Zungenkrebs

Zungenkrebs ist eher selten. Im Anfangsstadium wird ein Zungenkarzinom oft nicht bemerkt. Doch es gibt einige Frühwarnzeichen. Und: Je früher Zungenkrebs erkannt wird, umso besser sind die Heilungsaussichten. Lesen Sie hier alles Wichtige über Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Zungenkrebs.

Synonyme

Zungenkarzinom

Zungenkrebs im Überblick

Zungenkrebs

Zungenkrebs ist eine seltene Krebsart und zählt zu den Krebserkrankungen der Mundhöhle. Mediziner bezeichnen Zungenkrebs als Zungenkarzinom und zählen ihn zu den Mundhöhlenkarzinomen. Zungenkrebs entsteht durch bösartige Veränderungen von Zellen der Zungenschleimhaut. Früh erkannt ist Zungenkrebs mit guter Heilungsaussicht zu behandeln. Daher sollten auffällige Veränderungen an der Zunge immer rasch ärztlich abgeklärt werden.

Symptome: Typische Symptome bzw. Frühwarnzeichen von Zungenkrebs sind weiße oder rötliche Verfärbungen der Zunge. Weitere frühe Symptome sind häufig wunde Stellen am Unterrand und an den Seiten der Zunge, aus denen sich später schmerzhafte Geschwüre entwickeln. Schmerzen beim Kauen und Schlucken, Schwellungen, Taubheitsgefühl der Zunge, eine eingeschränkte Zungenbeweglichkeit sowie Blutungen sind weitere mögliche Symptome von Zungenkrebs.

Ursachen: Häufigste Ursachen für Zungenkrebs sind Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Auch schlechte Mundhygiene kann die Entstehung von Zungenkrebs fördern. Seltener sind virale Infektionen Auslöser der Erkrankung.

Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Größe, Lage (Lokalisation) und Ausbreitung des Tumors. Zungenkrebstumoren können chirurgisch entfernt und die Zunge gegebenenfalls rekonstruiert werden. Zu den weiteren Therapieoptionen bei Zungenkrebs zählen Chemotherapie, Immuntherapie und Bestrahlung.

Prognose: Die 5-Jahre-Überlebensrate bei Zungenkrebs hängt stark davon ab, wie früh der Tumor erkannt wurde und welcher Teil der Zunge betroffen ist. Im Schnitt beträgt sie 35 bis 50 Prozent. Sehr früh erkannt liegt die 5-Jahre-Überlebensrate bei 80 Prozent. Je nach Fortschritt der Erkrankung und Lage des Tumors sinkt sie bis auf 15 bis 25 Prozent. Insgesamt haben Tumoren am Zungenrand eine bessere Prognose als Geschwülste am Zungengrund.

Definition

Als Zungenkrebs oder Zungenkarzinom bezeichnen Mediziner einen bösartigen Tumor im Bereich der Zunge. Zungenkrebs zählt zu den Tumoren der Mundhöhle und des Rachens. Zungenkrebs entsteht in den meisten Fällen durch Veränderungen der Zellen der oberen Schleimhautschichten der Zunge. Diese Schichten werden in der medizinischen Fachsprache als mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel bezeichnet. Tumoren, die daraus entstehen, werden deshalb Plattenepithelkarzinome genannt. Nicht verhornendes Plattenepithel befindet sich nicht nur in der Mundhöhle, sondern beispielsweise auch in der Speiseröhre, den Stimmfalten oder Vagina, Gebärmutterhals, Analkanal und Harnröhre.

Sehr selten entsteht Zungenkrebs nicht aus Plattenepithel, sondern aus anderen Geweben. Diese Fälle machen aber nur etwa 5 Prozent aller Zungenkarzinome aus.

Häufigkeit

Zungenkrebs ist eine eher seltene Krebsart. Genaue Daten zur Häufigkeit von Zungenkarzinomen gibt es nicht, weil Krebsarten der Mundhöhle nicht ausreichend differenziert erfasst werden. Insgesamt betreffen nur rund 5 Prozent aller bösartigen Tumoren die Mundhöhle. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an einer Form von Mundhöhlenkrebs.

Männer zwischen 55 und 65 sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen und jüngere Menschen. Allerdings ist der Anteil von Frauen und jungen Menschen in den vergangenen Jahren angestiegen. Weltweit wird die Zahl der Zungenkrebs-Neuerkrankungen pro Jahr auf 200.000 bis 350.000 Fälle geschätzt.

Symptome

Zungenkrebs kann über einen langen Zeitraum unbemerkt bleiben, da sich zu Beginn der Erkrankung oft keine Symptome bemerkbar machen.

Warnzeichen und erste Symptome: Wie fängt Zungenkrebs an?

Erste Hinweise auf die bösartige Erkrankung der Mundhöhle sind häufig wunde Stellen am Unterrand und an den Seiten der Zunge. Einige Zungenkrebs-Patienten verspüren ein Brennen oder Stechen im Mundraum. Manche haben auch das Gefühl, es wäre ein Fremdkörper im Mund vorhanden. Zuweilen kommt es zu Blutungen im Bereich der Zunge, deren Ursprung nicht erkennbar ist. Die Symptome von Zungenkrebs begleiten oft ein auffälliger Speichelfluss und Mundgeruch (Foetor ex ore).

