Zerrung

Die meisten alltäglichen Zerrungen brauchen keine spezielle ärztliche Behandlung, sondern heilen innerhalb von Tagen von selbst aus. Dennoch sollten Sie zum Arzt gehen, wenn eine Zerrung nicht eindeutig als harmlos zu erkennen ist. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Zerrungen.

Synonyme

Distension

Definition

Frau hat beim laufen was gezerrt

Zerrungen (Distensionen) sind überstarke Muskeldehnungen, die durch eine meist plötzliche Überlastung eines Muskels entstehen. Typischerweise kommt es bei ruckartigen Bewegungen, häufig beim Sport, zu einer Zerrung. Dabei wird das Muskelgewebe überdehnt, reißt aber – wie bei einem Muskelfaserriss oder Muskelriss - nicht. Das Muskelgewebe wird also nicht verletzt und bleibt intakt. Zerrungen können sehr schmerzhaft sein, verheilen aber in der Regel nach einigen Tagen bis Wochen von selbst.

Symptome

Typisches Symptom für eine Zerrung ist ein plötzlicher, zunächst stechender Schmerz im betroffenen Muskel. In der Regel schwillt der Muskel leicht an. Bei einer starken Zerrung bildet sich im umliegenden Gewebe mitunter ein Bluterguss, der durch den Druck weitere Schmerzen verursachen kann.

Zerrungen sind häufig von Verstauchungen, Bänderdehnungen oder Muskelfaserrissen begleitet.

Ursachen

Die meisten Zerrungen sind Sportverletzungen. Typischerweise ereignen sich Zerrungen nach abrupten Bewegungsabläufen wie plötzlichem Stoppen oder bei Richtungswechseln. Besonders häufig sind diese Verletzungen bei schnellen Sportarten auf stumpfen Oberflächen wie Squash oder Handball. Aber auch Sprints beim Fußball oder in der Leichtathletik können Zerrungen mit sich bringen.

Neben dem Sport begünstigen falsche oder ungünstige Bewegungsabläufe Zerrungen. Im Alltag beispielsweise wäre hier das Heben großer Lasten zu nennen.

Untersuchung

Zerrungen sind in der Regel anhand der Entstehungsgeschichte und der Symptome zu diagnostizieren. Begleitende Blutergüsse sind entweder sichtbar, tastbar oder werden – bei einem entsprechenden Verdacht - durch eine Ultraschalluntersuchung nachgewiesen. Mit dieser Sonografie kann Ihr Arzt gegebenenfalls eine Zerrung von einem Muskelfaserriss unterscheiden.

Behandlung

Leichte Zerrungen verheilen normalerweise innerhalb von wenigen Tagen von selbst aus, wenn der betroffene Muskel nicht übermäßig belastet wird. Bei starker Symptomatik beschleunigt die ärztliche Behandlung von Zerrungen den Heilungsverlauf. In der Regel wird dazu der gezerrte Muskel durch einen stützenden Verband entlastet.

Bei einem sehr großen Bluterguss kann es notwendig sein, das Hämatom zu punktieren. Dazu sticht der Arzt mit einer Hohlnadel in den Bluterguss, um Blut und Gewebsflüssigkeit abzulassen. Mitunter muss ein Bluterguss auch operativ entfernt werden.

Gegen die Schmerzen bei einer Zerrung helfen Salben mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkstoffen wie Diclofenac, Ibuprofen, Ketoprofen und Naproxen sowie Acemetacin, Etofenamat, Indolessigsäure und Piroxicam.

Behandlung nach der PECH-Regel

Erste Hilfe und Selbsthilfe bei Zerrungen sollten nach der sogenannten PECH-Regel (Pause, Eis, Compression und Hochlagern) erfolgen. Diese Maßnahmen haben zum Ziel, die Muskelspannung sofort zu verringern und den Muskel zu schonen.

Pause: Nach einer Zerrung sollte die sportliche Betätigung oder Bewegung des betroffenen Muskels sofort eingestellt werden. Beim Mannschaftsspiel beispielsweise sollte der Spieler sofort ausgetauscht werden. Beim Wandern ist eine umgehende Rast ratsam. Weitere Belastungen würden den Heilungsprozess nur unnötig hinauszögern.

Eis: Eispackungen oder Umschläge mit kühlem Wasser (Einwirkzeit je nach Muskel von etwa 20 bis 45 Minuten) sorgen dafür, dass die Durchblutung im verletzten Muskel verringert wird. Das lindert die Schmerzen und wirkt muskelentspannend. Des Weiteren trägt Kälte dazu bei, dass ein möglicher Bluterguss nicht unnötig groß wird. Eis und Coolpacs sollten jedoch nie direkt auf den gezerrten Muskel aufgelegt werden. Das könnte zu Verletzungen ähnlich einer Verbrennung führen. Die vor allem bei Sportlern häufig verwendeten Eissprays sollten nur sehr vorsichtig und genau nach Gebrauchsanweisung verwendet werden, da sie leicht Erfrierungen verursachen können.

Compression: Wenn möglich sollten Sie um den gezerrten Muskel einen leichten Druckverband anlegen. Somit schonen und stabilisieren Sie den betroffenen Bereich und verringern das Anschwellen des Muskels. Des Weiteren engt ein Druckverband die Blutgefäße ein, sodass weitere Einblutungen in das Gewebe verhindert werden.

Hochlagern: Wann immer möglich, sollten Sie den betroffenen Muskel bei Verdacht auf eine Zerrung hoch lagern, also beispielsweise das Bein auf einen Stuhl oder den Wanderrucksack legen. Damit wird die Verletzung weniger stark durchblutet und dehnt sich in der Regel weniger stark aus als ohne Hochlagern. Und weniger Schwellung bedeutet auch weniger Schmerzen.

Sportsalben

Sportsalben mit den oben genannten Wirkstoffen fördern den Heilungsprozess und lindern Schmerzen. Das gilt auch für Salben und Gele mit Campher, Capsaicin, Heparin-Natrium, Nicoboxil und Nonivamid. Ebenfalls helfen Einreibungen mit Arnika-, Rosmarin-, Eukalyptus-, Menthol- und Beinwellwurzel-Tinkturen oder Ölen.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Zerrungen und anderen Muskel- oder Bänderverletzungen empfehlen die meisten Experten ein Aufwärmtraining. Zwar ist der Nutzen des Aufwärmens in Bezug auf die Senkung des Verletzungsrisikos sportmedizinisch nicht nachgewiesen, es gibt aber deutliche Anhaltspunkte für die Vorteile des Aufwärmens:

  1. Bei höherer Körpertemperatur sind Muskeln und Bänder dehnbarer
  2. Aufwärmen bereitet psychisch auf die körperliche Belastung vor und schärft so die Sinne für die geforderten Bewegungsabläufe. 3. Aufwärmen fördert die Aktivität des zentralen Nervensystems und die Konzentration.

Autor: Charly Kahle

Stand: 01.04.2013

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