Odermennig (Agrimonia eupatoria)

Lindert Juckreiz – Schützt Haut und Schleimhäute – Regt Appetit und Gallenfluss an. Hier finden Sie mehr zu Wirkstoffen, Anwendung und Nebenwirkungen von Odermennig.

Odermennig (Agrimonia eupatoria)

Odermennig zählt zu den weniger bekannten Heilpflanzen. Im Mittelalter war das noch anders. Zu dieser Zeit galt die Heilpflanze als Kraut für nahezu alle Fälle. Geblieben ist die innerliche Anwendung gegen Appetitlosigkeit, leichte Verdauungsbeschwerden und bei leichtem Durchfall. In Form von Mundspülungen, Sitzbädern, Einreibungen, Salben oder Umschlägen entfaltet Odermennig seine Wirkung gegen Zahnfleischbluten, Mund- und Rachenschleimhautentzündungen sowie Juckreiz bei Hauterkrankungen und Hämorrhoiden.

Heilpflanze Odermennig (Agrimoniae herba) in Kürze

  • stoppt leichten Durchfall, lindert Juckreiz bei Hautkrankheiten, stillt Zahnfleischbluten und leichte Hautblutungen, wirkt antibakteriell bei Schleimhautentzündungen
  • enthält viele Gerbstoffe
  • nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten einsetzen
  • insgesamt gut verträglich
  • in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern nicht verwenden
  • Anwendungsgebiet: leichter Durchfall, Juckreiz bei Hauterkrankungen, Zahnfleischbluten, Rachenschleimhautentzündung, Hämorrhoiden, möglicherweise Harnwegserkrankungen.

Wirkstoffe und Wirkweise

Die oberirdischen Teile von Odermennig werden getrocknet als Heilpflanze (als Agrimoniae herba bezeichnet) verwendet. Sie enthalten bis zu 10 Prozent Gerbstoffe. Bitterstoffe, Triterpene, Flavonoide, Polyphenole und etwas ätherisches Öl sind weitere Bestandteile.

Wirkung auf Schleimhäute

Gerbstoffe und Schleimstoffe haben bei innerlicher Anwendung oft eine schützende Wirkung auf die Schleimhäute. Im Fall von Odermennig ist diese Wirkung vor allem auf die Darmschleimhaut gerichtet. Die Gerbstoffe sorgen dafür, dass sich die Schleimhaut zusammenzieht. Damit kann keine Flüssigkeit mehr vom Körper in den Darm gelangen. Diese Wirkung unterstützen die Schleimstoffe, die eine Art Schutzfilm auf die Darmschleimhaut legen. Gleichzeitig können Krankheitserreger nicht mehr so gut in die Schleimhaut gelangen. Dadurch beruhigt sich die Darmschleimhaut.

Wirkung gegen Juckreiz

Die zusammenziehende (adstringierende) Wirkweise zeitigt den Effekt der äußerlichen Anwendung von Odermennig auf der Haut beziehungsweise Schleimhäuten beim Gurgeln. Durch eine Veränderung von Eiweißen werden kleine Wunden abgedichtet und Hautblutungen sowie Zahnfleischbluten gestoppt. Wunden heilen schneller ab. Öfter auftretendes Zahnfleischbluten sollte jedoch grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden.

Zudem lindert die Heilpflanze Juckreiz bei Hauterkrankungen, bei Entzündungen der Schleimhäute in Mund und Rachen sowie bei Hämorrhoiden.

Wirkung auf Appetit und Verdauung

Bitterstoffe regen schon bei der Wahrnehmung des bitteren Geschmacks im Mund reflexartig den Verdauungsprozess an. Vor allem schüttet der Körper mehr Gallenflüssigkeit aus. Das regt wiederum den Appetit an – und fördert die Verdauung.

Wirkung auf Harnwegserkrankungen denkbar

Einige Naturheilkundler setzen Odermennig auch bei Harnwegserkrankungen ein. Die Wirkung ist zumindest theoretisch nachvollziehbar, enthält Odermennig doch Polyphenole. Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken entzündungshemmend und könnten so beispielsweise Blasenentzündungen positiv beeinflussen. Ausreichende wissenschaftliche Studien dazu fehlen allerdings bislang.

Odermennig anwenden

Odermennig ist eine sehr gut verträgliche Heilpflanze – für alle Menschen ohne besonders empfindlichen Magen. Die Gerb- und Bitterstoffe verursachen bei entsprechend empfindlichen Personen mitunter Bauchschmerzen und Unwohlsein mit Erbrechen. Nebenwirkungen sind ansonsten nicht zu erwarten.

Vorsichtsmaßnahmen

Die Unbedenklichkeit der Anwendung von Odermennig-Produkten bei Schwangeren und Stillenden sowie Kindern ist nicht nachgewiesen. Fragen Sie daher Ihren Arzt, ob und wie Sie Odermennig einsetzen können.

Medikamente mit Odermennig sollten nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Der Grund: Die Heilpflanze kann die Aufnahme von Medikamenten im Darm beeinträchtigen. Damit könnten andere Medikamente ihre Wirkung verlieren.

Odermennig selbst verarbeiten

Odermennig ist in Mitteleuropa und vielen anderen Teilen der Welt weit verbreitet. Die Heilpflanze bevorzugt eher trockene Standorte auf Wiesen, an Wegrändern oder abfallenden Hängen. Die beste Zeit für das Sammeln ist im Juni und Juli. Sammeln Sie die ganze Pflanze ohne Wurzel. Sie können den Odermennig an der Luft trocknen. Bei künstlicher Wärme sollte die Temperatur über 40 Grad liegen, da sich die Wirkstoffe ansonsten nicht erhalten.

Odermennig-Tee und Umschläge

2 TL getrocknetes und geschnittenes Odermennigkraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen. 5 Minuten ziehen lassen und abgießen. 2 bis 3 Tassen täglich helfen gegen leichten Durchfall sowie bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden.

Sie können den Tee auch für feuchte Umschläge gegen Hauterkrankungen und Juckreiz sowie als Gurgellösung verwenden. Einige Pflanzenkundige empfehlen, für die äußerliche Anwendung einen stärkeren Ansatz mit 4 statt 2 TL der Heilpflanze anzusetzen. Diese höhere Dosierung ist besonders für Sitzbäder bei Hämorrhoidalbeschwerden zu empfehlen.

Autor: Charly Kahle

Stand: 28.07.2017

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