Zaubernuss (Hamamelis virginiana)
Pflanzliche Arznei zur Wundpflege – Wirksamkeit bei Hämorrhoiden nach Meinung der Stiftung Warentest nicht belegt. Hier finden Sie mehr zu Wirkstoffen, Anwendung und Nebenwirkungen von Zaubernuss.
Hamamelis ist eine Heilpflanze aus Nordamerika. Schon die Indianer nutzen die Zaubernuss als Mittel der Wundpflege bei Hautverletzungen. Heutzutage ist die Verwendung von Hamamelis weltweit verbreitet. Man findet die Heilpflanze in vielen Produkten für die Hautpflege sowie in Tinkturen und Extrakten gegen Entzündungen des Mund-Rachenraums. Hamamelis zur Wundpflege bewertet die Stiftung Warentest als geeignet. Anders sieht es für Hamamelis-Produkte gegen Hämorrhoiden aus: Die beurteilen die Warentester in ihrem jüngsten Medikamententest (2014) als wenig geeignet.
Auch die Kommission E, eine Sachverständigenkommission des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte, hat eine sogenannte Positivmonografie für Hamamelis bei leichten Hautverletzungen und Entzündungen der Haut und Schleimhäute verfasst. Außerdem nennt die Kommission E Hämorrhoiden und Beschwerden durch Krampfadern als mögliche Einsatzgebiete. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält Hamamelis als nur für die äußerliche Anwendung geeignet.
Heilpflanze Hamamelis (Zaubernuss oder Hamamelis virginia) in Kürze
- lindert Juckreiz, Nässen und Brennen im Hautbereich, hemmt Entzündungen in Mund- und Rachenraum sowie im Afterbereich, fördert die Heilung oberflächlicher Hautverletzungen
- wird oft Hautpflegeprodukten zugesetzt
- bei äußerlicher Anwendung keine Nebenwirkungen (außer Überempfindlichkeitsreaktionen) oder Wechselwirkungen bekannt
- Anwendungsverbote bei Schwangeren, Stillenden und Kindern beachten, nicht auf größere Wunden und auch nicht auf offene Brandverletzungen auftragen
- Anwendungsgebiete: leichte Hautverletzungen, örtlich begrenzte (lokale) Hautentzündungen, Hämorrhoiden im Anfangsstadium (Grad 1 und 2), Krampfaderbeschwerden wie schmerzende und schwere Beine, Entzündungen der Mundschleimhaut.
Gerbstoffe als wirksame Bestandteile
Die wundpflegende Wirkung der Hamamelis wird vor allem durch die Gerbstoffe in der Heilpflanze verursacht. Diese sogenannten Tannine stecken in der Rinde und den Blättern der Hamamelis. In der Rinde handelt es sich um das Hamamelitannin. In den Blättern findet man einen anderen Gerbstoff, ein Catechin.
Gerbstoffe wirken adstringierend
Die Gerbstoffe aus der Hamamelis wirken adstringierend. Sie sorgen dafür, dass sich Haut und Schleimhäute nach Verletzungen zusammenziehen. Dieser Effekt kommt zustande, indem die Gerbstoffe mit körpereigenen Eiweißen im Wundgebiet reagieren. Dabei verändert sich die Oberflächenstruktur der Zellen – und damit die von Haut und Schleimhäuten. Das hat bei Verletzungen mehrere positive Effekte.
Das Zusammenziehen verkleinert die Wundoberfläche und erleichtert es den gegenüberliegenden Rändern einer Verletzung, eines Schnitts beispielsweise, schneller zusammen zu wachsen. Gleichzeitig verdichtet sich die Oberfläche der Wunde. Das erschwert es Krankheitserregern, in die Wunde einzudringen und Infektionen zu verursachen oder zu verstärken. Ferner sorgt die zusammenziehende Wirkung aller Wahrscheinlichkeit dafür, dass Nervenenden im Wundbereich weniger stark gereizt werden. Das lindert Verletzungssymptome wie Schmerzen und Juckreiz.
Hamamelis fördert nicht nur die Heilung von Hautverletzungen, sondern wirkt auch auf den Schleimhäuten. Deshalb werden Mundwasser oder Lösungen mit Hamamelis häufig bei Entzündungen der Schleimhäute in Mund und Rachen sowie bei Aphthen eingesetzt.
Die positiven Eigenschaften machen sich auch Kosmetikhersteller zunutze. Hamamelis ist in vielen Hautpflegeprodukten enthalten. Das sind sehr oft Hautpflegeprodukte, die vor allem nach der Rasur zur Hauterfrischung oder zur Pflege kleiner Schnittwunden eingesetzt werden.
Hamamelis anwenden
Hamamelis wird heutzutage nur noch äußerlich angewendet. Und für diesen Fall sind bis auf Überempfindlichkeitsreaktionen keine Nebenwirkungen und Wechselwirkungen bekannt.
Anwendungsverbote von Hamamelis
Hamamelis-Präparate sollten nicht auf größere Wunden und auch nicht auf offene Brandverletzungen aufgetragen werden. Etwaige Krankheitserreger könnten durch die Hamamelis-bedingte Oberflächenverdichtung in der Wunde verbleiben und Infektionen auslösen.
Vorsichtshalber sollten Schwangere und Stillende auf Hamamelis-Zubereitungen verzichten.
Bei leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut sollten Hamameliszubereitungen nicht bei Kindern unter 6 Jahren (Hamamelisblätter) beziehungsweise Kindern unter 12 Jahren (Hamamelisrinde) angewendet werden. Zudem gibt es keine Anwendungsempfehlung für Jugendliche unter 18 Jahren bei durch Hämorrhoiden verursachtes Jucken und Brennen. Die Sicherheit bei allen genannten Personengruppen ist bislang noch nicht ausreichend untersucht worden.
Autor: Charly Kahle
Stand: 28.07.2017