Enzian, Gelber Enzian (Gentiana lutea)
Gelber Enzian ist durch die Verwendung als Heilpflanze und in Schnaps stark von der Ausrottung bedroht.
Bei einem Ausflug in die Berge ist der Enzian nahezu allgegenwärtig –auf den Getränkekarten der Hütten. Auf den Bergwiesen sind die Heilpflanze Gelber Enzian und ihre Verwandten nahezu ausgerottet. In Deutschland gilt der Enzian als stark gefährdet, in Portugal ist er laut World Wide Fund For Nature (WWF) ausgerottet. In weiten Teilen Süd- und Südosteuropas ist er vom Aussterben bedroht. Der Grund: Jährlich werden etwa 6000 Tonnen Enzianwurzel zu medizinischen Zwecken und die Schnapsbrennerei verbraucht. Der weitaus größte Teil stammt nach wie vor aus wild wachsenden Pflanzen. Der Anbau in Kulturen steckt noch im Experimentalstadium.
Heilpflanze Gelber Enzian (Gentiana lutea) in Kürze
- regt den Appetit und die Verdauung an, löst festsitzenden Schleim in den Atemwegen
- kaum Anbau in Kulturen, Wildsammlung gefährdet den Bestand der Heilpflanze stark
- für Schwangere und Stillende sowie Kinder unter zwölf Jahren nicht geeignet
- keine Verwendung bei Geschwüren in Magen oder Darm sowie bei Gallenwegsverschluss, bei Gallensteinen nur nach ärztlicher Rücksprache
- Anwendungsgebiete: Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl oder Blähungen, Unterstützung der Gallenfunktion bei Gallenerkrankungen, Nasennebenhöhlenentzündungen und Erkältungskrankheiten.
Bitterstoffe machen Enzian beliebt
Enzian ist vor allem wegen des hohen Gehaltes an Bitterstoffen in der Wurzel so beliebt. Schon seit Jahrhunderten destillieren die Menschen in den europäischen Bergen einen Magenbitter aus Enzian. Der fördert die Verdauung und regt den Appetit an.
Art und Konzentration der Bitterstoffe machen die Enzianwurzel außerdem begehrt. Die Bitterstoffe zählen zu den besonders intensiven Secoiridoid-Bitterstoffen. Die weiteren Inhaltsstoffe der Enzianwurzel scheinen nicht von medizinischem Belang zu sein.
Positive Wirkung der Bitterstoffe
Bitterstoffe regen den Appetit und die Verdauung an, weil sie den Organismus schon beim Schmecken auf Nahrungsverwertung einstellen. Über die Geschmacksknospen auf der Zunge regt der bittere Geschmack einen Reflex im Körper an. Der führt unter anderem dazu, dass der Magen und die Galle mehr Verdauungssäfte, also Magensäure und Gallenflüssigkeit, produzieren. Außerdem steigt durch diesen Reflex die Konzentration des Verdauungshormons Gastrin.
Wegen dieser Wirkungen lindert Enzian Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl und Blähungen. Außerdem unterstützt es die Funktion der Galle bei Gallenstörungen.
Weniger bekannt - und durch Studien auch nicht ausreichend belegt - ist die schleimlösende Wirkung von Enzian. Wurzelextrakte können aber bei Entzündungen des Nasen-Rachen-Raumes oder Bronchitis festsitzenden Schleim lösen.
Enzian anwenden
Ob und wie Sie Enzian anwenden, ist eine persönliche Entscheidung. Dagegen spricht vor allem, dass die Produktion von Enzian-Tropfen sowie Enzian-Schnäpsen die ohnehin schon stark geschrumpften Bestände dieser heimischen Bergpflanze zerstört. Enzian steht in Deutschland unter Artenschutz und das Sammeln wilden Enzians ist verboten.
Enzian und Alkohol
Medizinische Zubereitungen aus Enzian, in der Regel sind das Enzian-Tropfen, enthalten bis zu 70 Prozent Alkohol. Für Alkoholiker sind diese Präparate daher nicht geeignet. Wegen der geringen Menge, mit der die Tropfen angewendet werden, ist allerdings nicht davon auszugehen, dass Enziantropfen die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit begünstigen. Dies ist mehr bei Heilpflanzenzubereitungen aus Melisse beispielsweise der Fall.
Anwendungsverbote (Gegenanzeigen)
Enzian dürfen Sie nicht verwenden, wenn eine erhöhte Produktion von Magensäure unerwünscht ist. Das ist der Fall bei Magengeschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren oder auch nach einer Magenverkleinerung. Bei Gallentsteinen sollten Sie vor der Anwendung einen Arzt befragen. Bei einem Verschluss der Gallenwege darf Enzian nicht eingenommen werden.
In Schwangerschaft und Stillzeit sollten Sie – auch wegen des Alkoholgehaltes – auf Enzian verzichten. Zudem wurden im Laborversuch Xanthone (gehören zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe) mit erbgutverändernden Eigenschaften nachgewiesen.
Nebenwirkungen
In seltenen Fällen kommt es nach der Einnahme von Enzian-Präparaten zu Kopfschmerzen oder Magenschmerzen, sehr selten auch zu Juckreiz und Herzrasen.
Tee-Rezept
Übergießen Sie 2 bis 3 g geschnittene oder pulverisierte Enzianwurzel mit 250 ml siedendem Wasser und lassen Sie diesen Sud etwa 10 Minuten stehen. Dann abseihen und 3 bis 4 mal täglich in kleinen Schlucken langsam trinken. Um den Appetit anzuregen, sollte der Tee eine halbe Stunde vor der Mahlzeit getrunken werden, bei Verdauungsbeschwerden 15 Minuten nach dem Essen.
Enzianwurzel eignet sich auch für Magentees mit Wermutkraut, Schafgarbe und Tausendgüldenkraut.
Autor: Charly Kahle
Stand: 28.07.2017