Warum kann ich mich nicht einfach auf Coronaviren testen lassen?
Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen: Wer wüsste nicht gerne, ob er oder sie sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt hat? Warum kann man sich also nicht einfach auf Corona testen lassen?
Warum werden nicht einfach alle Menschen auf SARS-CoV-2 getestet?
Es gibt vor allem zwei Gründe, warum nicht einfach alle Menschen auf SARS-CoV-2 getestet werden.
- Selbst wenn es möglich wäre, alle auf SARS-CoV-2 zu testen: Die Tests spiegeln immer nur eine Momentaufnahme wieder. Eine gesunde nicht infizierte Person, die getestet wird, kann sich jederzeit nach dem Test infizieren. Das negative Testergebnis würde die getestete Person also nur in einem Gefühl falscher Sicherheit wiegen – und so am Ende weitere Infektionen möglicherweise sogar begünstigen.
- Die Testkapazitäten in Deutschland – und der Welt – reichen nicht aus, um alle Menschen auf SARS-CoV-2 zu testen. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes steht in Deutschland seit Ende März eine Labor-Testkapazität von etwas mehr als 105.000 Tests pro Tag zur Verfügung. Damit könnte, eine 7-Tage-Arbeitswoche vorausgesetzt – etwa 735.000 Tests pro Woche ausgewertet werden. Um 87 Millionen Deutsche zu testen, brauchte es bei dieser Kapazität 118 Wochen, also mehr als 2 Jahre, um alle Deutschen zu testen. Selbst bei einer Verzehnfachung der Testkapazitäten käme man immer noch auf fast 3 Monate.
Daher ist es sinnvoll, die Testkapazitäten für die Menschen zu verwenden, bei denen ein positives oder negatives Ergebnis verwertbare Ergebnisse ergibt. Das ist beispielsweise bei der Diagnose von symptomatischen Menschen aus den Hochrisikogruppen der Fall oder bei medizinischem Personal, das mit infizierten Menschen zu tun hat.
Wie kann ich den Verdacht auf eine COVID-19-Infektion ohne Test überprüfen?
Der Verdacht auf eine COVID-19-Infektion lässt sich ohne Test nicht sicher überprüfen. Da sich die Symptome von Erkältungen und COVID-19 stark ähneln, kann nur ein Test unterscheiden, ob es sich um einen harmlosen Husten oder eine COVID-19-Infektion handelt. Während der Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Symptome) wäre dies ein Test auf SARS-CoV-2 (siehe auch: Wie läuft ein Corona-Test eigentlich ab?). Nach überstandener Krankheit bräuchte es einen Corona-Antikörper-Test, um eine Immunität gegen das Virus nachzuweisen.
CovApp der Charité: Wann aber ist der Verdacht auf eine Corona-Infektion begründet?
Um diese Frage strukturiert zu beantworten, hat die gemeinnützige Organisation Data4Life für die Berliner Charité die CovApp entwickelt. Dabei handelt es sich um einen interaktiven Online-Fragebogen. Die CovApp fragt einige Symptome, Verhaltens- und Lebensumstände sowie Vorerkrankungen ab, mit denen sich Anhaltspunkte für eine SARS-CoV-2-Infektion erhärten oder ausschließen lassen. In der Auswertung erhalten Nutzerinnen und Nutzer Empfehlungen, welches Verhalten im Einzelfall am sinnvollsten ist. Das Ergebnis kann man sich auch ausdrucken, um es beispielsweise dem Hausarzt oder einem Gesundheitsamt zu schicken.
Verwandte Fragen im Corona-Special
Autor: Charly Kahle
Stand: 15.04.2020
- Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 15/2020 „Erfassung von SARS-CoV-2-Testzahlen“ https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/15_20.pdf?__blob=publicationFile
- Corona-Fragebogen der Berliner Charité (CovApp) https://covapp.charite.de/