Verstopfung (Obstipation)

Bei weniger als 3 Stuhlentleerungen pro Woche über einen Zeitraum von mehreren Wochen sprechen Mediziner von chronischer Verstopfung. Von Verstopfung betroffen sind überwiegend Frauen und das oft über Jahrzehnte. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Verstopfung.

Synonyme

Obstipation

Definition

Mann auf dem Toilettengang

Ab und zu mal müssen und nicht können, ist schon belastend. Was aber, wenn Verstopfung zum Dauerzustand wird? Wie wohltuend und wichtig eine geregelte Verdauung ist, nehmen wir oft erst wahr, wenn es einmal nicht geht. Verstopfung schränkt die Lebensqualität stark ein. Sehr oft ist keine organische Ursache für Verstopfung erkennbar. In vielen Fällen geht die Obstipation, so der Fachausdruck, auf einen übermäßigen Gebrauch von Abführmitteln zurück. Aber auch Medikamente, eine einseitige Ernährung oder Bewegungsmangel begünstigen Verstopfung.

Symptome

Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist individuell verschieden. Stuhlganghäufigkeiten zwischen 3 Mal pro Tag bis zu 3 Mal pro Woche gelten als normal. Erst bei weniger als 3 Stuhlgängen pro Woche spricht man von Verstopfung.

Bei zu seltener Stuhlentleerung wird der Nahrungsbrei durch Wasserentzug stark eingedickt und der Stuhl wird hart. Durch das fehlende Stuhlvolumen wird die Darmentleerung schwierig und es entsteht ein Völle- oder Druckgefühl im Unterbauch. Die Stuhlentleerung kann nur noch durch starkes Pressen erfolgen, oft bleibt ein Gefühl der unvollständigen Darmentleerung bestehen. Manchmal muss die Stuhlentleerung manuell unterstützt werden.

Es können auch Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen oder plötzliche Durchfälle mit Bauchkrämpfen auftreten. Treten diese Symptome öfter zusammen ohne erkennbare Ursache auf, spricht man auch von Reizdarm oder nervösem Darm.

Verstopfungssymptome auf einen Blick

  • weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche, verhärteter Stuhl
  • Völle- und Druckgefühl im Unterbauch, aufgequollener Bauch 
  • Bauchschmerzen, Blähungen, plötzliche Durchfälle mit Bauchkrämpfen
  • starkes Pressen beim Stuhlgang
  • Hämorrhoiden

Ursachen

In sehr vielen Fällen findet sich keine zweifelsfrei nachweisbare Ursache für Verstopfung. Zu den häufigsten nachweisbaren Ursachen aber zählt, wenn zu früh und oft Abführmittel eingenommen werden. Der Dauergebrauch von Abführmitteln schadet dem Darm. Zunächst tritt ein Gewöhnungseffekt ein, dann muss die Dosis der Abführmittel erhöht werden, um Wirkung zu spüren. Das wiederum schädigt den Darm weiter und verschlimmert die Verstopfung, die schließlich chronisch wird. Viele Patientinnen - die überwiegende Mehrheit der Betroffenen ist weiblich -  geraten so in einen Kreislauf von Verstopfung und Abführmitteln, aus dem sie nicht selten erst nach Jahrzehnten unter ärztlicher Begleitung herausfinden. Deshalb sollten Abführmittel immer nur kurzzeitig und vorzugsweise in Absprache mit dem Hausarzt oder einem Spezialisten, dem Gastroenterologen, eingenommen werden.

Neben dem Missbrauch von Abführmitteln gibt es eine Reihe von weiteren Ursachen für Verstopfung:

  • ballaststoffarme Ernährung
  • Bewegungsarmut und Bettlägerigkeit
  • geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • fieberhafte Erkrankungen
  • Stress
  • gestörte Darmflora
  • ungewohnte Lebensbedingungen, z. B. Krankenhausaufenthalt oder Reise
  • Medikamente wie Aluminium- oder Eisenpräparate, opioide Schmerzmittel, Entwässerungsmittel, Psychopharmaka
  • Hormonelle Einflüsse wie Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft.
  • Erkrankungen des Darmes (Verwachsungen, Entzündungen, Tumore), Diabetes, Multiple Sklerose und andere Krankheiten (der Niere oder der Gallenwege).

Behandlung

Der Arzt wird zunächst versuchen, eine Erklärung für die Verstopfung zu finden. Ist das nicht möglich, kann er eine medikamentöse Therapie einleiten. Dafür steht eine Vielzahl von Wirkstoffen zur Verfügung. Bei den Abführmitteln sollten zuerst Präparate mit Quell- oder Füllstoffen angewendet werden. Auch osmotische Abführmittel oder Glycerinzäpfchen greifen nicht direkt in die natürliche Verdauung ein. Diese Präparate können häufiger oder über einen längeren Zeitraum genommen werden. Zudem sind sie auch während der Schwangerschaft geeignet.

Abführmittel mit anderen Wirkweisen, die beispielsweise die Verdauung durch Beeinflussung des Wasserhaushaltes im Darm anregen, sollten nur kurzfristig oder in Ausnahmefällen (Reise, Krankenhaus) eingenommen werden.

Auch die pflanzlichen Abführmittel dieses Wirkprinzips führen zu Wasser- und Salzverlusten. Dabei erzeugt der Verlust von Kalium erneut eine Darmträgheit, die wiederum zu Abführmitteln greifen lässt. Und so führt der Einsatz von Abführmitteln mitunter zu einer Abhängigkeit - und dadurch langfristig zu Darmschleimhautschädigungen.

Neue Medikamente gegen Verstopfung

Methylnaltrexon und Prucaloprid sind zwei verschreibungspflichtige Wirkstoffe, die erst seit einigen Jahren als Medikamente gegen chronische Verstopfung in schweren Fällen zugelassen sind. Sie sind unter den Handelsnamen Relistor und Resolor erhältlich. Beide Medikamente sind nur für die Anwendung unter engmaschiger ärztlicher Aufsicht bestimmt und keinesfalls für eine Selbstbehandlung gedacht.

Selbsthilfe: Was hilft gegen Verstopfung?

Schnelle und einfache Hilfe gegen Verstopfung ist ein Versprechen, das die Werbung immer wieder macht. Sie preist freiverkäufliche Abführmittel als ideale Hilfe gegen Verstopfung. Doch ganz so einfach ist es nicht. Viele Fälle von chronischer Verstopfung entstehen erst durch den Missbrauch dieser Abführmittel. Simmen Sie sich daher über den wiederholten Einsatz von Abführmitteln mit Ihrem Arzt ab, damit gelegentliche Verstopfungen nicht zur chronischen Obstipation werden.

Insbesondere Frauen und Mädchen setzen Abführmittel häufig ein, um abzunehmen. Dies ist oft der Einstieg in einen Jahrzehnte langen Kreislauf von Medikamenten-Einnahme, Verstopfung und fortschreitender Darmschädigung. Aus medizinischer Sicht sind Abführmittel kein geeignetes Mittel, um tatsächliches oder vermeintliches Übergewicht zu bekämpfen.

Pflanzliche Abführmittel gegen Verstopfung

Grundsätzlich sollten Sie auch pflanzliche Abführmittel ohne ärztlichen Rat nur kurzfristig einnehmen. Diese Abführmittel mit Wirkstoffen wie Rizinusöl, Sennesblätter, Rhabarber, Faulbaumrinde oder Aloe erhalten Sie in der Apotheke oder dem Reformhaus als Tabletten, Tropfen, Zäpfchen oder Tees. Diese Wirkstoffe beeinflussen den Wasser- und Elektrolythaushalt des Darms oder regen die Darmträgheit auf andere Weise an. Die Wirkung setzt nach einigen Stunden ein. Diese Abführmittel sind für eine kurzfristige Anwendung in Ausnahmefällen zu empfehlen. Die kleinen Dragees oder Tropf-Fläschen eignen sich gut zum Transport auf Reisen.

Quellmittel und Füllstoffe wie Flohsamenschalen, Weizenkleie oder Leinsamen nehmen Wasser auf und erhöhen das Füllvolumen des Darmes. Dadurch wird die Darmtätigkeit angeregt. Damit diese Präparate ausreichend aufquellen können, muss dazu viel getrunken werden. Die Wirkung setzt nach 2 bis 3 Tagen ein.

Osmotische Abführmittel – Milchzucker für Kinder

Osmotische Abführmittel sind Salze wie Bittersalz und Glaubersalz oder Zuckeraustauschstoffe wie Milchzucker, Lactulose oder Sorbitol, die Wasser im Darm binden. Sie werden als Pulver verwendet und die Wirkung setzt nach einigen Stunden ein. Auch hier muss ausreichend viel Flüssigkeit dazu getrunken werden. Milchzucker ist auch für Babys und Kleinkinder als Abführmittel geeignet.

Gleitmittel und chemische Abführmittel

Gleitmittel wie Glycerin als Zäpfchen oder Klistier machen den Stuhl weich und besser gleitfähig. Sie wirken sehr schnell und sind auch für Babys und Kleinkinder geeignet. Außerdem gibt es eine Reihe chemischer Abführmittel mit Wirkstoffen wie Bisacodyl oder Natriumpicosulfat.

Ernährung

Die Rolle der Ernährung bei chronischer Verstopfung wird häufig unterschätzt. Nur allzu oft vertrauen Betroffene auf Abführmittel – und fördern damit die Obstipation. Tatsächlich kann die richtige Wahl der Lebensmittel oft einen großen Beitrag dazu leisten, die Verdauung zu normalisieren und die häufig sehr belastende Verstopfungssymptomatik zu lindern. Wenn Sie viele Ballaststoffe zu sich nehmen und viel trinken, dann machen Sie schon sehr viel richtig.

Ausführliche Informationen finden Sie im Beitrag Ernährung bei chronischer Verstopfung

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung von Verstopfung ist eine ballaststoffreiche Ernährung in Verbindung mit ausreichender Bewegung. Empfehlenswert ist der Verzicht oder nur kurzfristige Einsatz von Abführmitteln. Zudem sollten Sie sich Zeit für den Toilettengang nehmen und Stuhldrang nicht unterdrücken. Starkes Drücken oder Pressen erhöht übrigens das Risiko für Hämorrhoiden. Vorbeugend wirken ferner die unter Hausmittel gegen Verstopfung genannten Empfehlungen.

Autor: Charly Kahle

Stand: 17.09.2020

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