Anis (Pimpinella anisum)

Anis zählt zu den beliebtesten Heilpflanzen bei Erkältungen und Magen-Darm-Beschwerden. Hier finden Sie mehr über Anwendung, Wirkstoffe und Wirkweise der Heilpflanze Anis.

Anis (Pimpinella anisum)

Anis (Pimpinella anisum) gehört mit Fenchel und Kümmel zu den weitverbreiteten und vielverwendeten Heilpflanzen gegen Husten und Verdauungsbeschwerden. Wer einmal in Griechenland oder Frankreich gegessen hat, kommt an anishaltigen Schnäpsen nicht vorbei. Wegen der appetitanregenden Wirkung werden Ouzo, Ricard oder Pernod gerne als Aperetif oder als Digestif getrunken. Viele pflanzliche Arzneimischungen und Erkältungs-, Magen- oder Verdauungstees enthalten eine Mischung der drei verwandten Heilpflanzen Anis, Fenchel und Kümmel. Alle drei zählen zu den Doldengewächsen. Das erklärt die ähnlichen Wirkungen.

Heilpflanze Anis in Kürze

  • löst zähflüssigen Schleim und erleichtert das Abhusten
  • beruhigt und entkrampft Magen und Darm bei Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Blähungen, regt den Milchfluss an wegen des Gehalts an bestimmten Bestandteilen ätherischer Öle in Schwangerschaft und Stillzeit vorsichtshalber nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden
  • im Allgemeinen sehr gut verträglich, bei entsprechender Neigung allergische Hautreaktionen
  • Anisöl nicht bei Asthma und bei Kindern unter 3 Jahren anwenden
  • Anwendungsgebiete:Erkältungskrankheiten, vor allem festsitzender Husten, Nasennebenhöhlenentzündungen; Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Koliken und krampfbedingte Bauchschmerzen.

Wirkungen und Wirkstoffe von Anis

Die arzneilich wirksamen Bestandteile von Anis stecken in den Früchten. Sie enthalten viel ätherisches Öl. Dieses wiederum besteht zu fast 95 Prozent aus Transanethol.

Transanethol gilt als schleimlösend. Wahrscheinlich löst die Substanz in der Bronchialschleimhaut einen Reflex aus. Das Ergebnis: Zähflüssiger und festsitzender Schleim verflüssigt sich und kann sich leichter ablösen. Das erleichtert das Abhusten. Außerdem regt Transethanol offenbar den Sekrettranport in den Atemwegen an. Das könnte die Wirkung bei Nasennebenhöhlenentzündungen und Schnupfen erklären.

Die genaue Wirkweise von Anis bei Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit ist nicht ausreichend untersucht, der Effekt aber gut belegt. Anis regt den Darm an, Verdauungssekrete zu bilden. Gleichzeitig beruhigt die Heilpflanze den Darm bei krampfbedingten Beschwerden wie Blähungen oder Koliken.

Da Transanethol der Hauptbestandteil des ätherischen Anisöls ist, dürfte es für die anregende und entkrampfende Wirkung auf Magen und Darm verantwortlich oder zumindest doch maßgeblich beteiligt sein. Ein weiterer Bestandteil des Anisöls ist Estragol. Diese aromatische Substanz sorgt seit Jahren immer wieder für Diskussionen – vor allem wegen der Verwendung in Schwangerschaft und Stillzeit.

Kein Anisöl in Schwangerschaft und Stillzeit – Teezubereitungen erlaubt

Estragol hat sich in Tierversuchen als möglicherweise krebserregend erwiesen. Sind diese Ergebnisse aussagekräftig und auf den Menschen übertragbar? Darüber streiten die Experten. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) warnt vorsichtshalber vor Lebensmitteln und Heilpflanzen, in denen Estragol enthalten ist. Estragol enthalten - neben Anis – auch Fenchel und Kümmel. Genau diese Heilpflanzen werden überdurchschnittlich oft von Schwangeren, stillenden Müttern und bei Babys sowie Kleinkindern verwendet. Das BfR rät, vorsichtshalber während der Schwangerschaft und Stillzeit auf Anisöl zu verzichten. In Teezubereitungen mit Anis, Fenchel oder Kümmel ist die Estragol-Konzentration allerdings deutlich geringer als in Anisöl. Die meisten Experten gehen davon aus, dass milchstimulierende Tees für Mütter oder Bauch-Tees für Kleinkinder beispielsweise die Gesundheit nicht gefährden.

Anis verwenden

Im Allgemeinen ist Anis eine sehr gut verträgliche Heilpflanze. Wie bei allen ätherischen Ölen sollte Anisöl nicht unverdünnt angewendet werden – weder innerlich noch äußerlich.

Nebenwirkungen

Wer auf Doldengewächse allergisch reagiert, hat ein höheres Risiko für allergische Hautreaktionen oder leichte Magen-Darm-Beschwerden.

Gegenanzeigen und Wechselwirkungen

Bei einer Allergie auf Doldenblütler (zum Beispiel Sellerie, Kümmel oder Dill) oder einer Überempfindlichkeit auf Anethol sollten keine anishaltigen Zubereitungen angewendet werden. Wechselwirkungen von Anis mit anderen Medikamenten oder Heilpflanzen sind nicht bekannt.

Anisöl lichtgeschützt und luftdicht lagern

Bei Anisöl kommt es auf die richtige Lagerung an. Bei Lichteinwirkung könnte sich das Transanethol zu dem leicht giftigen cis-Anethol oder dem östrogenartig wirkenden Photoanethol umwandeln. Um dies zu vermeiden, sollte Anisöl fest verschlossen und lichtgeschützt in dunklen Flaschen aufbewahrt werden.

Babys und Kleinkinder

Ätherische Öle dürfen bei Babys und Kleinkindern nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden, weil die flüchtigen Bestandteile des Öls Atemnot verursachen können. Bei Einreibungen sollten Sie daher darauf achten, dass das ätherische Öl nicht vom Kind eingeatmet werden kann. Also Salben oder Cremes beispielsweise nicht im Gesicht oder auf dem oberen Brustkorb anwenden.

Anisöl und Asthma

Asthmatiker sollten vor der Verwendung von Anisöl – und allen anderen ätherischen Ölen – ihren Arzt fragen. Ätherische Öle können Asthma-Anfälle auslösen.

Anis sammeln: Vorsicht – giftige Doppelgänger

Anis ist hierzulande nicht heimisch. Dennoch findet man gelegentlich Anispflanzen, meist verwilderte Exemplare aus Kulturen. Wer Anis selbst sammeln möchte, sollte also nicht nur Geduld mitbringen, sondern auch gutes Pflanzenwissen. Das Doldengewächs Anis hat viele giftige Verwandte, die für den Laien nur schwer zu unterscheiden sind. Der giftigste Doppelgänger des Anis ist der Schierling, aus dem schon im Altertum tödliche Tränke hergestellt wurden.

Rezept für Anis-Tee

1 TL Anisfrüchte in einem Mörser leicht anstoßen oder zerdrücken, damit das ätherische Öl aus der Frucht gelangen kann. Mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Abgießen und den Tee in kleinen Schlucken trinken. Bei Magenschmerzen reicht häufig schon eine Tasse Tee, um die Beschwerden zu lindern. Bei Erkältungskrankheiten sollten Sie 2 bis 5 Tassen pro Tag trinken.

Autor: Charly Kahle

Stand: 28.07.2017

  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden