Nierenkrebs

Nierenkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen – und wird in vielen Fällen als Zufallsbefund diagnostiziert. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie hoch sind die Heilungschancen? Und wie lange kann man mit Nierenkrebs leben? Hier finden Sie die Antworten auf diese und andere Fragen.

Synonyme

Nierenzellkarzinom, Nierenkarzinom, Adenokarzinom der Niere, Hypernephrom

Definition: Was ist Nierenkrebs?

Nierenzellkarzinom

Nierenkrebs (Nierenzellkarzinom) ist eine Erkrankung der Niere, bei der sich bösartig veränderte Zellen unkontrolliert vermehren. Diese Geschwüre (Tumoren) verdrängen nach und nach das gesunde Nierengewebe. Das Tumorwachstum kann langsam verlaufen, aber auch sehr schnell. Im fortgeschrittenen Stadium kann Nierenkrebs auch in die Nebennieren und in das die Leber umgebende Gewebe eindringen sowie Tochtergeschwüre (Metastasen) im Körper bilden.

Nierenkrebs im Überblick

  • Symptome: Im frühen Stadium verursacht Nierenkrebs meist keine Symptome. Erste Anzeichen eines wachsenden Nierentumors können Schmerzen in der Nierengegend, Blut im Urin, Müdigkeit, Appetitlosigkeit mit Gewichtsabnahme und Fieber sein. Ist die Funktion der Niere bereits beeinträchtigt, kann es zu Wasseransammlungen in den Beinen (Ödemen) und Bluthochdruck kommen.
  • Ursachen: Warum Nierenzellen zu Tumorzellen werden, ist nicht genau bekannt. Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Nierenschwäche und Schadstoffbelastungen erhöhen das Risiko, an Nierenkrebs zu erkranken.
  • Behandlung: Nierenkrebs im Frühstadium wird in der Regel operativ entfernt. Krebs, der bereits Metastasen gebildet hat, kann mit Medikamenten behandelt werden, die gezielt das Tumorwachstum hemmen oder die körpereigene Immunabwehr gegen den Krebs aktivieren. Chemotherapie und Bestrahlung spielen in der Therapie von Nierenkrebs nur eine untergeordnete Rolle.
  • Prognose: Die Prognose von Nierenkrebs ist recht günstig: Im Frühstadium kann der Krebs durch eine Operation meist vollständig entfernt und damit geheilt werden. Fortschritte in der Behandlung haben auch die Überlebensdauer bei gestreutem (metastasiertem) Nierenkrebs deutlich verlängert. Über 70 Prozent der an Nierenkrebs erkrankten Menschen überleben die Krebsdiagnose um mindestens zehn Jahre.

Nierenkrebs: Häufigkeit

Nierenkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen: Bösartige (maligne) Nierengeschwüre machten 2019 rund 2,8 Prozent aller neu diagnostizierten bösartigen Krebserkrankungen in Deutschland aus. In absoluten Zahlen waren das 9.266 Männer und 4.821 Frauen. Männer sind also deutlich häufiger betroffen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Frauen bei 72 Jahren und für Männer bei 68 Jahren. Seit 2008 sind die Erkrankungsraten bei beiden Geschlechtern durchgängig leicht rückläufig.

Was ist ein klarzelliges Nierenkarzinom?

Der häufigste Nierenkrebstyp ist das klarzellige Nierenzellkarzinom: 70 bis 80 Prozent entfallen auf diese Form. Ihren Namen hat sie, weil die Tumorzellen bei klarzelligem Nierenkarzinom blass bis durchsichtig aussehen. Die zweithäufigste Form ist der papilläre Nierenkrebs (10 bis 15 Prozent). Papillär wird die Form genannt, weil diese Krebsgeschwüre oft fingerartige Fortsätze (Papillen) haben.

Nierenkrebs: Symptome

Nierenkrebs verursacht in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome. Unspezifische Symptome, die auf einen Nierenkrebs hinweisen können (aber auch viele andere mögliche Ursachen haben können) sind:

  • Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust
  • Anhaltendes leichtes Fieber
  • Blut im Urin (Makrohämaturie)
  • Blutarmut
  • Dumpfer Flankenschmerz (Schmerz im seitlichen unteren Rücken)
  • Müdigkeit
  • Leistungsabfall

Ist die Nierenfunktion durch den Krebs bereits beeinträchtigt, können Symptome einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) auftreten. Dazu gehören Bluthochdruck und geschwollene Beine (Ödeme).

Wie schnell wächst ein Nierentumor?

Nierenkrebstumoren wachsen oft langsam, es gibt aber auch Fälle von aggressiven, schnell wachsenden Tumoren mit hohem Metastasierungsrisiko. In einer Untersuchung an etwa 450 Patienten mit kleinen Nierenzellkarzinomen nahm der Durchmesser der Tumoren im Mittel um 1,9 Millimeter pro Jahr zu. Die meisten Tumore hatten jährliche Wachstumsraten zwischen 0,2 und 4,2 Millimeter.

Wo streut Nierenkrebs?

Im fortgeschrittenen Stadium gelangen Krebszellen von der Niere häufig mit dem Blutstrom in andere Gewebe und Organe und bilden dort Metastasen. Nierenkrebs-Metastasen betreffen vor allem Lunge, Knochen, Leber und Lymphknoten.

Nierenkrebs: Ursachen

Wie bei anderen Krebserkrankungen kommt es auch bei Nierenkrebs zur bösartigen Entartung von Zellen des Nierengewebes, die daraufhin unkontrolliert wachsen und gesundes Gewebe verdrängen.

Die Ursachen für diese Veränderungen sind ungeklärt.

Welche Risikofaktoren für Nierenkrebs gibt es?

Die wichtigsten Risikofaktoren für Nierenkrebs sind:

Phenacetinhaltige Schmerzmittel, die früher oft zu Nierenschäden führten und auch das Nierenkrebsrisiko erhöhen, sind in Deutschland seit den 1980er-Jahren nicht mehr im Handel.

Nierenkrebs: Diagnose und Untersuchungen

Nierenkrebs wird oft zufällig im Frühstadium entdeckt, wenn der Bauchraum aus einem anderen Grund mit einem bildgebenden Verfahren untersucht wird.

Bei Verdacht auf Nierenkrebs können folgende diagnostische Verfahren die Diagnose bestätigen und bei der Planung der Behandlung helfen:

  • Ultraschalluntersuchung
  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Bei Metastasensuche: Röntgen und Skelettszintigraphie

Warum Biopsie bei Nierenkrebs?

Das Spektrum der Nierentumoren reicht von gutartigen Nierenadenomen über langsam wachsende bösartige Krebsgeschwüre bis hin zu aggressiven, schnell wachsenden Tumoren mit hohem Metastasierungsrisiko. Daher wird bei Nierenkrebs oft eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie) und die Art des Tumors dann im Labor bestimmt.

Blut- und Urinuntersuchungen wie die Bestimmung des GFR-Wertes dienen dazu, Nierenfunktion und allgemeine Gesundheit zu beurteilen. Anders als etwa bei Prostatakrebs gibt es für Nierenkrebs jedoch keinen spezifischen Tumormarker im Blut.

Behandlung: Was hilft bei Nierenkrebs?

Je nach Stadium der Erkrankung und Gesundheitszustand der Betroffenen wird Nierenkrebs auf unterschiedliche Weise behandelt. Zur Verfügung stehen operative Verfahren und medikamentöse Therapien.

Operation von Nierenkrebs im Frühstadium

Wenn Nierenkrebs diagnostiziert wurde, bevor sich Metastasen gebildet haben, empfehlen Ärzte in der Regel die operative Entfernung des Tumors. Das führt in den meisten Fällen zur vollständigen Heilung.

Je nach Größe und Ort (Lokalisation) des Tumors kann es notwendig sein, die ganze Niere zu entfernen, um sicherzustellen, dass kein Tumorgewebe mehr im Körper verbleibt. Bei kleineren Tumoren wird nach Möglichkeit versucht, den nicht vom Tumor befallenen Anteil der Niere zu erhalten.

Von der Tumorgröße ist auch abhängig, wie operiert wird – ob mit in einer offenen Operation, bei der der Bauchraum mit einem langen Schnitt geöffnet wird (Laparotomie) oder mit einem minimal invasiven Eingriff (Schlüsselloch-OP), bei dem nur kleine, unauffällige Narben zurückbleiben.

Tumorablation bei Nierenkrebs

Patienten, die keine Operation wünschen oder bei denen das Operationsrisiko aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oder schlechten Allgemeinzustands sehr hoch ist, können sich in Absprache mit ihren Ärzten auch für eine sogenannte Tumorablation entscheiden. Mit diesem Verfahren können Nierentumoren bis zu vier Zentimetern Durchmesser ohne Operation zerstört werden.

  • Bei der Radiofrequenz- bzw. Kryoablation wird eine Sonde in die Nähe des Tumors gebracht, die das Krebsgewebe durch Hitze- oder Kälteeinwirkung direkt zerstört.
  • Bei der stereotaktisch-ablativen Radiotherapie werden mehrere hochenergetische Röntgenstrahlen von außen so fokussiert, dass sie genau im Punkt des Tumors zusammentreffen und das Geschwür zerstören.

Aktive Überwachung bei Nierenkrebs

Ein großer Prozentsatz der diagnostizierten kleinen Nierentumoren sind gutartige oder langsam wachsende Formen mit einem sehr geringen Streuungsrisiko (Metastasierungsrisiko). Daher kann bei Nierentumoren unter vier Zentimeter Durchmesser eine Behandlung zunächst auch unterbleiben. Der Tumor wird dann in regelmäßigen Abständen mit einem bildgebenden Verfahren vermessen.

