Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense)
Ackerschachtelhalm wirkt harntreibend und wird auch zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfektionen verwendet.
Heilpflanze Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) in Kürze
- wirkt harnreibend
- stärkt das Bindegewebe und regt den Stoffwechsel an Durchspülungstherapie
- nicht bei Wasseransammlungen im Gewebe durch Herzschwäche oder Nierenprobleme
- Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm
- im Allgemeinen gut verträglich, keine Neben- oder Wechselwirkungen
- Anwendungsgebiete: Durchspülungstherapie zur unterstützenden Behandlung von Harnwegsinfektionen, Ausspülen von Nierengries oder Nierensteinen.
Ackerschachtelhalm - bekannt aus Blasen- und Nierentee
Über den Nutzen von Heilpflanzen bei Durchspülungstherapien streiten die Experten. Zum einen ist nicht gesichert, ob Heilpflanzen wie Ackerschachtelhalm überhaupt wesentlich dazu beitragen, die Infektionserreger aus den Harnwegen oder der Blase abzuleiten. Zum anderen ist die antibiotische Wirkung der meisten Heilpflanzen nur gering ausgeprägt. Für den Ackerschachtelhalm macht die Pflanzenheilkunde überhaupt keinen Effekt gegen Bakterien geltend. Ist eine Harnwegsinfektion durch Bakterien verursacht, dürfte sie sich auch während einer Durchspülungstherapie verschlimmern. Denn die Anzahl der typischen Bakterien verdoppelt sich alle 30 bis 60 Minuten. Die beobachteten Erfolge einer Durchspülungstherapie führen Kritiker vor allem auf die erhöhte Trinkmenge während dieser Behandlung zurück. Mindestens 2 Liter pro Tag sollten es sein. Diese Trinkmenge wiederum ist für bestimmte Personengruppen ein Problem: Bei Wasseransammlungen im Gewebe (Ödemen) infolge einer Herzschwäche oder Nierenproblemen ist eine Durchspülungstherapie nicht möglich. Die Trinkmenge würde das Blutvolumen so sehr erhöhen, dass es Herz und Nieren überfordern könnte.
Inhaltsstoffe und Wirkweise
In den grünen frischen Halmen der Ackerschachtel finden sich etwa 10 Prozent Kieselsäure. Daneben sind die für Heilpflanzen typischen Flavonoide (wirksame Pflanzenfarbstoffe), Quercetin und Kampferöl sowie Alkaloide im Ackerschachtelhalm enthalten. Für die entwässernde harntreibende (diuretische) Wirkung dürften die Flavonoide verantwortlich sein. Der genaue Wirkmechanismus ist allerdings nicht bekannt.
Kieselsäure stärkt das Bindegewebe
Der Kieselsäure, Hauptbestandteil von Kieselerde, schreibt die Pflanzenheilkunde eine stabilisierende Wirkung auf das Bindegewebe zu. Das ist auf den hohen Gehalt an Silizium zurückzuführen. Als Spurenelement ist Silizium ein wichtiger Baustoff von Haut, Haaren, Nägeln, Sehnen, Knorpeln und Knochen.
Der stabilisierende Effekt zeigt sich gewissermaßen schon beim Betrachten des Ackerschachtelhalms. Durch den hohen Gehalt an Kieselsäure – und damit an Silizium – ist es dem langen Gras möglich, sich im Wind hin und her zu bewegen, ohne zu brechen. Ähnlich sieht es mit unserem Bindegewebe aus. Silizium regt die Bildung von Kollagen und Elastin an. Das sind Bindegewebsfasern, durch die das Bindegewebe seine Widerstandsfähigkeit, Elastizität und Spannkraft erhält.
Silizium für starke Knochen
Silizium als Bestandteil der Kieselsäure ist Hauptelement von knochenbildenden Zellen (sogenannten Osteoblasten). Das Spurenelement sorgt zudem dafür, dass ausreichend Kalzium im Knochen eingelagert wird. Weiterhin erhöht Silizium im Knochen – wie im Bindegewebe der Haut auch - die körpereigene Produktion von Kollagen und Elastin. Dies sorgt für eine ausgeglichene Stabilität und Flexibilität gesunder Knochen.
