter 5.000 Therapie-Teinehmern gut drei Viertel der Teilnehmer. Experten wissen aber auch, dass die tatsächliche Abstinenzquote kaum zu ermitteln ist, da entsprechende Langzeitbeobachtungen fehlen. Einig sind sich Mediziner und Psychologen allerdings, dass eine stationäre Therapie mit der Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie und unterstützender Wiedereingliederung die besten Erfolgsaussichten für den Weg aus der Abhängigkeit bietet.
Autor: Charly Kahle
Stand: 19.05.2015