Ein weiterer Hinweis auf eine bösartige Erkrankung im Mundraum sind weiße (Leukoplakie) oder rötliche (Erythroplakie) Verfärbungen der Mundschleimhaut. Sie erscheinen flächig-verdickt und gelten als Krebsvorstufen. Ohne rechtzeitige Behandlung entwickeln sie sich in vielen Fällen zu einem Zungenkarzinom weiter.

Ist Zungenkrebs schmerzhaft?

Im Verlauf der Krankheit können sich schmerzhafte Geschwüre entwickeln, die das Kauen, Schlucken und Sprechen erschweren. Häufig sind auch Schwellungen an der Zunge oder im Mundraum, die mit einem Taubheitsgefühl verbunden sind. Die Beweglichkeit der Zunge kann eingeschränkt sein. Fortgeschrittenes Tumorgewebe macht sich in Form von verhärteten Erhebungen, Knoten oder Strängen in der Zunge bemerkbar.

Bei Fortschreiten der Erkrankung kommt es auch häufig zu Halsschmerzen, die in Nacken, Unterkiefer oder bis zu den Ohren ausstrahlen. Die Lymphknoten der Region sind dann meist geschwollen und tastbar.

Wohin streut Zungenkrebs?

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung ist der Tumor meist recht deutlich sicht- und tastbar. Manchmal sind mehrere Einzeltumoren vorhanden. Zungenkrebs streut über die Lymphknoten häufig ins umgebende Gewebe des Unterkiefers. Das Risiko, dass sich solche Absiedlungen in Form von Tochtergeschwüren (Metastasen) bilden, ist vor allem bei verzögertem Behandlungsbeginn sehr hoch.

Begleitende Symptome von Zungenkrebs

Es gibt außerdem sehr allgemeine Symptome, die bei Zungenkrebs auftreten. Sie sind jedoch nicht typisch für die Erkrankung und können auch Hinweis auf eine andere gesundheitliche Störung sein. Zu diesen Begleitsymptomen zählen zum Beispiel:

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust ohne erkennbare Ursache
  • Fieberschübe
  • Konzentrations- und Leistungsschwäche
  • Nachtschweiß

Ursachen

Die Ursachen von Zungenkrebs sind noch nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht davon aus, dass erblich bedingte Faktoren eine Rolle spielen. In jedem Fall begünstigen die folgenden Risikofaktoren die Entstehung von Zungenkrebs:

  • Rauchen (auch E-Zigaretten)
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Infektionen mit Hochrisikostämmen von humanen Papillomaviren (vor allem HPV 16)
  • Andere Virusinfektionen wie beispielsweise mit dem Eppstein-Barr-Virus, Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers
  • Mangelhafte Mundhygiene
  • Chronische Infektionen der Schleimhäute im Mund- und Zungenbereich
  • Schlecht sitzende Zahnprothesen, die Entzündungen am Zungenrand verursachen

Diagnose

Oft kann der Arzt schon durch genaue Betrachtung der Zunge, der Mundhöhle und des Zungengrundes die Verdachtsdiagnose Zungenkrebs stellen. Er wird die Umgebung sichtbarer Geschwüre am Zungenrand mit einem Holzspatel abtasten. So lassen sich Verhärtungen feststellen, die durch Ausbreitung des Tumors ins umliegende Gewebe entstehen. Um die Diagnose abzusichern, wird eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie) und im Labor untersucht.

Zur Diagnostik des Zungenkarzinoms werden außerdem bildgebende Verfahren wie Ultraschall (Sonografie), Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt. Mithilfe dieser Verfahren lassen sich Größe und Ausbreitung des Tumors gut bewerten. Die behandelnden Ärzte erstellen anhand der Bilder eine Einschätzung des Ausmaßes der Erkrankung (Tumorstaging). Diese Beurteilung ist entscheidend für die Planung der Therapie.

Behandlung

Die Therapie von Zungenkrebs richtet sich nach der Größe und Ausbreitung des Tumors und nach individuellen Faktoren wie Alter und Gesundheitszustand der Erkrankten.

Zungenkrebs-OP: Chirurgische Entfernung

Kleine Tumoren und Tumoren, die sich im vorderen Bereich der Zunge befinden, lassen sich in vielen Fällen ohne größeren Aufwand chirurgisch entfernen (Tumorresektion). Bei Tumoren im hinteren Bereich der Zunge (Zungengrund) ist meist ein komplexerer Eingriff notwendig. Neben dem Tumorgewebe entfernt der Chirurg in solchen Fällen auch einen Teil des gesunden umliegenden Gewebes (En-bloc-Resektion). Damit soll sichergestellt werden, dass kleinste, nicht sichtbare Auswachsungen des Tumors mit entfernt werden.

