Vorhofflimmern
Etwa eine Million Menschen in Deutschland leiden unter Vorhofflimmern. Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr für ein Vorhofflimmern, so sind rund 10 Prozent aller 80-Jährigen betroffen. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Vorhofflimmern.
Definition: Was ist Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Die Gefahr des Vorhofflimmerns liegt vor allem darin, dass das Blut im Herzen nicht mehr richtig fließt und verklumpt. Diese Klümpchen, Mediziner sprechen von Thromben, können in die zum Hirn führenden Blutgefäße gelangen und diese verschließen. Die mögliche, lebensgefährliche Folge ist ein Schlaganfall. Jeder dritte bis vierte Schlaganfall entsteht durch solche Gerinnsel aus dem flimmernden Vorhof. Mehr als 90 Prozent der Thromben entstehen in einer kleinen „Tasche“ des linken Vorhofs, dem sogenannten Vorhofohr, in dem das Blut leicht hängen bleiben und verwirbelt. Durch diese Verwirbelungen verklumpt es.
Vorhofflimmern: Symptome
Zu den typischen Symptomen des Vorhofflimmerns gehört ein stolpernder oder rasender Herzschlag. Diese Herzrhythmusstörung wird zuweilen von Atemnot, Brustschmerzen, Schwindel oder Müdigkeit begleitet. Viele Patienten allerdings bemerken ein Vorhofflimmern überhaupt nicht.
Ursachen von Vorhofflimmern
Um die Ursachen des Vorhofflimmerns zu verstehen, ist zunächst ein Blick auf die Funktionsweise des Herzens notwendig. Das Herz besteht aus zwei Vorhöfen und zwei Kammern. Es schlägt normalerweise etwa 60 bis 100-mal in der Minute. Ausgelöst werden diese Schläge durch elektrische Impulse. Die Impulse bilden sich im sogenannten Sinusknoten, einer Ansammlung von Zellen im rechten Vorhof. Von hier aus gelangt der Reiz dann zum nächsten Knoten, dem AV-Knoten am Übergang vom Vorhof zur rechten Herzkammer.
Anschließend geht der Impuls über kleinere Fasern weiter in die beiden Kammern, bis das gesamte Herz erreicht ist. Wenn der elektrische Impuls überall angekommen ist, zieht sich der Herzmuskel zusammen und das Blut wird in den Körper gepumpt.
Beim Vorhofflimmern entstehen an verschiedenen Stellen der Vorhöfe unkontrollierte eigene Impulse, die dann immer wieder in den Vorhöfen umherkreisen. Dadurch ziehen sich die Vorhöfe bis zu 350-mal in der Minute zusammen. Die Weiterleitung der Impulse auf die Herzkammern erfolgt nur noch unregelmäßig, der gesamte Herzschlag gerät aus dem Gleichgewicht und die Blutmenge, die in den Körper gepumpt wird, kann sinken.
Auslöser des Vorhofflimmerns
Die Ursachen beziehungsweise Auslöser für ein Vorhofflimmern sind vielfältig. Dazu zählen Bluthochdruck (Hypertonie) oder Schilddrüsenüberfunktion. Ein weiterer Auslöser sind chronische Erkrankungen des Herzens wie Herzklappenfehler, Herzmuskelentzündungen (Myokarditis), verengte Gefäße oder Narben nach Herzinfarkten. In solchen Fällen ist das Flimmern meist dauerhaft (permanent). Ein Vorhofflimmern kann aber auch akut und anfallsartig auftreten (paroxysmal), etwa nach übermäßigem Alkoholgenuss („Holiday heart syndrome“), fettem Essen oder Stress. Manchmal lässt sich auch keine fassbare Ursache ausmachen.
Auch wenn ein Vorhofflimmern häufig unbemerkt bleibt, handelt es sich hierbei nicht um ein harmloses Phänomen, sondern um eine behandlungsbedürftige Erkrankung.
Vorhofflimmern: Untersuchung
Für den Arzt ist die Diagnose von Vorhofflimmern meist recht einfach. Vorhofflimmern ist in der Regel bei einer Aufzeichnung der Herztätigkeit, dem Elektrokardiogramm, einfach zu erkennen. In vielen Fällen ist es sinnvoll, ein sogenanntes Langzeit-EKG über 24 Stunden anzulegen, um auch ein unbemerktes Vorhofflimmern zu entdecken. Steht die Diagnose Vorhofflimmern fest, konzentriert sich die Behandlung dieser Herzrhythmusstörung auf die verursachende Erkrankung oder eine das Herz schonende Medikation.
Behandlung: Was hilft gegen Vorhofflimmern?
Zur Therapie von Vorhofflimmern sollte zunächst die Grunderkrankung behandelt werden (siehe Ursachen), also beispielsweise der Blutdruck oder eine Schilddrüsenüberfunktion richtig eingestellt werden. Danach normalisiert sich der Herzschlag oft wieder.
