Knoblauch (Allium sativum)
Wirkweise und Wirkstoffe der Heilpflanze Knoblauch: Stiftung Warentest bestätigt Nutzen bei Gelenkschmerzen.
Als Wunderknolle wird Knoblauch gerne beschrieben. Die Zwiebel mit dem lateinischen Namen Allium sativum soll vor Arterienverkalkung schützen, Erkältungen verkürzen, den Appetit anregen, den Cholesterinspiegel senken und sogar das Altern verlangsamen. Wo so viel getrommelt wird, ist Skepsis angebracht. Unabhängige Experten halten die meisten Studien über die positiven Effekte von Knoblauch für nicht ausreichend aussagekräftig.
Beispiel: Viele Studien beobachten einen Effekt von Knoblauch auf den Cholesterinspiegel und die Blutgerinnung. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus: Diese Ergebnisse wurden im Reagenzglas erzielt. Oder: Menschen in Mittelmeerländern haben eine höhere Lebenserwartung als in Deutschland. Und Mittelmeeranwohner essen mehr Knoblauch. Ein Zusammenhang zwischen Knoblauchkonsum und Lebenserwartung ist dadurch aber nicht belegt.
Heilpflanze Knoblauch (Allium sativum) in Kürze
- experimentell nachgewiesen: senkt den Cholesterinspiegel (nur LDL-Cholesterin) und hemmt die Blutgerinnung, dadurch möglicherweise gefäßschützend; leichte keimtötende Wirkung auf Bakterien, Pilze und Viren; fördert die Verdauung
- behauptete Effekte auf alterungsbedingte Arteriosklerose nicht eindeutig belegt
- nicht ohne ärztlichen Rat gemeinsam mit den blutgerinnungshemmenden Wirkstoffen Phenoprocoumon und Warfarin einnehmen
- Anwendungsgebiete: Unterstützung von diätetischen Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte, Vorbeugung von Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
Alliin – der Wirkstoff im Knoblauch
Der Wirkstoff in den Knoblauchzehen heißt Alliin. Dabei handelt es sich um eine schwefelhaltige Aminosäure, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehört. Beim Kontakt mit Luft – in der Regel also beim Zerkleinern frischen Knoblauchs - reagiert Alliin und wird schnell zu Allicin umgewandelt. Allicin verleiht zerkleinertem Knoblauch den typischen Geruch. Auch Allicin ist eine sehr kurzlebige Verbindung, die sich schnell in andere Schwefelprodukte verwandelt.
Die blutgerinnungshemmende, entzündungshemmende, antibiotische und antivirale Wirkung von Knoblauch konnte in Laborversuchen nachgewiesen werden. Diese Effekte werden dem Alliin und seinen Abbauprodukten zugeschrieben. Wie die Wirkung zustande kommt, können die Experten bislang nicht beantworten.
Zudem geht man unter anderem davon aus, dass Allicin bestimmte Funktionseiweiße hemmt, die am Fettstoffwechsel beteiligt sind. Im Ergebnis ergaben Labor-Experimente eine Senkung der Konzentration des „schlechten“ LDL-Cholesterins. Auf den Menschen übertragbar waren diese Effekte trotz vieler Studien bislang nicht.
Eine günstige Wirkung von Knoblauch gegen Arteriosklerose könnte ferner durch verbesserte Fließeigenschaften des Blutes begründet sein. Diesen Effekt soll Knoblauch erzielen, indem es auf ungeklärte Art und Weise die Zusammenlagerung von Blutplättchen mindert.
Knoblauch anwenden
In aller Regel ist die Heilpflanze Knoblauch als Lebensmittel sehr gut verträglich. Manche Menschen reagieren allerdings mit Magenschmerzen auf knoblauchhaltiges Essen.
Bei Knoblauchpräparaten sind einige Anwendungseinschränkungen zu beachten.
Anwendungsverbote
Wenn Sie Blutgerinnungsmittel anwenden, sollten Sie vor der Einnahme von hoch dosierten Knoblauchpräparaten vorsichtshalber mit Ihrem Arzt sprechen. Der Grund: Knoblauch kann die Wirkung dieser Medikamente erhöhen und so die Blutungsneigung verstärken. Das gilt besonders für die weitverbreiteten Gerinnungshemmer Phenoprocoumon und Warfarin.
Kein Knoblauch vor Eingriffen
Wegen der gerinnungshemmenden Wirkung dürfen Sie vor chirurgischgen Eingriffen keine Knoblauchpräparate einnehmen. Das gilt nicht nur für Operationen, sondern auch für kleinere Eingriffe, beispielsweise beim Zahnarzt oder Hautarzt.
Wechselwirkungen
Knoblauch könnte den Blutdruck senken, weil er möglicherweise eine gefäßerweiternde Wirkung hat. Das verstärkt mitunter die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten wie ACE-Hemmern oder Kalziumkanalblockern. Zudem wurde festgestellt, dass hoch dosierter Knoblauch die Wirkung von HIV-Protease-Hemmstoffen wie Saquinavir abschwächt. Nach Ansicht einiger Experten senkt Knoblauch die Blutkonzentration der HIV-Medikamente zum Teil dramatisch. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine regelmäßige Therapiekontrolle bei Patienten, die gleichzeitig hoch dosierten Knoblauch und HIV-Protease-Hemmstoffe einnehmen.
Nebenwirkungen
Am bekanntesten sind wohl die veränderten Gerüche von Atemluft und Haut. Selten können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall auftreten. Auch Hautreaktionen mit Brennen, Juckreiz und Rötungen sind bei der Einnahme von Knoblauchpräparaten möglich. Bei sehr hohen Dosen kann der Blutdruck sinken und Schwindel auftreten.
Knoblauch ohne Knoblauchgeruch
Viele Menschen stören sich am Knoblauchgeruch. Der kommt zustande, weil wir die Schwefelverbindungen aus der Heilpflanze über den Atem und die Haut wieder ausscheiden. Und dagegen ist kein Kraut gewachsen. Hausmittel wie ein Glas Milch, Petersilie oder andere Kräuter und Kaugummis können den kräftigen Geruch nur zeitweise übertünchen. Wer auf die Wirkung von Knoblauch setzt, muss den Geruch in Kauf nehmen.
Die Stiftung Warentest schreibt in einem Medikamententest (September 2014), dass geruchsfreie Knoblauch-Präparate medizinisch nicht nennenswert wirken könnten, da sich bei der Herstellung alle wirksamen Verbindungen schnell in wirkungslose Abbauprodukte verwandelten.
Autor: Charly Kahle
Stand: 28.07.2017