Die 10 häufigsten Mythen über gesunden Schlaf
Immer durchschlafen, 8 Stunden müssen sein oder Schlaf vor Mitternacht ist der beste. Dies sind nur 3 der 10 häufigsten Irrtümer über guten Schlaf. Hier finden Sie die beliebtesten Mythen rund um den Schlaf.
Über gesunden Schlaf kursieren viele Gerüchte. Hier finden Sie Aufklärung über die häufigsten Mythen rund um guten Schlaf. Was bedeutet eigentlich gut schlafen? Ins Bett gehen, bald einschlafen, durchschlafen und morgens frisch aus den Federn kommen, werden die meisten Menschen antworten. Diese Vorstellung von gesundem Schlaf ist ein weitverbreitetes Missverständnis. Unser Schlaf ist viel komplexer...
Die 10 häufigsten Irrtümer über guten Schlaf
1. Irrtum: Wer früh zu Bett geht, schläft besser
Schlaf vor Mitternacht ist – so will es die Mehrheit wissen – der beste Schlaf. Das stimmt so aber nicht. Tatsächlich sind die ersten 3 bis 4 Stunden des Schlafes – unabhängig vom Zeitpunkt des Einschlafens - am erholsamsten, da es in dieser Zeit zu den meisten Tiefschlafphasen kommt. Denn diese Schlafphase ist für guten Schlaf besonders wertvoll. Allerdings gibt es einen Begriff der Mitternacht, der sehr wohl mit gutem Schlaf zusammenhängt. Denn jeder Mensch hat seine ganz eigene biologische Mitternacht. Und die liegt etwa 4 Stunden nach dem Einschlafen. Wer also um 22 Uhr ins Bett geht, erlebt die biologische Mitternacht gegen 2 Uhr. Wer als Bäcker beispielsweise schon um 20 Uhr schlafen geht, schläft tatsächlich vor Mitternacht am besten.
2. Irrtum: 8 Stunden Schlaf müssen sein
Die Schlafdauer ist von Mensch zu Mensch ausgesprochen unterschiedlich. Etliche Studien über gesunden Schlaf belegen, dass wir mit unterschiedlich viel Schlaf sehr gesund leben. Kurzschläfern reichen etwa 5 Stunden, die meisten Langschläfer kommen auf bis zu 9 Stunden. Aber auch Werte darunter oder darüber deuten nicht zwangsläufig auf ungesunden oder schlechten Schlaf – mehr über Kurzschläfer oder Langschläfer im Beitrag über den passenden Schlafrhythmus.
3. Irrtum: Mit dem Alter schlafen wir kürzer
Der Irrtum von den kurz schlafenden Älteren hält sich hartnäckig. Tatsächlich hat die Schlafforschung diese Mär schon längst widerlegt. Auch nach dem 60. oder 70. Geburtstag schlafen wir in der Regel ähnlich lange wie in der Zeit davor. Die durchschnittliche Nachtschlafdauer liegt bei 70jährigen nur noch bei etwa 5 bis 6 Stunden. Rechnet man aber die Tagesnickerchen und den Mittagsschlaf dazu, kommen auch ältere Menschen wieder auf die normale durchschnittliche Schlafenszeit erwachsener Menschen. Wie bei Jüngeren hängt auch bei Älteren die Schlafzeit viel stärker vom Schlaftyp (Kurzschläfer oder Langschläfer) ab als vom Alter. Richtig ist allerdings, dass sich der Schlafrhythmus bei älteren Menschen etwas verschiebt – und die Schlafqualität insgesamt ab dem 30. Lebensjahr leicht abnimmt.
4. Irrtum: Gut schlafen heißt durchschlafen
Sie haben vergangene Nacht gut geschlafen? Und dennoch sind Sie auch in dieser Nacht zwischen 25 und 35 Mal aufgewacht. Stimmt nicht? Stimmt doch! Diese Wachzeiten dauern bis zu 3 Minuten. Aber wir haben sie bis zum nächsten Morgen vergessen. Wenn Sie nachts aufwachen, und das bemerken, ist das auch nicht Ungewöhnliches. Am besten drehen Sie sich einfach um. Das ist der beste Weg, gleich wieder einzuschlafen.