Wenn das nicht gelingt oder das Herz beispielsweise durch dauerhafte Narben geschädigt ist, stehen andere Methoden zur Behandlung von Vorhofflimmern zur Verfügung.
Medikamente gegen Vorhofflimmern
Bei Vorhofflimmern ist es sehr wichtig, mit blutverdünnenden Medikamenten die gefährliche Gerinnselbildung zu verhindern. Jüngere Menschen werden dazu in der Regel mit einer geringen Dosis Acetylsalicylsäure (Aspirin) behandelt. Bei älteren Menschen oder Risiko-Patienten werden üblicherweise blutgerinnungshemmende Mittel, sogenannte Antikoagulanzien, eingesetzt.
Eine blutverdünnende Behandlung ist nicht ganz ungefährlich, denn durch die Blutverdünnung kann es leicht zu Blutungen im gesamten Körper kommen. Außerdem sind Leberschäden durch Acetylsalicylsäure oder Antikoagulanzien möglich. Deshalb dürfen sie manche Patienten nicht einnehmen (z.B. bei vorgeschädigter Leber oder Magengeschwüren wegen der Blutungsgefahr).
Gegen das Vorhofflimmern selbst können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, die den Herzrhythmus kontrollieren. Allerdings bergen alle Präparate die Gefahr, selbst andere Herzrhythmusstörungen auszulösen. Außerdem schlagen sie nicht bei allen Patienten mit Vorhofflimmern an.
Operative Behandlung von Vorhofflimmern
Eine operative Behandlung von Vorhofflimmern kommt in Betracht, wenn eine medikamentöse Therapie nicht wirkt oder nicht angewendet werden kann.
- Herzkatheter-OP: In schweren Fällen werden über einen Herzkatheter oder operativ die Stellen im Vorhof, an denen sich die unkontrollierten Impulse bilden, durch Stromstöße oder Ultraschallwellen verödet. Dieses Verfahren wird Katheterablation genannt.
- Maze-Chirurgie: Manchmal ist bei Vorhofflimmern die sogenannte "Labyrinth-Chirurgie" (Maze-Chirurgie) erfolgreich. Dabei werden viele kleine Einschnitte in den Vorhöfen gesetzt. Diese Einschnitte dienen wie ein Labyrinth, in dem sich der elektrische Impuls den Weg bahnen muss.
- Verschluss des Vorhofohres: Eine recht neue Methode ist der Verschluss des Vorhofohres. Diese operative Behandlung von Vorhofflimmern wird vor allem bei Patienten eingesetzt, die keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen dürfen. Bei diesem Verfahren wird – ebenfalls über einen Herzkatheter – ein kleiner, mit einer Kunststoffmembran bespannter Metallschirm in das Vorhofohr gebracht. Dort wächst es in den nächsten Wochen ein, bis das Ohr vollständig verschlossen ist. Auf diese Weise kann das Schlaganfallrisiko deutlich gesenkt werden.
Den richtigen Rhythmus herstellen
Bei länger anhaltendem, neu aufgetretenem Vorhofflimmern kann man eine elektrische Kardioversion versuchen. Bei dieser sogenannten Kardioversion wird der normale Herzrhythmus durch einen kurzen Stromschlag wiederhergestellt. Der Stromschlag wird während einer kurzen Narkose mit Hilfe eines Defibrillators gegeben. Der Stromschlag stoppt die kreisende Erregung des Herzmuskels und leitet den Neuaufbau eines geordneten Herzrhythmus ein.
Selbsthilfe: Was tun bei Vorhofflimmern?
Kurze Anfälle von Vorhofflimmern lassen sich häufig mit einfachen Mitteln beheben. Folgende Tipps haben sich bewährt:
- Halten Sie kurz die Luft an.
- Trinken Sie einen Schluck eiskaltes Wasser oder lutschen Sie ein Eis.
- Husten Sie.
- Pressen Sie, als wenn Sie zur Toilette müssten (sogenannte Bauchpresse).
- Stecken Sie den Finger in den Has, als würden Sie Erbrechen auslösen wollen.
Mit allen diesen Maßnahmen reizen Sie den sogenannten Vagusnerv. Darüber findet das Herz zu seinem normalen Rhythmus zurück und das Vorhofflimmern verschwindet.
Wie kann ich Vorhofflimmern vorbeugen?
Wenn Sie unter Herzerkrankungen, einer Schilddrüsenüberfunktion oder Bluthochdruck leiden, sollten Sie sich regelmäßig ärztlich kontrollieren und behandeln lassen, um ein Vorhofflimmern zu verhindern oder rechtzeitig zu erkennen. Ratsam ist es, den Alkoholkonsum weitestgehend einzuschränken.
Außerdem fördern Sie eine gesunde Herztätigkeit, indem Sie sich ausreichend an frischer Luft bewegen. Schon 20 Minuten leichte körperliche Tätigkeit, zum Beispiel spazieren gehen, stärken das Herz nachweislich und verringern das Risiko für Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Dr. med Anja Braunwarth (Ärztin)
Stand: 26.09.2024