Zahnfleischentzündung
Eine Zahnfleischentzündung wird meist durch schlechte Mundhygiene verursacht. Ohne Behandlung breitet sich eine Gingivitis leicht in umliegende Gewebe aus und verursacht im schlimmsten Fall Zahnverlust. Lesen Sie, wie Sie entzündetes Zahnfleisch frühzeitig erkennen, wie Zahnfleischentzündungen behandelt werden und wie Sie der Erkrankung vorbeugen.
Synonyme
Gingivitis
Zahnfleischentzündung im Überblick
Zahnfleischentzündungen sind die wahrscheinlich häufigste Erkrankung des Zahnapparates, noch vor Karies. Zahnmediziner unterscheiden akute und chronische Zahnfleischentzündungen. In der Regel ist eine akute Gingivitis gut zu behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Ohne Behandlung geht die Entzündung nicht selten in eine chronische Form über: Im schlimmsten Fall droht dann Zahnverlust.
Symptome: Zahnfleischentzündungen gehen meist mit klassischen Entzündungszeichen wie Rötungen und Schwellungen einher. Andere auffällige Symptome sind Zahnfleischbluten und Mundgeruch.
Ursachen: Häufigster Auslöser von Zahnfleischentzündung ist eine mangelhafte Mundhygiene. In manchen Fällen wird Gingivitis auch durch die Einnahme von Medikamenten begünstigt oder ist Folge von anderen Erkrankungen.
Behandlung: Die professionelle Entfernung hartnäckiger Zahnbeläge (PZR: Professionelle Zahnreinigung) beim Zahnarzt ist ein wesentliches Element des Behandlungserfolges. Meist kommen auch entzündungshemmende Mundspülungen oder Gels zum Auftragen zum Einsatz. In fortgeschrittenen Fällen kann es notwendig sein, Antibiotika einzunehmen.
Prognose: Bei rechtzeitiger Behandlung und gründlicher Mundhygiene heilen Zahnfleischentzündungen meist schnell ab. Chronische Entzündungen können auf den Zahnhalteapparat übergreifen und zu Zahnverlust führen.
Was ist Zahnfleischentzündung?
Eine Entzündung des Zahnfleisches bezeichnen Zahnärzte als Gingivitis. Zahnmediziner unterscheiden verschiedene Formen der Gingivitis:
- Nach dem zeitlichen Verlauf lässt sich zwischen akuter und chronischer Zahnfleischentzündung unterscheiden.
- Eine andere Einteilung unterscheidet nach der Ursache: zwischen plaque-induzierter und nicht-plaque-induzierter Gingivitis.
Die Entzündung des Zahnfleisches in der Umgebung eines noch nicht vollständig durchgebrochenen Zahnes bezeichnen Mediziner als Perikoronitis. Sie kommt am häufigsten bei Backen- und Weisheitszähnen vor.
Schließlich gibt es noch eine Sonderform der Zahnfleischentzündung, die in der Regel einen besonders schweren Verlauf nimmt: die akut nekrotisierende ulzeröse Gingivitis (ANUG). Sie tritt plötzlich auf und ist durch schmerzhafte Geschwüre (Ulzera) und Absterben von Gewebe (Nekrose) gekennzeichnet.
Häufigkeit
Genaue Daten zur Häufigkeit von Zahnfleischentzündungen liegen nicht vor. Experten schätzen, dass 50 bis 100 Prozent aller Erwachsenen mit natürlichen Zähnen wenigstens einmal im Leben an Zahnfleischentzündung erkranken. Mit Abstand häufigste Ursache von Zahnfleischentzündungen sind Zahnbeläge (Plaques) infolge unzureichender Zahnpflege. Zahnfleischentzündungen aus anderen Ursachen machen nur einen sehr kleinen Prozentsatz aller Erkrankungen aus.
Zahnfleischentzündung: Symptome
Erstes Anzeichen einer Zahnfleischentzündung ist meist gerötetes, geschwollenes und empfindliches Zahnfleisch. Das Zahnfleisch liegt weniger straff am Zahn an und fühlt sich weich an. Bei mechanischer Reizung wie etwa beim Essen oder Zähneputzen kann es zu Blutungen kommen. Im Verlauf der Entzündung entsteht oft dauerhafter starker Mundgeruch und es kann ein unangenehmes Geschmacksempfinden im Mundraum auftreten. Die Gingivitis verläuft oft schmerzlos, mitunter können leichte Schmerzen im betroffenen Bereich auftreten.
Gingivitis und Parodontitis
Eine fortgeschrittene Zahnfleischentzündung kann in eine Parodontitis übergehen. Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparats und vor Karies die häufigste vermeidbare Ursache von Zahnverlust. Die Symptome von Parodontitis und Gingivitis ähneln sich am Anfang so stark, dass die Unterscheidung für medizinische Laien oft schwierig ist. Eine zahnärztliche Abklärung und Behandlung sollte deshalb schon bei den ersten Anzeichen erfolgen.
Ursachen: Wie entstehen Zahnfleischentzündungen?
Meist ist mangelhafte Zahn- und Mundhygiene Auslöser von Zahnfleischentzündungen. Infolge der mangelnden Hygiene vermehren sich die natürlicherweise in der Mundhöhle vorkommenden Bakterien stark. Dabei bilden die Bakterien Zahnbeläge (Plaques). Diese Plaques wiederum bilden eine Art Schutzschild, mit dem sich die Bakterien dem Zugriff des Immunsystems entziehen – und sich weiter vermehren. Dabei bilden die Bakterien Stoffwechselprodukte, die das Zahnfleisch rund um die betroffenen Zähne angreifen. Nach einer Weile reagiert das Immunsystem auf die übermäßige bakterielle Besiedlung mit einer Entzündung, um geschädigtes Gewebe abzubauen. Die Entzündungsreaktion mit verstärkter Durchblutung verursacht unter anderem Symptome wie die typischen Schwellungen und Rötungen des Zahnfleisches und begünstigt auch Zahnfleischbluten.
Wie entstehen Zahnbeläge?
Die Zahnbeläge entstehen vor allem durch die Vermengung von Bakterien und ihren Stoffwechselprodukten mit Speichel, Speiseresten und Schleim, die sich im Mundraum mit Mineralsalzen verbinden und verhärten (Zahnstein). Plaques und Zahnstein verursachen Reizungen, die den normalen Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch vertiefen. Dadurch bilden sich Zahnfleischtaschen, in denen sich wiederum Bakterien ansiedeln können.
Seltene Ursachen von Zahnfleischentzündungen
Seltener werden Zahnfleischentzündungen auch von anderen Krankheitserregern verursacht, etwa von Viren oder Pilzen. Es gibt außerdem Faktoren, die eine Gingivitis begünstigen, sodass es auch schon bei geringer Plaquebildung zu Entzündungen kommt. Dazu zählen vor allem:
- Rauchen
- Hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft, Wechseljahre)
- Bösartige (maligne) Erkrankungen wie Leukämie
- Schlecht eingestellter Diabetes mellitus
- Andere Stoffwechselstörungen
- Mangelernährung (vor allem Vitamin C-Mangel)
- Immunschwäche
- Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr schwächen
- Erbliche Veranlagung (nicht eindeutig belegt)
Schließlich kann auch eine ständige mechanische Reizung des Zahnfleisches, etwa durch eine schlecht sitzende Zahnprothese, Auslöser einer Zahnfleischentzündung sein.
Untersuchung
Zahnärzte erkennen eine Zahnfleischentzündung meist schon durch einfache Betrachtung des Zahnfleisches. Mithilfe einer dünnen metallischen Sonde überprüfen sie das Zahnfleisch und kontrollieren, ob sich Zahnfleischtaschen gebildet haben. Mit der Sonde lässt sich auch der sogenannte parodontale Screening-Index (PSI) bestimmen. Der Zahnarzt beurteilt dabei, wie stark das Zahnfleisch durch Berührung mit der Sonde blutet. Der erhobene Wert dient der Früherkennung einer Parodontitis.
Chronische Zahnfleischentzündungen erfordern zur Ursachensuche manchmal auch eine genauere Untersuchung des Kieferknochens. Dazu fertig der Zahnarzt ein Röntgenbild des Kiefers an.
Behandlung
Zahnfleischentzündungen lassen sich in der Regel gut behandeln. Bei plaque-induzierter Gingivitis ist die wichtigste Maßnahme immer die Entfernung der bakteriellen Zahnbeläge. Um das Entzündungsgeschehen einzugrenzen und die Heilung zu fördern, sollte anschließend auf eine gute Mundhygiene geachtet werden.
Was hilft gegen akute Zahnfleischentzündung?
Akuten Zahnfleischentzündungen lässt sich sehr gut mit konsequenter Entfernung von Zahnstein und Plaques entgegenwirken. Behandlungsmethode der Wahl ist die professionelle Zahnreinigung, möglicherweise ergänzt um eine Reinigung der Zahnfleischtaschen. Um das Abklingen der Entzündung zu unterstützen, verschreiben Zahnärzte häufig desinfizierende Mundspüllösungen wie zum Beispiel Chlorhexidin oder Gels zum Auftragen auf das erkrankte Zahnfleisch. Hat sich eine schwere Entzündung entwickelt oder muss ein Zahn entfernt werden, kann es notwendig sein, Antibiotika einzunehmen.
Was hilft gegen chronische Zahnfleischentzündung?
Bei chronischen Zahnfleischentzündungen ist es wichtig, Ursachenforschung zu betreiben. Oft finden sich in der Vorgeschichte Faktoren, die das Risiko für Zahnfleischentzündungen erhöhen. Dazu zählen beispielsweise Stoffwechselerkrankungen (vor allem Diabetes), Vitamin-C-Mangel, Mangelernährung oder Tumorerkrankungen wie Blutkrebs. In diesen Fällen kommt es darauf, auch die begünstigende Erkrankung gezielt zu behandeln.
Kann sich das Zahnfleisch wieder regenerieren?
Durch regelmäßige gründliche Reinigung der Zähne bildet sich eine Zahnfleischentzündung im Normalfall rasch zurück und das Zahnfleisch erneuert sich. Erst bei sehr fortgeschrittenen Entzündungen kann es zu einem Zurückweichen des Zahnfleisches kommen. Dann handelt es sich bereits um eine Parodontitis. Eine natürliche Regeneration des Zahnfleisches ist dann nicht mehr möglich.
Welche Hausmittel helfen bei Zahnfleischentzündung?
Bei leichten Zahnfleischentzündungen können zusätzlich zur gründlichen Entfernung der Plaques auch Spülungen mit entzündungshemmenden Lösungen eingesetzt werden. Dazu werden häufig pflanzliche Wirkstoffe von Kamille, Salbei oder Ingwer eingesetzt. Auch Teebaumöl oder Apfelessig werden oft empfohlen. Der Einsatz von Hausmitteln sollte jedoch auf keinen Fall eine zahnärztliche Untersuchung und gegebenenfalls eine professionelle Zahnreinigung ersetzen.
Prognose
Bei rechtzeitiger Behandlung heilt eine akute Zahnfleischentzündung in der Regel schnell ab. Wichtig ist allerdings, die vom Zahnarzt empfohlenen Putztechniken konsequent anzuwenden und Zahnstein regelmäßig entfernen zu lassen.
Bei chronischen Zahnfleischentzündungen besteht ein höheres Risiko, dass sie sich zu einer Parodontitis entwickeln. Greift die Entzündung auf den Zahnhalteapparat über, ist meist eine aufwendigere Behandlung notwendig. In manchen Fällen kommt es dennoch zum Verlust von Zähnen.
Vorbeugung von Zahnfleischentzündungen
Die beste Vorbeugung gegen Zahnfleischentzündungen ist regelmäßige gute Mundhygiene. Gewöhnlich reicht es aus, morgens und abends sorgfältig die Zähne zu putzen. Bei empfindlichem Zahnfleisch oder häufigem Zahnfleischbluten ist eine Zahnbürste mit weichen Borsten am besten geeignet. Ob elektrisch oder manuell, ist bei optimaler Putztechnik eine individuelle Entscheidung. Zahnärzte empfehlen allerdings in aller Regel elektrische Zahnbürsten, da sie das richtige Putzen erleichtern und das Putzergebnis meist bessern. Da die Zahnzwischenräume mit herkömmlichen Zahnbürsten nicht gut erreicht werden, sollten die Zwischenräume mit Zahnseide oder speziellen Interdental-Zahnbürsten gereinigt werden. Das abschließende Spülen des Mundraums mit einer antibakteriellen Lösung hilft, verbliebene Erreger zu entfernen und das Zahnfleisch gesund zu halten.
Rauchen ist ein starker Risikofaktor für das Entstehen von Zahnfleischentzündungen. Der Verzicht auf Tabak wirkt sich deshalb ebenfalls günstig aus.
Regelmäßige Entfernung von Zahnstein und Plaques
Auch die beste tägliche Zahnpflege kann die Bildung von Plaques und Zahnstein nicht immer zuverlässig verhindern. Daher sind jährliche Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt dringend zu empfehlen. Die meisten Zahnärzte empfehlen darüber hinaus mindestens einmal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung (PZR). Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten dieser Vorsorgebehandlung. Für Selbstzahler belaufen sich die Kosten je nach Umfang der PZR auf 80 bis 150 Euro.
Wer unter einer systemischen Erkrankung leidet, die Zahnfleischentzündungen begünstigt, sollte häufiger eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch nehmen. Je nach Erkrankung können dafür kürzere Abstände sinnvoll sein (zum Beispiel aller drei Monate).
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 06.02.2023