Zyklusstörungen
Als Zyklusstörungen werden Veränderungen im monatlichen Menstruationszyklus bezeichnet. Diese Veränderungen können beispielsweise Dauer, Stärke und Rhythmus der Monatsblutung betreffen. Lesen Sie mehr zu Symptomen, Ursachen, Diagnose und Therapie von Zyklusstörungen.
Synonyme
Amenorrhö, Amenorrhoe
Definition
Von Zyklusstörungen wird gesprochen, wenn der monatliche, etwa 28 Tage dauernde Menstruationszyklus von der Norm abweicht. Zyklusstörungen können sowohl die Blutungsstärke als auch den zeitlichen Abstand zwischen den Blutungen betreffen. Manche Zyklusstörungen rufen Menstruationsbeschwerden wie das prämenstruelle Syndrom (PMS) oder Regelschmerzen hervor.
Menstruationszyklus
Der Menstruationszyklus beginnt in der Pubertät mit der ersten Regel (Menarche). Die letzte Menstruation (Menopause) haben Frauen meist zwischen dem 48. und 52. Lebensjahr. In dieser Zeit (Ausnahmen sind Schwangerschaft und oft auch die Stillzeit) bluten Frauen monatlich über mehrere Tage aus der Scheide. Der Menstruationszyklus beginnt am ersten Tag der Menstruation und endet am letzten Tag vor der nächsten Menstruation. Hat sich bei einer Frau die Regel eingespielt, bleiben Dauer und Stärke der Blutung sowie der Abstand zwischen den einzelnen Blutungen mehr oder weniger konstant.
Formen von Zyklusstörungen
Es gibt folgende Formen von Zyklusstörungen:
- Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe)
- zu starke Blutungen (Hypermenorrhoe)
- zu schwache Blutungen (Hypomenorrhoe)
- verlängerter Abstand zwischen den Regelblutungen (Oligomenorrhoe)
- verkürzter Abstand zwischen den Regelblutungen (Polymenorrhoe)
- verlängerte Monatsblutung (Menorrhagie)
- schmerzhafte Regelblutung, Regelschmerzen (Dysmenorrhoe).
Mehr zu den einzelnen Formen und Symptomen dieser Zyklusstörungen finden Sie nachfolgend. Zudem gibt es noch Blutungen zwischen den normalen Monatsblutungen, die sogenannten Zwischenblutungen.
Symptome
Die Symptome unterscheiden sich nach Art der Zyklusstörung.
Amenorrhoe
Eine fehlende oder ausbleibende Regelblutung bezeichnen Mediziner als Amenorrhoe. Dies ist die häufigste Zyklusstörung überhaupt. Nicht dazu gehört die fehlende Menstruation während Schwangerschaft und Stillzeit, in der Kindheit und nach der letzten Regelblutung (Postmenopause). Mediziner unterscheiden eine primäre und eine sekundäre Amenorrhoe. Bei der primären Amenorrhoe haben Mädchen nach dem vollendeten 16. Lebensjahr immer noch keine Menstruation. Bei der sekundären Amenorrhoe bleibt die Regelblutung länger als 3 Monate aus.
Hypermenorrhoe
Bei der Hypermenorrhoe kommt es zu einer sehr starken Monatsblutung mit einem Blutverlust pro Menstruation von mehr als 150 Milliliter. Häufig gehen mit dem Blut Blutkoagel ab. Infolge des starken Blutverlustes sind Schwäche, ein allgemeines Krankheitsgefühl und sogar eine Blutarmut möglich.
Hypomenorrhoe
Bei der Hypomenorrhoe ist die Blutung sehr schwach und weniger als zwei Tage andauernd. Mitunter treten nur sogenannte Schmierblutungen auf. Der Blutverlust pro Menstruation ist geringer als 25 Milliliter. Diese Zyklusstörung verursacht in der Regel keine weiteren Beschwerden.
Oligomenorrhoe
Oligomenorrhoe ist eine zu selten auftretende Monatsblutung. Die gesamte Zyklusdauer erhöht sich auf mehr als 35 bis zu maximal 90 Tagen. Stärke und Dauer der Blutung sind jedoch normal oder nur minimal vermindert. Nach der ersten Regel ist eine Oligomenorrhoe bis zum Einpendeln der normalen Zyklusdauer normal. Außer der verlängerten Zyklusdauer treten keine weiteren Beschwerden auf.
Polymenorrhoe
Eine Polymenorrhoe liegt vor, wenn die Abstände zwischen den Regelblutungen kürzer als 25 Tage sind. Dauer und Stärke der Menstruation sind üblicherweise normal. Infolge der zu häufig auftretenden Blutungen leiden die Betroffenen häufig an Blutarmut.
