Engelwurz, Angelikawurzel (Angelica archangelica)

Bitterstoffe regen Appetit und Verdauung an – Für Schwangere nicht geeignet.

Engelwurz, Angelikawurzel (Angelica archangelica)

Nach einer schweren Mahlzeit sind Kümmelschnäpse weltweit als vermeintliche Verdauungshelfer bekannt. Alkohol fördert – im Gegensatz zum Kümmel als Heilpflanze – die Verdauung nicht, sondern belastet sie. Nun soll es aber Menschen geben, die Kümmel nicht mögen. Vielleicht ist der Engelwurz eine Alternative für Sie.

Die Heilpflanze, auch als Angelikawurzel bezeichnet, wirkt ähnlich gut gegen Blähungen oder Völlegefühl – aber auch bei Appetitlosigkeit beispielsweise oder Reizmagensyndrom. Und wer auf den Schnaps nach dem schweren Essen nicht verzichten will: Engelwurz ist in einigen Kräuterlikören deutscher Herkunft enthalten.

Heilpflanze Engelwurz (Angelica archangelica) in Kürze

  • regt den Appetit an, fördert die Verdauung, wirkt entkrampfend und schmerzlindernd auf den Magen-Darm-Bereich
  • Pflanze kann bei Hautkontakt sonnenbrandähnliche Schäden verursachen
  • nicht in der Schwangerschaft anwenden (kann vorzeitige Wehen auslösen)
  • keine Anwendung bei Magengeschwüren oder Darmgeschwüren
  • Anwendungsgebiete: Verdauungsstörungen und Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl und Blähbauch, Appetitlosigkeit, leichte Magenkrämpfe und Reizmagen; äußere Anwendung des ätherischen Öls bei Nervenschmerzen und rheumatischen Beschwerden wird aufgrund der Risiken abgelehnt.

Wirkstoffe und Wirkweise

Die Wirkstoffe des Engelwurzes stecken vor allem in der Angelikawurzel. Der wirksame Bestandteil ist vor allem ätherisches Öl. Es besteht wiederum bis zu 90 Prozent aus sogenannten Monoterpenen. Einen kleinen Anteil der Ölfraktion machen Bitterstoffe aus der Gruppe der Sesquiterpene aus.

Die Wirkungen des Engelwurzes gründen vor allem auf den Bitterstoffen. Bittere Substanzen regen unseren Verdauungsapparat an. Wir bilden mehr Speichel, mehr Magensäure und mehr Gallenflüssigkeit. Das fördert nicht nur die Verdauung, sondern weckt auch den Appetit.

Die krampflösenden Eigenschaften schreibt man einem weiteren Inhaltsstoff zu: den Furanocumarinen. Das Erklärungsmodell für diese Wirkung: Über die Kalzium-Kanäle des vegetativen Nervensystems sollen Furanocumarine Nervenenden so stimulieren, dass sich die Muskulatur des Magen-Darm-Bereiches entspannt.

Furanocumarine machen lichtempfindlich

Neben dieser positiven Eigenschaft haben die Furanocumarine des Engelwurzes wie Angelicin, Archangelicin und Bergapten auch eine sehr unangenehme Wirkung: Sie sind fotosensibilisierend. Das bedeutet, dass Engelwurz auf der Haut Schäden verursachen kann, wenn Licht auf die entsprechenden Flächen kommt. Man spricht in diesem Fall von Dermatitis, also einer entzündlichen Veränderung der Haut. Beim Kontakt mit dem Pflanzensaft des Engelwurzes kann es zu solchen Dermatitiden mit stark ausgeprägtem Krankheitsgefühl kommen. Zudem weisen Furanocumarine unter Einwirkung von UV-Strahlen krebserregende Eigenschaften auf.

Äußerliche Anwendung von Engelwurz nicht empfohlen

In der Naturheilkunde wird das ätherische Öl der Angelikawurzel gern äußerlich angewandt. So soll es als Badezusatz, Tinktur oder Umschlag Nervenschmerzen lindern und rheumatische Beschwerden verringern. Hierfür gibt es aber keinen Wirksamkeitsnachweis. Zudem wirkt das ätherische Öl der Angelikawurzel in größeren Mengen giftig (zelltoxisch). Darum kann aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht keine äußere Anwendung von Engelwurz empfohlen werden.

Engelswurz anwenden

Die innerliche Anwendung von Engelwurz-Präparaten aus vertrauenswürdigen Quellen wie Apotheken, Reformhäusern oder Bioläden ist im Wesentlichen unkompliziert. Allerdings sollten Sie sich stets an die Packungsbeilagen halten.

Bei Magen-Darm-Geschwüren dürfen Sie Engelswurz nicht anwenden. Auch während der Schwangerschaft sollten Sie auf Angelikawurzel verzichten. Die Heilpflanze kann möglicherweise vorzeitige Wehen verursachen. In einzelnen Quellen werden Überdosierungen von Engelwurz als Abtreibungsmethode beschrieben.

Angelikawurzel selbst sammeln

Angelikawurzel bzw. Engelswurz finden Sie vor allem auf feuchten Wiesen und am Rand von Flüssen oder Bächen. Sammeln sollten Sie diese Heilpflanze aber nur, wenn Sie über ein gewisses Maß an Erfahrung und Pflanzenkunde verfügen.

Der Kontakt der Haut mit der Pflanze oder dem Pflanzensaft kann starke sonnenbrandähnliche Hautschäden verursachen. Wer Engelswurz sammelt, sollte daher Handschuhe tragen. Ähnliche Symptome entwickeln sich nach der Berührung der Herkulesstaude, die zur gleichen Pflanzenfamilie wie der Engelwurz gehört.

Giftiger Doppelgänger Schierling

Angelikawurzel ist ein Doldengewächs. Und in dieser Pflanzenfamilie gibt es einige giftige Arten. Dem Engelwurz zum Verwechseln ähnlich sieht der gefleckte Schierling. Das Gift dieser Pflanze wird sogar über die unverletzte Haut aufgenommen. Es verursacht Lähmungserscheinungen, die bei einer entsprechenden Konzentration zum Tod führen. Im Altertum war der Schierlingsbecher – ein Trank aus Schierlingsgewächsen – eine Hinrichtungsmethode.

Um der Vergiftungsgefahr zu entgehen, greifen Sie also besser zu Fertigprodukten.

Tee aus Engelswurz

Übergießen Sie 1 TL getrocknete Wurzel mit 150 ml kochendem Wasser, diesen abgedeckt etwa 7 bis 10 Minuten stehen lassen und abseihen. Gegen Verdauungsbeschwerden dreimal täglich eine Tasse ungesüßten warmen Tee in kleinen Schlucken vor dem Essen trinken.

Autor: Charly Kahle

Stand: 28.07.2017

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