Gibt es Medikamente gegen COVID-19?
Bislang gibt es keine Medikamente gegen COVID-19, einigen Wirkstoffen wird aber Potenzial gegen Sars-CoV-2 zugeschrieben. Hier finden Sie Kurznachrichten und Updates zu Meldungen über Medikamente gegen COVID-19 im Überblick.
Kann Dexamethason bei schweren Verläufen von COVID-19 das Leben retten?
Britische Wissenschaftler haben den Entzündungshemmer Dexamethason bei der Behandlung von Patienten mit einem schweren Verlauf von COVID-19 getestet. Laut vorläufigen Ergebnissen konnte diese Behandlung die Sterblichkeit von künstlich beatmeten Patienten um ein Drittel senken. Bei Patienten, die nicht künstlich beatmet wurden, aber Sauerstoff erhielten, sank die Sterblichkeit demnach um gut 20 Prozent. Bei Patienten ohne Notwendigkeit einer Sauerstoffgabe war die Sterblichkeit unverändert.
Die britischen Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse bislang (Stand: 17. Juni 2020) lediglich in einer Pressemitteilung der Universität Oxford veröffentlicht. Eine unabhängige Prüfung steht noch aus. Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Meldung als „Durchbruch“ bezeichnet: Experten warnen vor verfrühter Euphorie.
Was ist Dexamethason und wie könnte es bei COVID-19 helfen?
Dexamethason ist ein seit Jahrzehnten bekannter entzündungshemmender Wirkstoff aus der Gruppe der Gluccocorticoide. Umgangssprachlich werden Medikamente dieser Wirkstoffgruppe als Kortison bezeichnet. Sie werden beispielsweise bei rheumatoiden Erkrankungen, Gelenkerkrankungen, Asthma oder Hauterkrankungen eingesetzt.
Gluccocorticoide sind künstliche Nachbauten des natürlichen Nebennierenrindenhormons Cortisol. Sie hemmen Entzündungen und dämpfen das Immunsystem. Der letztgenannte Effekt könnte sich – so die Vermutung – günstig auf die Sterblichkeit bei COVID-19 auswirken. Sehr schwere Verläufe der Corona-Infektion gehen häufig mit einer stark überschießenden Reaktion des Immunsystems einher, einem sogenannten Zytokinsturm. Wenn das Immunsystem in einer solchen Phase gebremst wird, könnte das auch den Zytokinsturm lindern oder beenden – und die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöhen.
Sind Lebendimpfstoffe als Vorbeugung gegen SARS-CoV-2 geeignet?
Weltweit läuft die Suche nach einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2. Auch wenn mehrere Impfstoffe in fortgeschrittenen Stadien der Erprobung sind: Ob es einen Corona-Impfstoff geben wird, ist ungewiss. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass es noch mehrere Monate, wenn nicht Jahre, bis zu einer Zulassung dauern wird. Daher suchen Forscher nach Alternativen.
In jüngster Zeit machte die Schutzimpfung gegen Tuberkulose (BCG-Impfung) Schlagzeilen. Bei dieser Impfung wird ein Lebendimpfstoff. Das sind Impfstoffe mit abgeschwächten, aber lebenden, Viren oder Virenbestandteilen. Von Lebendimpfstoffen weiß die Medizin, dass sie das Immunsystem trainieren und stärken können – und damit möglicherweise das Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 verringern könnten.
BCG-Impfung Tuberkulose (BCG-Impfung)
Die Medizinische Hochschule Hannover untersucht aktuell (Juni 2020) in zwei klinischen Studien die Wirksamkeit mit einem veränderten Bacillus Calmette-Guérin. Dieser BCG-Impfstoff (VPM 1002) wird in der einen Studie an 1.000 Mitarbeitern aus Gesundheitsberufen und in der anderen Studie an 2.000 Menschen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren erprobt. In den beiden Phase-3-Studien wird die Impfung im Vergleich mit einer wirkstofffreien Impfung (Placebo) untersucht.
Hinweise auf einen besseren Schutz vor Corona-Infektionen gehen unter anderem auf Beobachtungen zurück. In der DDR war die Tuberkulose-Schutzimpfung bis 1990 Pflicht. Möglicherweise erklärt das, warum die Infektionsrate mit SARS-CoV-2 in den neuen Bundesländern kleiner ist als in der ehemaligen Bundesrepublik.
Hydroxychloroquin und Chloroquin
Die Malariamittel Hydroxychloroquin und Chloroquin zählten bis vor wenigen Wochen noch zu den Hoffnungsträgern bei der Suche nach einem Medikament gegen Covid-19. Nun aber sieht es danach aus, als könnten die beiden Wirkstoffe eher schaden als nutzen.
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Remdesivir
Remdesivir ist ein sogenannter antiviraler Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt worden war. Er gilt bereits seit Beginn der Corona-Pandemie als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die medikamentöse Behandlung von Covid-19.
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Autor: Charly Kahle
Stand: 18.06.2020
- Universität Oxford: Low-cost dexamethasone reduces death by up to one third in hospitalised patients with severe respiratory complications of COVID-19
- Medizinische Hochschule Hannover: Tuberkulose-Impfstoff soll Immunsystem gegen Corona-Virus fit machen