Kieselsäure kann Wasser binden
Gleichzeitig soll Kieselsäure den Stoffwechsel beleben und die Durchblutung fördern. Auch dafür wird das in der Kieselsäure enthaltende Silizium verantwortlich gemacht. Silizium ist in der Lage, das 300-fache seines Gewichtes an Wasser zu binden. So unterstützt es den Flüssigkeitshaushalt, der für den Stoffwechsel von großer Bedeutung ist. Zudem werden durch Silizium spröde und starre Blutgefäßwände flexibler. Durch elastische Blutgefäße kann das Blut besser fließen. Folglich verbessern sich Durchblutung, Nährstoff- und und Sauerstoffversorgung.
Kieselsäure und Immunsystem
Ackerschachtelhalm soll das körpereigene Abwehrsystem unterstützen. Auch dies kann auf den Siliziumgehalt der Kieselsäure zurückgeführt werden. Unser Körper benötigt Silizium, um Abwehrzellen (Lymphozyten) und Fresszellen (Phagozyten) zu bilden. Diese Immunzellen wiederum werden benötigt, um Krankheitserreger unschädlich zu machen und defekte Zellen zu vernichten. Ackerschachtelhalm unterstützt mit seinem hohen Gehalt an Kieselsäure also die körpereigenen Abwehrkräfte.
Kieselsäure in Kosmetik
Kieselerde findet sich auch in vielen kosmetischen Produkten für die Hautpflege. Auch in Haarpflegeprodukten ist häufig Kieselsäure enthalten. Dabei soll das enthaltende Silizium bestimmte Aminosäureverbindungen stärken, die für eine gute Hautstruktur und Haarstabilität sorgen.
Ackerschachtelhalm anwenden
Für gesunde Menschen ist Ackerschachtelhalm eine leicht und gut verträglich einzusetzende Heilpflanze. Ackerschachtelhalm wird entweder als Bestandteil von Blasen- und Nierentees oder als Fertigpräparat vertrieben. Die Stiftung Warentest beurteilt Ackerschachtelkraut als „mit Einschränkung geeignet“, weil der Tee zu einer reichlichen Flüssigkeitszufuhr beitrage.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Es gibt keine Hinweise auf nennenswerte Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen von Ackerschachtelhalm-Tee oder entsprechenden Fertigpräparaten. Beachten Sie bitte in jedem Fall die Packungsbeilage. Wegen der Anwendung bei Schwangeren, Stillenden oder Kindern befragen Sie sicherheitshalber Ihren Arzt. Wenn Sie entwässernde Medikamente aufgrund einer Herzschwäche oder Nierenfunktionsstörung erhalten, sollten Sie Ackerschachtelhalm ohne ärztlichen Rat nicht zusätzlich anwenden.
Giftiger Doppelgängiger
Der giftige Sumpfschachtelhalm sieht dem Ackerschachtelhalm zum Verwechseln ähnlich. Unser Rat: Sammeln Sie Ackerschachtelhalm nur, wenn Sie sich sehr gut mit dieser Pflanze auskennen. Im Zweifel greifen Sie besser zu sicheren Produkten aus der Apotheke, dem Reformhaus oder Bioladen.
Rezept für Ackerschachtelhalm-Tee
250 ml kaltes Wasser auf 2 TL geschnittenes und getrocknetes Ackerschachtelkraut. 12 Stunden ziehen lassen und abgießen. Zum Trinken den Tee nach Bedarf erwärmen und in kleinen Schlucken trinken (3 Tassen pro Tag über mindestens 3 Tage).
Sie können den Tee auch warm ansetzen: In diesem Fall 2 TL geschnittenes und getrocknetes Ackerschachtelkraut mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 30 Minuten ziehen lassen und abseihen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 28.07.2017