Dunkelziffer: Wie stark hat sich SARS-CoV-2 bereits verbreitet?

Wie und wer SARS-CoV-2 verbreitet, ist bislang noch nicht ausreichend gut erforscht. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die Dunkelziffer erheblich höher ist als die Zahl der bereits bestätigten Infektionen.

Verbreitung Virus

Studie: Verbreitung von SARS-CoV-2 in einem Krankenhaus

Ein Beispiel für unbemerkte Infektionsketten – und damit Hinweise auf die Dunkelziffer - liefert das Infektionsgeschehen am Elisabeth-TweeSteden-Krankenhaus in Tilburg (Niederlande). Dort war nach Angaben des SPIEGEL Ende Februar der vermeintlich erste Coronafall der Niederlande mit Covid-19 stationär in die Isolationsstation aufgenommen worden.

Daraufhin wollten niederländische Mediziner wissen, ob und wie sich SARS-CoV-2 bei den Beschäftigten des Elisabeth-TweeSteden-Krankenhauses und einer benachbarten Klinik in Breda verbreitet. Sie testeten Anfang/Mitte März alle Mitarbeiter, die über Symptome wie Fieber oder leichte Atemwegsbeschwerden berichteten. Von den insgesamt mehr als 1.350 Coronatests fielen 86 (6,4 Prozent) positiv aus.

Symptome bei Mitarbeitern schon vor Aufnahme des ersten Erkrankten

Aber wann und wo haben sich diese Mitarbeiter angesteckt, fragten sich die Wissenschaftler: Nur 3 der Infizierten hatten Kontakt zu dem Patienten gehabt. Bei den Befragungen stellte sich heraus, dass 7 der als positiv getesteten Mitarbeiter schon Symptome gehabt hatten, bevor der Patient eingeliefert worden war. Mithin ist also sehr gut möglich, dass es sich bei diesem Mann gar nicht um den vermeintlichen Beginn der Infektionskette handelt.

Das Virus könne leicht unter dem Radar fliegen, warnt eine der Autorinnen. Auch wer sich für gesund halte, bringe das Virus ahnungslos zu denen, die es töten könne, zitiert der SPIEGEL die Virologin Marion Koopmans vom Medizinischen Zentrum der Erasmus Universität in Rotterdam.

Studie: Infizierte in China haben etwa 6 andere Menschen angesteckt

In vielen Veröffentlichungen gehen Mediziner davon aus, dass Menschen mit einer Infektion etwa 2 bis 3 andere mit dem Corona-Virus anstecken. Möglicherweise ist diese Zahl zu klein gegriffen. In China wurde im Frühstadium die überwiegende Mehrheit der Corona-Infektionen zu Beginn der Krise wohl nicht bemerkt. Nur 14 Prozent der Infektionen seien erfasst worden, 86 Prozent aber unentdeckt geblieben, schreibt Jeffrey Shaman von der Columbia University in einer Studie, die am 16. März im Wissenschaftsmagazin Sciene veröffentlicht wurde. Damit habe jeder nachweislich Infizierte etwa 6 anderen Menschen angesteckt.

  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden