Holunder (Sambucus nigra)

Als schweißtreibende und sekretlösende Heilpflanze hat Holunder seinen festen Platz in der pflanzlichen Hausapotheke.

Holunder (Sambucus nigra)

Erinnern Sie sich an Ihre Kindheit. Sie sind vielleicht sechs Jahre alt, haben eine Erkältung mit Fieber, Husten und Schnupfen. Sie schwitzen, das Gesicht ist gerötet – und trotzdem sollen Sie die warme Decke immer bis zur Nasenspitze hochziehen, damit Ihnen schön warm bleibt und Sie die Erkältung ausschwitzen. Haben Sie das als Kind auch nicht verstanden? Noch schwerer fällt es Kindern oft, in diesem Zustand heiße Tees zu trinken, die Mütter gerne ans Bett bringen. Im Fall von Erkältungen sind das oft Tees mit Holunder, Lindenblüten oder Thymian - häufig auch eine Kombination dieser und anderer Heilpflanzen. Erkältungstees sollen helfen, Infekte auszuschwitzen. Und Studien legen nahe, dass Holunder-Anwendungen die Erkältungsdauer zumindest verkürzen können.

Heilpflanze Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) in Kürze

  • gilt als schweißtreibend und sekretlösend, entzündungshemmend, leicht harntreibend und leicht abführend
  • experimentell insulinähnliche Effekte, keine Studien am Menschen dazu
  • keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt
  • Vergiftungsgefahr mit Übelkeit und Erbrechen durch Sambunigrin in Blättern, Rinde, unreifen Beeren und Samen
  • Verwendung meist als Tee oder Saft
  • Anwendungsgebiete: Symptomlinderung bei Erkältungen und Grippe, Stärkung der Immunabwehr

Wirkstoffe und Wirkweise

Es sind vor allem die Pflanzenfarbstoffe aus Holunderblüten und Holunderbeeren, die für die pharmazeutischen Effekte der Heilpflanze verantwortlich gemacht werden. Eine wesentliche Rolle unter den sekundären Pflanzenstoffen spielen Rutin und Hyperosid als Flavonoide. Beide Farbstoffe kommen auch in vielen anderen Heilpflanzen vor. Außerdem enthalten die Holunderblüten eine kleine Menge ätherisches Öl. In den Holunderbeeren finden sich weitere Farbstoffe wie Sambucin und Sambucyanin. Und: Holunderbeeren sind sehr reich an Vitamin C, B-Vitaminen und Folsäure.

Schwitzeffekt und Sekretlösung nicht belegt

Auch wenn Holunder seinen festen Platz in der Behandlung von Erkältungssymptomen hat: Die Wirkung und die Wirkweise sind wissenschaftlich kaum untersucht und erklärt. Einige Experten sagen, der Schwitzeffekt und die sekretlösende Wirkung könnten einfach durch das heiße Getränk entstehen. Andere Forscher vermuten, dass diese Effekte vor allem durch das ätherische Öl des Holunders und die Pflanzenfarbstoffe bewirkt werden.

Der hohe Vitamingehalt von Holunderbeeren dürfte eine immunstärkende Wirkung erklären. Allerdings darf der Saft bei der Herstellung und Zubereitung nicht gekocht werden. Denn Vitamin C und viele andere Vitamine sind nicht hitzebeständig. Sie zerfallen bei Temperaturen ab 65 Grad. Deshalb kann auch die oft verwendete „heiße Zitrone“ bei Infekten nicht helfen, wenn sie zu stark erhitzt wurde.

Wie der harntreibende und abführende Effekt von Holunder zustande kommt, ist ebenfalls nicht ausreichend untersucht und erklärt.

Holunder anwenden

Die Anwendung von Holunder ist – von der Vergiftungsgefahr durch unreife Beeren abgesehen – leicht und sicher. Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen und Anwendungsverbote für Produkte mit Holunder sind nicht bekannt.

Holunder sammeln

Holunder wächst in unseren Breitengraden an vielen Wegesrändern. Der 3 bis 7 Meter große Strauch ist an dem charakteristischen Stamm und den flachen, doldenartigen Blüten auch für den Laien zu erkennen. Blüten sammelt man von Mai bis Juli, die Beeren sind reif, wenn sie im späten Herbst glänzend schwarz geworden sind.

Verwechslungsgefahr mit Zwergholunder

Der Zwergholunder sieht dem Schwarzen Holunder recht ähnlich. Allerdings ist Attich, wie Zwergholunder auch genannt wird, höchstens 2 Meter hoch. Die schwarzen Beeren des Zwergholunders sind giftig. Sie verursachen Erbrechen und Durchfall.

Unreife Holunderbeeren sind giftig

Vorsicht! Vor allem in unreifen oder ungekochten reifen Holunderblüten steckt eine giftige Substanz: Sambunigrin. Gelangt dieses Gift in den Körper, kann es Blausäure freisetzen und die entsprechenden Vergiftungserscheinungen verursachen. Typische Symptome sind Übelkeit und Erbrechen.

Wenn Sie Holunder und Holunderbeeren selbst sammeln und verarbeiten: Verwenden Sie nur reife Früchte! Wenn Sie die Holunderbeeren kochen, zersetzen Sie das Gift in jeden Fall – das gilt aber leider auch für die wertvollen Inhaltsstoffe. Wenn Sie sicher sein wollen: Kaufen Sie Holunderbeeren-Zubereitungen in der Apotheke oder dem Reformhaus.

Rezept für Holunderblüten-Tee

Etwa 2 TL getrocknete Holunderblüten mit 250 ml heißem Wasser übergießen. 10 Minuten und ziehen lassen, abgießen und in kleinen Schlucken trinken. Bei einer Schwitzkur gegen Erkältungen trinken Sie am besten 500 ml Holunderblüten-Tee.

Holunder-Tee als harntreibendes Mittel

Eine große Trinkmenge ist auch geeignet, wenn Sie Holunderblüten als harntreibendes Mittel einsetzen. Dazu verwenden Sie am besten Rinde und Blätter des Holunders. Geben Sie auf 4 TL getrocknete und gemahlene Rinde und Blätter 500 ml kaltes Wasser. Das Gemisch bis kurz vor den Siedepunkt erhitzen und sofort abgießen. Den Tee in kleinen Schlucken verteilt über den Tag trinken.

Autor: Charly Kahle

Stand: 28.07.2017

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