Vitamin-B-Mangel
Unter Vitamin-B-Mangel werden verschiedene Mangelzustände zusammengefasst, die allerdings meistens gemeinsam auftreten. Insgesamt gibt es acht B-Vitamine, die unter einander zahlreiche Wechselwirkungen haben. Bei gesunden Menschen ist Vitamin-B-Mangel eher selten. In besonders belastenden Situationen sowie in Schwangerschaft und Stillzeit entsteht ein Vitamin-B-Mangel deutlich häufiger.
Synonyme
Beriberi
Definition
Unter Vitamin-B-Mangel werden verschiedene Mangelzustände zusammengefasst, die allerdings meistens gemeinsam auftreten. Insgesamt gibt es 8 B-Vitamine, die untereinander zahlreiche Wechselwirkungen haben.
Alle B-Vitamine sind wasserlöslich. Das hat im Vergleich mit den fettlöslichen Vitaminen Vitamin A, D, E und K einen Vorteil: Überdosierungen mit Vitamin B sind seltener. Was der Körper nicht braucht, scheidet er in der Regel über die Nieren mit dem Urin aus. Einige der B-Vitamine können in großer Menge dennoch Beschwerden auslösen. Diese verschwinden aber meist wieder, sobald die Vitamin-Zufuhr beendet wird.
Die Funktionen der B-Vitamine im Körper hängen so eng zusammen, dass selten ein Mangel nur eines Vitamins dieser Gruppe auftritt. Aus diesem Grund bieten sich bei Vitaminmangelzuständen sowie bei erhöhtem Bedarf (z.B. Schwangerschaft, Stillzeit, Stress, Wachstumsphase) Kombinationspräparate an.
Die 8 B-Vitamine
Zur Gruppe der B-Vitamine zählt die Medizin acht Vitamine:
- Vitamin B1 (Thiamin)
- Vitamin B2 (Riboflavin, Laktoflavin)
- Vitamin B3 (Niacin, Nicotinsäure, PP-Faktor)
- Vitamin B5 (Pantothensäure)
- Vitamin B6 (Sammelbezeichnung für Pyridoxin, Pyridoxamin und Pyridoxal)
- Vitamin B7 (Biotin) – wurde früher auch als Vitamin H bezeichnet
- Vitamin B9 (Folsäure, Folat, Pteroylglutaminsäure) – wurde früher auch als Vitamin B11 oder Vitamin M bezeichnet
- Vitamin B12 (Cobalamin)
Vitamin B4 (Cholin) wurde früher fälschlich als Vitamin bezeichnet, zählt heute aber nicht mehr dazu. Vitamin B17 ist lediglich der Fantasiename für das Blausäure-abspaltende Amygdalin.
Die Funktionen der B-Vitamine
Die B-Vitamine haben eine Vielzahl von unterschiedlichen Funktionen im Stoffwechsel und im Nervensystem. Eine besondere Rolle dabei nehmen Folsäure, die früher auch als Vitamin B9 oder Vitamin B11 bezeichnet wurden, und das Vitamin B-12 ein. Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier:
Vitamin B1: Gut für die Nerven
Vitamin B1 trägt zur Energiegewinnung aus der Nahrung bei und ist erforderlich für die Funktionsfähigkeit des Nervensystems. Der tägliche Bedarf hängt von der Zusammensetzung der Nahrung ab. Kohlenhydrate und Alkohol erhöhen ihn, während fettreiche Kost den Bedarf senkt.
Im Durchschnitt beträgt der Tagesbedarf 1 bis 2 mg. In der Schwangerschaft und Stillzeit wird mehr Vitamin B1 benötigt. Das Vitamin B1 ist besonders reichlich in Hefe, Getreide, Gemüse, Kartoffeln und Innereien enthalten.
Beriberi - die häufigste Vitamin-B1-Mangelerkrankung
Die häufigste Vitamin-B1-Mangelerkrankung nennen Mediziner Beriberi. Typische Symptome dieser Mangelerkrankung sind neurologische Störungen, Herzmuskelschwäche und allgemeiner Muskelschwund. Eine weitere Vitamin B1-bedingte Mangelerkrankung ist das Korsakow-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Gedächtnisleistungsstörung, die gehäuft bei Alkoholikern auftritt.
Vitamin B2 baut Fett und Eiweiße ab
Vitamin B2 ist notwendig für den Abbau von Fett und Eiweiß. Zudem schützt es die roten Blutkörperchen und die Augenlinse. Gesunde Haut und Schleimhäute sowie intakte Nägel benötigen ebenfalls Vitamin B2. Der tägliche Bedarf beträgt 1 bis 2 mg, in der Schwangerschaft etwas mehr. Einen Teil des Bedarfes bilden Darmbakterien in einer gesunden Darmflora.
Die Versorgung mit Vitamin B2 aus der Nahrung ist bei gesunden Menschen und frischer Ernährung leicht sicherzustellen. Besonders viel Vitamin B2 enthalten Hefe, Getreide, Hülsenfrüchte, Milch, Käse und Innereien.
Die Vitamin-B2-Mangelerkrankung wird als Ariboflavinose bezeichnet, tritt aber hierzulande kaum auf. Wenn, dann sind Alkoholiker betroffen oder Menschen, die sich sehr einseitig ernähren oder an einer Essstörung leiden.
Vitamin B3 senkt die Blutfette und verbessert die Konzentrationsfähigkeit
Vitamin B3 benötigen wir zur Energiegewinnung, für die Bildung und Reparatur neuer Gewebe, Zellen und Muskeln sowie für die Synthese der Erbsubstanz. Zudem senkt Niacin, so der andere Name von Vitamin B3, die Blutfettkonzentration und verbessert Merk- und Denkvermögen.
Der Tagesbedarf an Niacin richtet sich nach dem Energiebedarf. Wird mehr Energie benötigt, braucht der Organismus auch mehr Niacin, um zugeführte Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße in Energie umzuwandeln. Mit einer täglich abwechslungsreichen und frischen Ernährung kann der Bedarf aber leicht gedeckt werden. Besonders niacinhaltig sind tierische Lebensmittel wie Leber, Fisch, Fleisch und Molke-Produkte. Aber auch Vollkornerzeugnisse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Pilze, Bananen und sogar Kaffee enthalten Niacin.
Niacinmangel wird als Pellagra bezeichnet. Auf Deutsch heißt Pellagra raue Haut. Und genau das ist auch das Haupt-Symptom dieser Mangelerkrankung. Zudem kommen Durchfall und Demenz hinzu.
Vitamin B5 fördert die Wundheilung
Vitamin B5 oder Pantothensäure ist wichtig für einen reibungslosen Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Zudem benötigen wir Pantothensäure für die Wundheilung und ein gesundes Abwehrsystem.
Pantothensäure kommt in nahezu allen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Innereien wie Leber und Nieren, Hering, Hefe, Eigelb, Hülsenfrüchte, Blumenkohl und Pilze enthalten besonders viel von diesem Vitamin.
Ein Pantothensäure-Mangel führt zu allgemeinen Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche und Dauermüdigkeit, aber auch zu Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden. Eine erhöhte Infektanfälligkeit, ein geschwächtes Immunsystem und schlecht heilende Wunden können ebenfalls auf einen Mangel an Pantothensäure hinweisen.
Vitamin B 6 besorgt den Eiweißstoffwechsel
Vitamin B6 ist wichtig für den Eiweißstoffwechsel und die Bildung von Aminosäuren. Der tägliche Bedarf beträgt normalerweise ca. 1 bis 2 mg. Bei sehr eiweißreicher Ernährung (etwa bei Kraftsportlern oder im Zuge einer Diät), in der Schwangerschaft und bei Einnahme der Antibabypille ist der Bedarf an Vitamin B6 höher. Aber auch dieser erhöhte Bedarf wird in der Regel durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt.
Vitamin B6 steckt unter anderem in Hefe, Getreide, Bananen, Gemüse, Innereien, Milch und Eiern.
Ein Vitamin B6 Mangel äußert sich in entzündlichen Veränderungen von Haut und Schleimhäuten. Häufig sind rissige, trockene und aufgesprungene Lippen sowie Mundwinkeleinrisse und Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Erbrechen. Depressive Verstimmungen und Schlafstörungen können ebenfalls auf das Konto eines Vitamin B6 Mangels gehen.
Vitamin B7 für Haare, Haut und Nägel
Vitamin B7 ist besser als Biotin bekannt. Wir benötigen es für alle Stoffwechselprozesse und insbesondere für schöne Haare, gesunde Haut und feste Nägel. Mit einer frischen und ausgewogenen Ernährung kann der tägliche Biotinbedarf leicht gedeckt werden.
Biotinreiche Lebensmittel sind Hülsenfrüchte, Vollkornerzeugnisse, Sojaprodukte sowie Eigelb, Hefe und Nüsse.
Bei einem Mangel an Biotin wird die Haut rau und rissig, die Haare fallen aus und die Nägel splittern. Zudem verursachen Schleimhautveränderungen im Magen-Darm-Bereich, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitsverlust und Gewichtsabnahme. Muskelschmerzen, Müdigkeit, Taubheitsgefühle und depressive Verstimmungen sind ebenfalls möglich.
Vitamin B9 (Folsäure) für eine gesunde Schwangerschaft
Vitamin B9 ist besser als Folsäure bekannt. Folsäure benötigen vor allem Frauen in der Schwangerschaft. Bei einem Mangel an diesem Vitamin drohen dem Ungeborenen Neuralrohrdefekte wie Spina bifida, der offene Rücken. Deshalb wird von vielen Ärzten zumindest im ersten Drittel der Schwangerschaft eine Folsäuresubstitution empfohlen.
Folsäure findet sich in großer Menge in Blattgemüsen, Hülsenfrüchte, Weizenkeimen, Hefen, Molke-Erzeugnissen, Rüben und Spargel. Folsäure aus tierischen Produkten kann vom Organismus besser verwertet werden als von pflanzlichen Nahrungsmitteln.
Auf einen Folsäuremangel können Blässe, Müdigkeit, schnelle Erschöpfung, erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, depressive Verstimmungen, erhöhte Infektanfälligkeit sowie eine gesteigerte Blutungsneigung hindeuten. Typisch sind außerdem eine entzündete, rote Zunge sowie Durchfälle.
- Ausführliche Informationen über Folsäuremangel
Vitamin B12 für neue Zellen und funktionierende Nerven
Vitamin B12 brauchen wir für die Synthese der Erbsubstanz, der Zellerneuerung sowie für funktionierende Nerven. Zudem kann Folsäure nur mit Vitamin B12 aktiviert werden. Vitamin B12 kommt fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Sanddorn ist beispielsweise eine Ausnahme, jedoch muss dabei die Fruchtschale mitverarbeitet werden.
Ein Vitamin B12 Mangel äußerst sich zunächst unspezifisch mit Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit und Konzentrationsschwäche. Mangelt es an roten Blutkörperchen kommt es zur Blutarmut (perniziöse Anämie). Ein Mangel an weißen Blutkörperchen führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit mit verminderter Abwehrleistung. Eine erhöhte Blutungsneigung ist Folge von zu wenigen Blutplättchen.
- Ausführliche Informationen über Vitamin B12 Mangel
Ursachen
In Deutschland entsteht Vitamin-B-Mangel bei ansonsten gesunden Menschen in aller Regel durch sehr einseitige Diäten oder eine sehr einseitige Ernährung mit Fastfood und industriell verarbeiteten Billig-Lebensmitteln. Bei einer einigermaßen frischen und abwechslungsreich gestalteten Ernährungsweise dürfte ein Vitamin-B-Mangel nicht entstehen.
Eine andere Ursache von Vitamin-B-Mangel ist ein erhöhter Bedarf. Dieser kann vor allem im Wachstum sowie bei Stress oder in Schwangerschaft und Stillzeit auftreten. Allerdings ist auch hier ein Mangel – von Folsäure einmal abgesehen - eher selten.
Behandlung
Vitamin B-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel werden meist als Kombinationspräparat der drei B-Vitamine 1,2 und 6 angeboten, als sogenannter Vitamin-B-Komplex. Es gibt sie in unterschiedlichen Darreichungsformen, meist als Tablette oder Dragee.
B-Vitamin-Komplexpräparate werden bei Nervenschmerzen und -entzündungen angewendet, manchmal auch in Kombination mit Schmerzmitteln.
Das ebenfalls zu den B-Vitaminen zählende Dexpanthenol wird als Creme, Salbe, Lotion oder Lösung zur Hautpflege und Wundheilung eingesetzt. Lutschtabletten mit Dexpanthenol lindern die Beschwerden bei Entzündungen und Trockenheit von Haut oder Schleimhäuten.
Vitamin B6 wird bei Schwangerschaftserbrechen und Menstruationsbeschwerden eingesetzt.
Vitamin-B-Überdosierung
Bei den meisten B-Vitaminen besteht keine Gefahr der Überdosierung. Ausnahmen bilden Vitamin B3 (Niacin), B5, B6 und Folsäure.
- Hohe Vitamin B3 Dosen zur Senkung der Blutfettkonzentration können beispielsweise zu Juckreiz, Übelkeit, Sodbrennen, anfallsweiser Hautröte und Hitzewallungen führen.
- Eine exzessive Zufuhr von Vitamin B5 (Pantothensäure) kann Magen-Darm-Störungen verursachen.
- Eine langandauernde Vitamin B6-Überdosierung macht sich neurologisch bemerkbar. Hinweisgebende Symptome sind Gangstörungen, veränderter Tastsinn, vermindertes Temperaturempfinden und Hautentzündungen.
- Mögliche Folgen eines Folsäure-Überschusses sind Schlafstörungen, Nervosität und Magen-Darm-Probleme. Ein Zuviel an Folsäure kann auch die Wirkweise von Medikamenten beeinträchtigen. Hieran muss vor allem bei Wirkstoffen gegen Epilepsie gedacht werden. Folsäure kann deren Wirksamkeit verringern und der Betroffene erleidet neuerliche Krämpfe.
Autor: Charly Kahle
Stand: 08.07.2021