5. Irrtum: Nur bei offenem Fenster schläft es sich gut
Richtig ist, dass unser Körper in der Nacht viel Sauerstoff braucht. Deshalb empfiehlt es sich, vor dem Schlafengehen zu lüften. Bei kleinen Schlafzimmern schadet es nicht, die Tür offen zu lassen, damit sich das Frischluftvolumen erhöht. Der Irrtum besteht in der Annahme, dass es kalt sein sollte im Schlafzimmer. Denn wenn Sie frieren, schlafen Sie schlechter. Etwa 18 Grad empfehlen Schlafexperten. Wenn Sie kälteempfindlich sind: Gerade im Winter tut eine Wärmflasche gute Dienste. Heizdecken hingegen sorgen schnell für Überhitzung. Auch das behindert den guten Schlaf. Noch mehr Tipps finden Sie hier: Das optimale Schlafzimmer
6. Irrtum: Im Schlaf ruhen Körper und Geist
Wir sprechen von der Nachtruhe. Die bezieht sich aber nur auf unser bewusstes Erleben. Tatsächlich ist der gesamte Organismus Nacht für Nacht im Dauerbetrieb. In der Nacht räumt der Organismus auf – und bereitet uns auf die Anforderungen des Tages vor. Etwa ein Drittel des Energiebedarfs verbrauchen wir in der Nacht. Das Gehirn ist zeitweise sogar aktiver als Tag. Im REM-Schlaf, einer der Schlafphasen, verbrennt es mehr Energie pro Minute als am Tag.
7. Irrtum: Besser schlafen mit einem Gläschen am Abend
Viele Menschen schwören darauf – und der viel zitierte Schlummertrunk belegt es vermeintlich: Ein Gläschen Alkohol am Abend fördert den Schlaf. Auch tauchen immer wieder Studien auf, die die Schlaf fördernde Wirkung eines Gläschens Rotwein oder Bier belegen wollen. Richtig ist daran nur, dass Alkohol das Einschlafen fördern kann. Guten Schlaf bringt er indessen nicht. Alkohol stört den gesunden Schlaf. Er belastet den Organismus bei seinem Aufräumarbeiten – und fördert Durchschlafstörungen.
8. Irrtum: Gesunder Schlaf durch abendliche Höchstleistung
Wer sich so richtig austobt, wird auch gut schlafen. Was sich bei Kindern bewährt, erweist sich bei Erwachsenen als Irrtum über gesunden Schlaf. Wir brauchen etwa 2 Stunden Ruhe am Abend, damit Körper und Seele abschalten und dann in einen erholsamen Schlaf finden können. Geistige oder körperliche Leistungen hingegen kurbeln den Kreislauf an – und erschweren den gesunden Schlaf. Unter Schlafrituale finden Sie Anregungen, wie Sie gut in den Schlaf finden.
9. Irrtum: Der Fernseher als Sandmännchen
Mit einiger Wahrscheinlichkeit sind Sie schon einmal vor dem Fernseher eingeschlafen. Und wenn Sie sich dann an Traumfetzen erinnern: Haben die etwas mit dem Fernsehprogramm zu tun? Oft lässt sich diese Frage mit Ja beantworten. Auch im Schlaf, vor allem in der Leichtschlafphase, nehmen wir äußere Sinnesreize auf – und im Falle des Fernsehens mit seinem flackernden Licht und den wechselnden Lautstärken – stören diese den guten Schlaf.
10. Irrtum: Kein guter Schlaf bei Vollmond
Kreisrund steht der Vollmond am morgendlichen Himmel: „Kein Wunder, dass ich so schlecht geschlafen habe“, denken viele. Wir Deutsche schreiben dem Vollmond allerlei Fähigkeiten zu. Die, den Schlaf zu stören, können Schlafforscher nicht belegen. Übrigens gibt es auch keinen statistisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Vollmond und der Zahl von Verkehrsunfällen oder Gewaltverbrechen. Der weibliche Regelzyklus allerdings scheint zuweilen dem Mondzyklus zu folgen.
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Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 23.02.2024