Ziel der Operation ist immer, die Funktion der Zunge und der umgebenden Strukturen möglichst gut zu erhalten. Müssen größere Teile der Zunge entfernt werden, wird das Organ chirurgisch wiederhergestellt (rekonstruiert). Dazu entnehmen Ärzte in der Regel Lappen aus körpereigenem Gewebe von anderen Körperstellen, etwa dem Unterarm (Lappenplastik). Nach einer solchen Rekonstruktion benötigen Patienten viel Geduld. Bis ein annähernd normales Kauen, Schlucken und Sprechen wieder möglich ist, können einige Monate vergehen.

Neck Dissection

Hat ein Zungenkarzinom bereits Tochtergeschwüre (Metastasen) in regionalen Lymphknoten gebildet oder besteht der Verdacht darauf, entscheiden sich Chirurgen gewöhnlich für die sogenannte „Neck Dissection”. Dabei handelt es sich um eine Operationstechnik, bei der die Lymphknoten des Halses und das umliegende Gewebe sehr weiträumig entfernt werden. Je nach angewandter Operationstechnik werden manchmal auch Muskeln, Blutgefäße und Nerven aus der Region entfernt (radikale Neck Dissection).

Postoperative Behandlung von Zungenkrebs

Nach einer Zungenkrebs-Operation ist in den meisten Fällen eine weitere Therapie notwendig, um das Risiko eines Wiederauftretens (Rezidiv) der Erkrankung zu reduzieren. Auch wenn ein Tumor aufgrund seiner Lage oder Größe nicht operiert werden kann, müssen therapeutische Alternativen gefunden werden. In der Regel werden Strahlentherapie und medikamentöse Therapie (Chemotherapie) kombiniert.

Strahlentherapie bei Zungenkrebs

Die strahlentherapeutische Behandlung (Radiotherapie) von Zungenkrebs hat das Ziel, Tumorzellen zu schädigen, um das Tumorwachstum einzuschränken. Je nach individuellen Gegebenheiten wird sie zur Verkleinerung des Tumors vor der OP oder zur Zerstörung verbleibender Tumorzellen nach einer operativen Entfernung eingesetzt. Bestrahlt wird entweder von außen oder aus sehr kurzer Distanz direkt am Tumorgewebe (interne Strahlentherapie oder Brachytherapie). Um den Behandlungserfolg zu optimieren und Erkrankte zu schonen, erfolgt die Bestrahlung in kleinen Dosen über mehrere Wochen.

Chemotherapie gegen Zungenkrebs

Meist müssen auch Medikamente verabreicht werden, die das Zellwachstum der Tumorzellen hemmen (Zytostatika). In der Chemotherapie von Zungenkrebs wird häufig der Wirkstoff Cisplatin eingesetzt. Eine Immuntherapie mit sogenannten monoklonalen Antikörpern wie Cetuximab ergänzt die Chemotherapie oft. Monoklonale Antikörper richten sich gegen bestimmte Strukturen an der Oberfläche von Krebszellen und hemmen so das Wachstum bzw. die Vermehrung von Krebszellen.

Prognose

Zur Bestimmung der Heilungsaussichten (Prognose) bei Krebserkrankungen wird in der Regel die sogenannte 5-Jahres-Überlebensrate herangezogen. Sie gibt an, wie viele Prozent einer Patientengruppe fünf Jahre nach Beginn der Behandlung noch lebt. Der Zeitraum von fünf Jahren wurde gewählt, weil die Chance, geheilt zu sein, für beschwerdelose Krebspatienten nach fünf Jahren als sehr groß gilt.

Bei Zungenkrebs ist die Prognose sehr unterschiedlich. Wird das Zungenkarzinom in einem sehr frühen Stadium diagnostiziert und behandelt, stehen die Chancen auf Heilung sehr gut: Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt dann bis zu 80 Prozent. Je weiter fortgeschritten die Krankheit bei Erstbehandlung ist, desto stärker sinkt auch die 5-Jahres-Überlebensrate. Für einige Formen des Zungenkrebses beträgt sie nur zwischen 35 und 50 Prozent.

Auch die Lage des Zungenkrebstumors wirkt sich auf die Prognose aus: Am schlechtesten sind die Heilungschancen bei Zungengrundtumoren. Hier beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate nur 15 bis 25 Prozent.

Kann man Zungenkrebs vorbeugen?

Die bedeutendsten Risikofaktoren für Zungenkrebs sind Rauchen und häufiger Alkoholkonsum. Ein genereller Verzicht auf Tabak sowie maßvoller Alkoholgenuss helfen daher, das persönliche Risiko für die Erkrankung zu senken. Ebenso sollte auf eine gründliche Mundhygiene geachtet werden. Zahnprothesen, die durch schlechten Sitz ständigen Druck auf die Zunge oder das anliegende Gewebe der Mundhöhle ausüben, sollten rasch vom Zahnarzt angepasst werden.

Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt sind außerdem wichtig, um Zungenkrebs in einem sehr frühen Stadium zu entdecken. Zahnärzte und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte sind darauf spezialisiert, charakteristische Veränderungen der Schleimhaut im Mundraum zu erkennen. Sie sorgen dafür, dass Verdachtsfälle an Spezialisten überwiesen werden, die weiterführende Untersuchungen veranlassen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 24.01.2024

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