COVID-19-Symptome bei Erwachsenen

In den ersten Wochen der Corona-Pandemie galten schwer verlaufende Lungenentzündungen als das typische Symptom von schweren COVID-19-Erkrankungen. Nun mehr mehren sich die Hinweise darauf, dass Gerinnungsstörungen und Gefäßentzündungen lebensgefährliche Komplikationen hervorrufen. Besonders betroffen sind die Risikogruppen mit Vorerkrankungen.

Messe

Durchblutungsstörungen als Ursache für Komplikationen

Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass es bei schweren COVID-19-Erkrankungen unerwartet oft zu Durchblutungsstörungen kommt, die nach bisherigem Stand der Kenntnis auf eine Störung der Blutgerinnung zurückgehen. Demnach verdickt sich das Blut der Erkrankten. Das fördert die Bildung von Blutgerinnseln, die wiederum das Risiko für Lungenembolien, Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Besonders hoch ist das Risiko für Durchblutungsstörungen für Risikogruppen mit Vorerkrankungen, da deren Herz-Kreislaufsystem ohnehin bereits geschädigt ist.

Eine niederländische Studie wertete Daten von 184 Patienten aus, die mit COVID-19 auf Intensivstationen behandelt wurden. In fast einem Drittel der Fälle (31 Prozent) fanden die Ärzte Blutgerinnsel, am häufigsten in der Lunge. Die Autoren bezeichnen die Rate als außergewöhnlich hoch. Dies gelte umso mehr, als die Patienten bereits blutverdünnende Medikamente (Gerinnungshemmer) erhalten hätten.

Konzentration des Gerinnungsfaktors VIII beim Zehnfachen des Normalwerts

Das Institut für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Bonn hat die Blutgerinnung bei COVID-19 untersucht. Demnach steigt die Konzentration des Gerinnungsfaktors VIII mitunter auf das Zehnfache des Normalwerts, zitiert der SPIEGEL den Institutsdirektor Johannes Oldenburg. Das sei „ein explosionsartiger Schub.“ Oldenburg hält es für empfehlenswert, jedem Patienten mit COVID-19 schon auf Verdacht Gerinnungshemmer zu verabreichen, wenn er Symptome zeige.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts [Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit] stehen Komplikationen wie Schädigung des Herzmuskels, Herzmuskelentzündungen (Myokarditis), akute Herzinfarkte (Myokardinfarkt), Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Herzrhythmusstörungen und Gefäßverschlüsse (venöse thromboembolische Ereignisse) wie Lungenembolien oder tiefe Beinvenenthrombosen zumindest „teilweise mit Hyperkoagulabilität bei COVID-19-Patienten in Zusammenhang“.

Gefäßentzündungen als mögliche Ursache von schwersten Verläufen bei Vorerkrankungen

Einen Ansatzpunkt für die besondere Gefährdung von Menschen mit Vorerkrankungen liefert eine Arbeit, die Ärzte der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Zürich Ende April im Fachmagazin Lancet veröffentlicht haben. Bei der Obduktion von 3 COVID-19-Opfern stellten die Schweizer Ärzte Entzündungen des Endothels von Lunge, Herz, Hirn, Nieren und Darm fest. Das Endothel ist eine Zellschicht, die Blutgefäße und Lymphgefäße ausgekleidet. Eine umfassende Entzündung dieser Zellschichten bezeichnen Mediziner als systemische Endotheliitis. Sie kann Durchblutungsstörungen verursachen, die letztlich mehrere Organe schädigen und zum Tod durch Multiorganversagen führen.

Eine systemische Endotheliitis ist für Menschen mit Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzschwäche oder Diabetes besonders gefährlich, weil diese Erkrankungen ohnehin schon mit einem angegriffenen Endothel einhergehen.

Schmerzhafte Hautveränderungen als COVID-19-Symptom

Insbesondere in Spanien, aber auch in Italien und Frankreich, mehren sich Berichte über vorübergehende schmerzhafte Veränderungen an den Zehen als COVID-19-Symptom. Spanische Hautärzte beschreiben im International Journey of Dermatology Läsionen an den Zehen, die dem Aussehen nach stark an Frostbeulen erinnern. Demnach traten die knötchenartigen Hautveränderungen (Papeln) und Rötungen meist an mehreren Zehen auf. Im Verlauf von etwa einer Woche hätten sich die Veränderungen weiter verfärbt und danach von selbst zurückgebildet.

Bei mehreren der Betroffenen sei eine Infektion mit dem neuen Coronavirus zweifelsfrei nachgewiesen. Allerdings seien nicht alle Betroffenen getestet worden. Nach Angaben der Experten ist ein ursächlicher Zusammenhang der Hautveränderungen mit einer Sars-CoV-2-Infektion daher nicht eindeutig belegt, es gebe aber keine andere einleuchtende Erklärung. Das mögliche neue COVID-19-Symptom trat der Veröffentlichung nach vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Mehr über COVID-19-Symptome bei Kindern lesen Sie hier: COVID-19-Symptome bei Kindern

Auch das Robert-Koch-Institut berichtet von zahlreichen Hautsymptomen im Zusammenhang mit COVID-19. Im Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit werden unter anderem juckende Hautausschläge, Papeln und Rötungen genannt, außerdem Hautbilder, wie sie durch Nesselsucht verursacht werden sowie Hautveränderungen in Form von Hautblasen oder Frostbeulen. Die Hautsymptome treten demnach in verschiedenen Stadien der Erkrankungen auf, seien aber mit einer Häufigkeit von 0,2 bis 1,2 Prozent bei schwerer erkrankten Personen selten.

Schwere Wirkungen von COVID-19 auf das Darmgewebe

Verdauungsbeschwerden wie Durchfall begleiten nicht selten auch leichte Verläufe von COVID-19. Wie US-Forscher herausfanden, gibt es aber Anzeichen dafür, dass eine schwer verlaufende Infektion mit Sars-CoV-2 den Darm ernsthaft schädigen kann. In einer Studie berichten die Autoren von Gewebsuntergängen (Nekrosen) an Darmschlingen bei 2 von 412 Patienten. Bei 20 Prozent der Studienteilnehmer fanden sie eine vergrößerte Gallenblase mit sehr kleinen Gallensteinen, dem Gallengrieß oder Gallenschlamm.

  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden