Beinwell (Symphytum officinalis)
Bei Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Hautverletzungen lindert Beinwell Beschwerden und fördert die Heilung.
Das Wichtigste zuerst: Beinwell darf nur äußerlich angewendet werden. Der Grund: Beinwellwurzel enthält sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA). Diese Alkaloide schädigen nachweislich die Leber und können Krebs auslösen. Es sind sogar Todesfälle durch Pyrrolizidinalkaloide aus Beinwellextrakten dokumentiert. Die äußerliche Anwendung von Beinwell-Präparaten ist in den allermeisten Fällen unbedenklich. Das hat zwei Gründe:
- Pyrrolizidinalkaloide werden über die Haut kaum in den Körper aufgenommen.
- Die aktuell auf dem Markt befindlichen apothekenpflichtigen Beinwell-Präparate enthalten praktisch keine Pyrrolizidinalkaloide.
Dennoch sollten Kinder, Schwangere und Stillende vorsichtshalber nicht mit Beinwell behandelt schreiben, schreibt die Stiftung Warentest in einem Medikamententest 2014. Das gilt selbst dann, wenn einige Hersteller in der Packungsbeilage den Gebrauch bei Kindern gestatten. Verwenden Sie vorzugsweise Beinwell-Präparate gesicherter Herkunft aus der Apotheke. Auf Beinwell aus dem Garten – auch für die äußerliche Anwendung – sollten Sie verzichten.
Wirkung von Beinwell
Beinwell wird vor allem bei Hautverletzungen nach stumpfer Gewalt und Sportverletzungen wie Prellungen oder Stauchungen und Zerrungen eingesetzt. Auch Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen sprechen mitunter positiv auf eine Behandlung mit Symphytum officinale an. Die für Pflanzenmittel zuständige Kommission des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes hat der Heilpflanze Beinwell schmerzlindernde, entzündungshemmende und abschwellende Wirkung zugebilligt.
In der Werbung wird häufig eine Studie erwähnt, die positive Wirkungen bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchung belegen soll. Nach Angaben der Stiftung Warentest ist diese Studie von einem Hersteller finanziert. Unabhängige Studien existieren demnach nicht.
Wirkstoff Allantoin
Die Heilpflanze Beinwell enthält eine Vielzahl von Substanzen, denen medizinische Wirkung zugeschrieben wird. Darunter sind – neben den giftigen Pyrrolizidinalkaloiden – Farbstoffe (Flavonoide), Schleimstoffe, Gerbstoffe, ätherisches Öl und Harze sowie Kieselsäure. Am bedeutendsten aber scheint das Allantoin zu sein.
Allantoin ist ein Eiweiß, das die Zellteilung anregt. Es beschleunigt Zellteilung und Zellbildung. Im menschlichen Körper entsteht Allantoin beim Abbau von Purinen im Harnstoffwechsel. Purine werden etwa zur Hälfte mit der Nahrung zugeführt und gelten als Auslöser von Gichtanfällen. Sie sind besonders häufig in tierischen Nahrungsmitteln und Hülsenfrüchten enthalten.
Die Kosmetikindustrie setzt Allantoin als Mittel zur Hautglättung in Cremes und Lotionen ein.
Beinwell anwenden
In den meisten Fällen wird Beinwell als Salbe oder Fluidextrakt mit oder ohne Verbände sowie in Kosmetika angewendet.
Vorsichtsmaßnahmen
Wegen seiner hautreizenden Eigenschaften darf Beinwell nicht auf verletzte Haut, Schleimhäute oder in der Nähe der Augen aufgetragen oder angewendet werden.
Wegen des Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden empfehlen einige Experten entgegen anderslautender Herstellerangaben, auf die Anwendung bei Kindern sowie während Schwangerschaft und Stillzeit zu verzichten.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen sind in aller Regel allergischer Natur, vor allem in Form von Hautreaktionen wie Rötungen, Schmerzen oder Brennen. Allergieauslöser kann der Heilpflanzenextrakt sein oder die Konservierungsmittel Parabene, die einigen Beinwell-Präparaten zugesetzt sind.
Bei allergischen Schwellungen des Gesichtes, des Halses oder der Atemwege sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
Beinwell-Umschläge
Für einen Beinwell-Umschlag kochen Sie 100 Gramm getrocknete Beinwellwurzel mit 1 Liter Wasser auf. Mit dem noch warmen Sud ein Stück Stoff aus Baumwolle oder Leinen tränken und auf die verletzte Stelle auflegen.
Eine Alternative zum feuchten Umschlag ist ein Umschlag mit Beinwellbrei. Dafür etwa 3 bis 4 Esslöffel getrocknete Beinwellwurzeln mit etwas heißem Wasser mischen, bis ein dicklicher Brei entsteht. Diesen auf ein Tuch streichen und damit die verletzte Stelle bedecken.
Autor: Charly Kahle
Stand: 28.07.2017