Deutlich weniger Einweisungen wegen Herzinfarkt und Schlaganfall
Wegen Corona trauen sich offenbar weniger Menschen mit Schlaganfall oder Herzinfarkt ins Krankenhaus. Dabei kommt es auf jede Minute an.
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Bei Schlaganfällen und Herzinfarkten kommt es auf Minuten an
Fachleute haben für die deutlich kleinere Zahl von stationären Aufnahmen nur eine Erklärung: Wegen der Corona-Krise trauen sich Menschen mit Anzeichen für Schlaganfall oder Herzinfarkt offenbar nicht mehr, wie sonst ins Krankenhaus zu gehen oder einen Notarzt zu verständigen.
Das kann verhängnisvoll sein. Denn bei der Behandlung von Schlaganfällen und Herzinfarkten ist Zeit der wichtigste lebensrettende Faktor. Mit jeder Minute steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Durchblutungsstörungen des Gehirns bzw. des Herzens tödlich verlaufen. In Deutschland sterben etwa 90.000 Männer und Frauen an den Folgen eines Schlaganfalls. Bei Herzinfarkten sind es knapp 50.000.
Die Fachgesellschaften appellieren daher dringend: Nehmen Sie mögliche Anzeichen von Schlaganfall oder Herzinfarkt ernst. Verständigen Sie bei Symptomen wie neurologischen Ausfallerscheinungen oder plötzlich auftretenden starken Schmerzen einen Notarzt. Sie brauchen keine Angst davor zu haben, sich im Krankenhaus mit Sars-CoV-2 anzustecken. Die sogenannten Stroke- und Chest-Pain-Units sind sicher – und können Leben retten.
Typische Anzeichen für einen Herzinfarkt
Bei diesen Anzeichen sollten Sie umgehend einen Notarzt verständigen (ausführliche Informationen über Symptome und Warnzeichen finden Sie im Krankheitsbild Herzinfarkt):
- Unerklärliche Schmerzen oder ein Engegefühl im Brustkorb (Angina pectoris) mit und ohne Luftnot
- Herzrasen oder Herzstolpern mit eingeschränkter Belastbarkeit
- Unerklärliche Schwindelanfälle oder kurze Bewusstlosigkeiten
Herzrasen und Schlaganfall
Herzrasen bis hin zum Vorhofflimmern zählt zu den großen Risikofaktoren für Schlaganfälle. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt, bei einem Ruhepuls von mehr als 100 Schlägen pro Minute dringend zum Arzt zu gehen. Bei akuten Warnzeichen für einen Schlaganfall wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen sowie neurologischen Ausfallerscheinungen sollten Sie umgehend einen Notarzt verständigen.
- Ausführliche Informationen über Symptome und Warnzeichen finden Sie im Krankheitsbild Schlaganfall.
Herzmedikamente auf keinen Fall wegen Corona absetzen
Viele Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf Medikamente angewiesen. Zu Beginn der Corona-Pandemie sorgten Meldungen für große Verunsicherung, laut denen ACE-Hemmer und Sartane einen schwereren Verlauf von Sars-CoV-2-Infektionen bzw. COVID-19 verursachen könnten. Inzwischen belegen immer mehr Studien, dass diese blutdrucksenkenden Medikamente wohl keinen Einfluss auf den Verlauf von COVID-19 haben. Vielmehr bestätigen mehrere Anfang Mai im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studien die Sicherheit von ACE-Hemmern und Sartanen.
Auch die Deutsche Herzstiftung rät unter Berufung auf kardiologischer Fachgesellschaften dringend davon ab, Medikamente eigenständig abzusetzen oder Dosierungen zu verändern. Das gilt nach Angaben des Wissenschaftlichen Beirats der Herzstiftung auch für Acetylsalicylsäure (ASS) sowie Ibuprofen und andere nicht steroidale Antirheumatika wie Diclofenac oder Naproxen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 07.05.2020
- New England Journal of Medicine: Renin–Angiotensin–Aldosterone System Inhibitors and Risk of Covid-19
- New England Journal of Medicine: Cardiovascular Disease, Drug Therapy, and Mortality in Covid-19
- Deutsche Herzstiftung: Herzmedikamente wie ACE-Hemmer und Sartane auf keinen Fall wegen des Coronavirus absetzen!
- Deutsche Herzstiftung: Coronavirus: Verstärken Entzündungshemmer wie Ibuprofen und ASS die Gefahr für eine COVID-19-Infektion?