Menorrhagie
Bei der Menorrhagie ist die Menstruationsblutung verlängert. Bei dieser Zyklusstörung dauert die Blutungsphase 7 bis 14 Tage. Ab 14 Tagen sprechen Mediziner von einer Dauerblutung. Menorrhagie geht häufig mit starken Monatsblutungen einher. Demzufolge besteht ein sehr hohes Risiko, an Blutarmut zu erkranken.
Dysmenorrhoe
Dysmeorrhoe ist die medizinische Bezeichnung für eine schmerzhafte Regelblutung, üblicherweise als Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) bezeichnet.
Kinderwunsch und Zyklusstörungen
Eine ausbleibende Schwangerschaft kann auf Zyklusstörungen zurückzuführen sein. Denn ein regelmäßiger Monatszyklus erleichtert die Empfängnis. Anders herum kann sich ein unerfüllter Kinderwunsch auf den Menstruationszyklus auswirken und Zyklusstörungen hervorrufen.
Ursachen
In unmittelbarer Zeit nach der ersten Regelblutung sind Zyklusstörungen normal. Menstruation und hormonelle Veränderungen müssen sich erst einpendeln. Bei einer späteren Zyklusstörung gibt es vielfältige Ursachen.
Ursachen primärer Amenorrhoe
Eine primäre Amenorrhoe kann zum Beispiel erblich bedingt sein. Auch körperliche und seelische Belastungen führen häufig zu Zyklusstörungen. So können zum Beispiel exzessiver Sport (auch Leistungssport), extreme Diäten und auch Magersucht (Anorexie) zu einem Ausbleiben der Regel führen.
Dauerhafter Schichtwechsel mit gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus, isolierte Aufenthaltsräume (zum Beispiel im Gefängnis oder Isolationszimmern in Kliniken), Identitätsprobleme mit der eigenen Weiblichkeit oder Konflikte in der Beziehung können den monatlichen Zyklus ebenfalls negativ beeinflussen und Zyklusstörungen auslösen.
Hormonelle Störungen als Ursache von Zyklusstörungen
Häufig sind hormonelle Störungen Ursache von Zyklusstörungen. Der Monatszyklus wird nämlich primär hormonell gesteuert. Wichtige Hormone hierbei sind Östrogen, Progesteron, das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und das Luetinisierende Hormon (LH). Diese Hormone werden nach einem fein abgestimmten Ablauf an unterschiedlichen Körperstellen gebildet und ausgeschüttet. Ein falscher Ausschüttungs-Zeitpunkt oder eine nicht normgerechte Menge der Hormone führen zu Zyklusstörungen.
Häufig ist eine mangelhafte Hormonproduktion in den Eierstöcken (sogenannte Ovarialinsuffizienz) Ursache dafür. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion, Regelkreisstörungen von Hypothalamus (ein Bereich des Zwischenhirns) und Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sowie ein krankhafter Überschuss der männlichen Hormone (Androgene) und des körpereigenen Hormons Cortisol können Zyklusstörungen auslösen.
Erkrankungen als Ursache von Zyklusstörungen
Sehr häufig sind Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane Ursache von Zyklusstörungen. Dazu gehören insbesondere Endometriose (Gebärmutterwachstum außerhalb der Gebärmutterhöhle), Gebärmuttermyome, Gebärmutterkrebs und Gebärmutterhalskrebs sowie Eierstockzysten. Aber auch andere Erkrankungen wie Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose) oder Bluthochdruck (Hypertonie) können Zyklusstörungen auslösen.
Medikamente als Ursache von Zyklusstörungen
Auch Medikamente können den Menstruationszyklus beeinflussen und Ursache einer Zyklusstörung sein. Dazu gehören vor allem hormonelle Verhütungsmittel (wie „Pille“ oder Spirale). Selbst noch 3 Monate nach Absetzen dieser Arzneimittel sind Zyklusstörungen möglich. Des Weiteren können opioide Schmerzmittel wie Oxycodon und Oxygesic, Chemotherapeutika wie Cisplatin und Temozolomid, Psychopharmaka wie Pipamperon und Rispiridon, nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Diclofenac und Ibuprofen, der fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkstoff Paracetamol sowie Glukokortikoide wie Prednison und Budesonid für Zyklusstörungen verantwortlich sein.
Umwelteinflüsse als Ursache von Zyklusstörungen
Verschiedene Umwelteinflüsse (sogenannte Umweltgifte) können den Menstruationszyklus beeinflussen und Zyklusstörungen auslösen. Dazu gehören vor allem Lösungsmittel wie Benzol, Toluol und Tylenol, chlorierte Kohlenwasserstoffe wie Dioxine und dioxinähnliche Polychlorierte Biphenyle (PCB), das Imprägniermittel Formaldehyd sowie Tabakrauch.
Untersuchung
Die Diagnose von Zyklusstörungen wird durch ärztliche Befragung nach Tampon- und Bindenverbrauch sowie durch Laboruntersuchungen und Ultraschall (Sonografie) der Geschlechtsorgane gefestigt. Bei einer ausbleibenden Regelblutung (Amenorrhoe) muss immer auch an eine Schwangerschaft gedacht und diese ausgeschlossen werden.
Behandlung
Die Behandlung von Zyklusstörungen richtet sich nach der Ursache. Störungen des hormonellen Regelkreises werden üblicherweise mit Hormonen normalisiert. Dazu werden zum Beispiel sogenannte Östrogen-Gestagen-Kombinationen wie Ethinylestradiol und Levonogestrel, Ethinylestradiol und Desogestrel sowie Ethinylestradiol und Chlormadinonacetat verordnet. Mit diesen Kombinationen wird dem Körper ein regelmäßiger Menstruationszyklus vorgegeben und gleichzeitig eine Schwangerschaft verhütet.
Zur Normalisierung verstärkter Blutungen werden häufig Gestagene wie Medrogeston und Medroxyprogesteronacetat eingesetzt. Bleiben Blutungen infolge eines Östrogenmangels aus, sind Östrogene wie Estradiol Mittel der Wahl.
Sind Medikamente Ursache der Zyklusstörung, können diese vom Arzt eventuell gegen andere Wirkstoffe ausgetauscht werden.
Behandlung von Zyklusstörungen bei Kinderwunsch
Sind Zyklusstörungen Grund eines unerfüllten Kinderwunsches bzw. einer ausbleibenden Schwangerschaft, kann eine Behandlung mit dem Wirkstoff Clomifen versucht werden. Dieser Wirkstoff bindet an einen Rezeptor im Zwischenhirn und bewirkt, dass das Eisprung auslösende (folikelstimulierende) Hormon FSH ausgeschüttet wird. Das normalisiert den Menstruationszyklus und erleichtert die Empfängnis.
Eine Behandlung mit dem Wirkstoff Follitropin alpha wirkt sich ebenfalls begünstigend auf den Eisprung aus. Medikamente mit dem Wirkstoff Menotropin enthalten die eisprungauslösenden Hormon FSH und das Lutropin bzw. Luteinisierende Hormon (LH). Dadurch kann ein gestörter hormoneller Regelkreis normalisiert werden.
Operative Behandlung von Zyklusstörungen
In einigen Fällen sind Operationen erforderlich, um Zyklusstörungen zu beheben. Dazu zählen unter anderem die Entfernung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter (ausführliche Informationen dazu finden Sie unter Behandlung von Endometriose), eine Gebärmutterentfernung sowie eine Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut (sogenannte fraktionierte Abrasio uteri).
Selbsthilfe gegen Zyklusstörungen
Je nach Ursache können Zyklusstörungen gut in Eigenregie behandelt werden. Vor allem psychisch bedingte Zyklusstörungen normalisieren sich durch den Abbau von Stress und die Anwendung von Entspannungstechniken wie Autogenem Training oder Yoga.
Unterstützend wirken stimmungsaufhellende Medikamente mit Johanniskraut oder ruhefördernde und ausgleichende Arzneimittel mit Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblumenkraut. Letztere können auch als Teezubereitung getrunken werden. Moorvollbäder unterstützen einen natürlichen hormonellen Kreislauf und erhöhen das körperliche Wohlbefinden.
Phytoöstrogene bei Zyklusstörungen
Frei verkäufliche pflanzliche, östrogenartig wirkende Medikamente (sogenannte Phytoöstrogene) enthalten die Wirkstoffe Traubensilberkerze (Cimicifuga) und Mönchspfeffer (Agnes castus). Diese Phytoöstrogene imitieren die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Auch dadurch können Zyklusstörungen normalisiert werden.
Gesunde Lebensweise bei Zyklusstörungen
Eine frische und abwechslungsreiche Ernährung, der Abbau von Übergewicht und regelmäßige körperliche Bewegung können ebenfalls helfen, Zyklusstörungen zu beheben. Zudem sollten Sie, insbesondere bei ausbleibender Regelblutung, extreme Diäten und exzessive sportliche Betätigungen vermeiden. Häufig stellt sich dann die Menstruationsblutung von selbst wieder ein.
Vorbeugung
Nicht allen Zyklusstörungen kann vorgebeugt werden. Dennoch tun Sie gut daran, seelische und körperliche Überlastungen zu vermeiden, auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung zu achten, sich regelmäßig zu bewegen sowie Über- und Untergewicht zu vermeiden. Mit diesen Verhaltensregeln unterstützen Sie den Erhalt eines normalen Menstruationszyklus.
Empfehlenswert für alle Frauen und Mädchen nach der ersten Regel ist ein sogenannter Zykluskalender. Hierin werden Beginn, Dauer und Stärke der Menstruation eingetragen. So fallen Zyklusänderungen rasch auf. Nehmen Sie den Zykluskalender möglichst immer zu Ihrem Frauenarzt mit.
Autor: Charly Kahle
Stand: 11.02.2021