Behandlung von Nierenkrebs in späteren Stadien

Hat Nierenkrebs bereits Metastasen in mehreren anderen Organen gebildet, ist eine Heilung in der Regel nicht mehr möglich. Die Behandlung zielt dann darauf ab, das Tumorwachstum zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Therapie kann Operationen, Medikamente sowie in einigen Fällen auch Bestrahlung und Chemotherapie umfassen.

Operation bei metastasiertem Nierenkrebs

Ist nur ein weiteres Organ von Metastasen befallen, gelingt es manchmal, alle Metastasen und den Ursprungstumor chirurgisch zu entfernen und damit den Krebs zu heilen. Aber auch wenn sich nicht alle Organmetastasen operieren lassen, kann es sinnvoll sein, die erkrankte Niere zu entfernen, um tumorbedingte Beschwerden zu verringern.

Medikamentöse Therapie bei metastasiertem Nierenkrebs

Für die medikamentöse Therapie von Nierenkrebs stehen speziell ausgerichtete Tumormedikamente zur Verfügung. Anders als konventionelle Chemotherapie blockieren diese Medikamente gezielt die Blutversorgung von Nierenkrebszellen und hungern die Geschwüre dadurch sozusagen aus.

Zu den zielgerichteten Tumormedikamenten gegen Nierenkrebs gehören die Wirkstoffe Bevacizumab, Sunitinib, Pazopanib, Tivozanib, Temsirolimus und Cabozantinib. Mitunter verlieren diese Medikamente ihre Wirkung nach einer Weile – vermutlich, weil sich der Tumor angepasst hat. Für die Zweitlinientherapie stehen dann weitere Wirkstoffe wie Sorafenib, Axitinib, Lenvantinib und Everolimus zur Verfügung.

Immuntherapie bei metastasiertem Nierenkrebs

Die medikamentöse Immuntherapie soll dazu beitragen, das Immunsystem gegen Nierenkrebszellen zu mobilisieren. Dabei bewährt haben sich unter anderem die körpereigenen Botenstoffe Interferon-alpha und Interleukin-2, die eine allgemeinen Aktivierung der Immunabwehr fördern.

Eine neue Generation von Immuntherapeutika wirkt spezifischer: Die sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitoren wie Nivolumab, Ipilumab, Pembrolizumab und Avelumab heben gezielt Mechanismen auf, mit denen sich nur Tumorzellen gegen Angriffe des Immunsystems schützen.

Sowohl die allgemeinen wie auch die spezifischen Immuntherapeutika werden in der medikamentösen Therapie von Nierenkrebs oft kombiniert angewendet.

Warum keine Chemotherapie bei Nierenkrebs?

Nierenkrebs spricht auf die sonst bei Krebserkrankungen übliche Chemotherapie mit Zytostatika kaum an. Die anderen Behandlungsarten versprechen deutlich bessere Erfolgsraten und sich darüber hinaus in der Regel auch sehr viel besser verträglich. Deshalb nutzen Krebsmediziner die „normale“ Chemotherapie nur dann, wenn die anderen Therapieoptionen nicht ausreichend gewirkt haben.

Warum keine Bestrahlung bei metastasiertem Nierenkrebs?

In der Regel verzichten Mediziner auf Bestrahlungstherapien bei metastasiertem Nierenkrebs, weil die Zellen der Nierenzellkarzinome auf Bestrahlung ähnlich schlecht ansprechen wie auf Chemotherapie. In Ausnahmefällen werden Strahlentherapien bei fortgeschrittenem Nierenkrebs angewendet, um das Wachstum von Metastasen zu bremsen.

Prognose: Wie lange kann man mit Nierenkrebs leben?

Die Prognose von Nierenkrebs ist günstig. Rund 77 Prozent der Erkrankten überleben die Diagnose um fünf Jahre oder mehr. Bei etwa 72 Prozent beträgt die Überlebensdauer nach der Erstdiagnose sogar mehr als zehn Jahre.

Ist Nierenkrebs heilbar?

Wenn ein Nierenkarzinom diagnostiziert wird, bevor es Metastasen gebildet hat, kann es oft erfolgreich operativ entfernt werden. In diesen Fällen ist eine Heilung möglich. Metastasierter Nierenkrebs ist dagegen meist nicht heilbar. Die medikamentöse Therapie kann jedoch in vielen Fällen eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs erreichen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 08.02.2024

Quelle:
  1. Zentrum für Krebsregisterdaten: Nierenkrebs (2022), zuletzt aufgerufen 21. November 2023
  2. Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms (2023), zuletzt aufgerufen 21. November 2023
  3. P. Leiner: Nierenkrebs: Aktive Überwachung auch auf lange Sicht sicher. Im Fokus Onkologie (2018), zuletzt aufgerufen 21. November 2023
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