Fenchel (Foeniculum vulgare)
Fenchel, Fencheltee und Fenchelöl begleiten uns von Kindesbeinen an - bei Magen-Darm-Problemen und Erkältungen.
Fenchel kennen die meisten Menschen mehr oder weniger von Geburt an. Es beginnt schon als Kleinkind mit Fencheltee gegen Blähungen und krampfartige Magenschmerzen. Dann folgen Fenchel-Bonbons, Hustensäfte mit Fenchel - und irgend landet der Fenchel auch auf dem Essensteller. An diesem Punkt setzt bei vielen Kindern der Widerspruch ein - wegen des leicht bitteren und lakritzähnlichen Geschmacks.
Heilpflanze Fenchel (Foeniculum vulgare) in Kürze
- beruhigt und entspannt Magen und Darm, verflüssigt festsitzenden Schleim und fördert das Abhusten in Schwangerschaft und Stillzeit
- nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden
- kontroverse Diskussion um möglicherweise krebsauslösende Bestandteile des Fenchelöls
- im Allgemeinen sehr gut verträglich, bei entsprechender Neigung allergische Hautreaktionen
- Fenchelöl nicht bei Asthma und bei Kindern unter 3 Jahren anwenden
Anwendungsgebiete
Krampfbedingte Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Erkältungskrankheiten mit Schleimbildung wie Husten und Schnupfen.
Fenchel und Schwangerschaft
Trotz seiner insgesamt guten Verträglichkeit und Wirkung ist die Heilpflanze Fenchel in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen geraten. Der Grund sind zwei Inhaltsstoffe des Fenchelöls, Methyleugenol und Estragol. Tierversuche haben gezeigt, dass von diesen Stoffen ein erhöhtes Krebsrisiko ausgehen könnte. Das Bundesinstitut für die Risikobewertung von Medikamenten hat daraufhin schon 2002 empfohlen, dass die Konzentration dieser Stoffe so niedrig sein soll wie möglich. Einen Grenzwert hat das BfR aber nicht festgesetzt. Außerdem gibt es Hinweise, dass Fenchelöl vorzeitige Wehen auslösen könnte. Kritiker bemängeln, dass das Vorgehen des BfR einer angemessenen Risikobewertung nicht entspricht. Der Hintergrund: Fencheltee wird vor allem von Schwangeren, Babys und Kleinkindern getrunken. Und für diese Personengruppen gelten bei allen Medikamenten besonders strenge Schutzvorschriften. Fenchelhonig wird außerdem als Hausmittel gegen Blähungen bei Babys und Kleinkindern verwendet. Tatsache ist aber auch, dass Methyleugenol und Estragol in Fencheltee und Fenchelhonig in aller Regel nur in sehr geringen Dosierungen enthalten sind.
Wirkung von Fenchel
Die Wirkung von Fenchel beruht auf den Inhaltsstoffen seines ätherischen Öls. Fenchelöl in medizinischen Präparaten besteht bis zu 70 Prozent aus trans-Anethol, bis zu einem Viertel aus Fenchon und dem bereits erwähnten Estragol. In süßem Fenchel sind die beiden letztgenannten Substanzen deutlich geringer konzentriert. Trans-Anethol und Fenchon wirken vor allem schleimlösend und unterstützen den Transport des Schleims aus den Bronchien in die Atemwege. Das erleichtert das Abhusten und lindert so die Symptome bei Husten oder Bronchitis. Die krampflösenden und verdauungsfördernden Eigenschaften des Fenchels sind im Einzelnen nicht untersucht. Es ist davon auszugehen, dass die Bitterstoffe im ätherischen Fenchelöl hier ihren Beitrag leisten. Im Ergebnis lindert Fenchel effektiv Blähungen und krampfbedingte Bauchschmerzen sowie Völlegefühl. Fencheltee regt außerdem die Milchbildung bei Müttern an. Schwangere und Stillende sollten die Verwendung von Fencheltee und Fenchelpräparaten aber vorsichtshalber mit ihrem Arzt oder Apotheker besprechen.
Gegenanzeigen und Wechselwirkungen
Jenseits der Problematik um Fenchelöl für Schwangere und Kinder ist Fenchel eine sehr gut verträgliche Heilpflanze. In sehr seltenen Fällen kommt es zu allergischen Reaktionen, die sich auf der Haut oder als Magenbeschwerden und Blähungen oder Durchfall äußern können.
Bei einer Allergie gegen Doldenblütler (zum Beispiel Sellerie, Kümmel oder Dill) oder einer Überempfindlichkeit gegen Anethol sollten keine fenchelhaltigen Zubereitungen angewendet werden. Bitterfenchelöl sollte nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden. Zudem ist die richtige Lagerung des Bitterfenchelöls wichtig. Bei Lichteinwirkung könnte Anethol zu Photoanethol mit östrogenähnlichen Eigenschaften oxydieren. Wechselwirkungen von Fenchel mit anderen Medikamenten oder Heilpflanzen sind nicht bekannt.
Anwendung von Fenchelöl
Fenchelöl ist ein ätherisches Öl. Und für diese gelten Vorsichtsmaßnahmen bei Asthmatikern sowie Babys und Kleinkindern. Bei Asthma fragen Sie bitte Ihren Arzt, ob er Fenchel für Sie empfehlen kann. Babys und Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr sollten grundsätzlich keine ätherischen Öle inhalieren. Auch Einreibungen sollten so erfolgen, dass die Dämpfe nicht in Nase und Mund der Kinder geraten. Der Grund: Die ätherischen Öle können Atemnot verursachen. Fencheltee frisch zubereiten Ein Teeaufguss mit Fenchel ist leicht selbstherzustellen. Einfach 1 bis 2 TL frisch zerkleinerte Fenchelfrüchte mit einem Viertelliter heißen (nicht kochendem) Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Mehrmals täglich 1 bis 2 Tassen trinken. Für eine bestmögliche Wirkung sollten die Fenchelfrüchte zunächst zerstoßen und zerrieben werden.
Giftige Doppelgänger von Fenchel
Wenn Sie wilden Fenchel sammeln möchten, sollten Sie auf einen giftigen Doppelgänger achten. Schierlingsfrüchte sehen den Fenchelfrüchten zum Verwechseln ähnlich. Das Gift des Schierlings ist lebensgefährlich und seit der Antike wegen des Schierlingsbechers bekannt, mit dem Sokrates getötet wurde.
Autor: Charly Kahle
Stand: 28.07.2017