Venenschwäche
Venenschwäche ist weit verbreitet. Mediziner sprechen von Veneninsuffizienz. Im Alltag wird Venenschwäche oft mit ihrem häufigsten Symptom bezeichnet, als schwere Beine. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Venenschwäche.
Synonyme
Veneninsuffizienz, schwere Beine
Definition
Als Venenschwäche oder Veneninsuffizienz bezeichnen Mediziner eine gestörte Funktion von Venen. Venen sind die Blutgefäße, in denen das Blut zurück zum Herzen fließt. Allerdings ist „fließen“ in diesem Zusammenhang ein irreführender Begriff. Denn in den Venen wird das Blut vielmehr über ein ausgeklügeltes System und Venenklappen zum Herzen gepumpt. Sind die Venen selbst oder das Venenklappensystem geschädigt, kommt es zur Venenschwäche. Mehr dazu lesen Sie im Abschnitt Ursachen von Venenschwäche.
Krampfadern und Ödeme durch Venenschwäche
Bei Venenschwäche sind die Venen also nicht mehr in der Lage, das Blut komplett zum Herzen zu befördern. Vielmehr sammelt sich das verbleibende Blut vorzugsweise in den Venen, die besonders weit vom Herzen entfernt sind. Das sind vor allem die großen Venen in den Beinen. Das in den Beinvenen gestaute Blut übt einen hohen Druck auf das Blutgefäß aus. In der Folge treten flüssige Bestandteile des Blutes in das umliegende Gewebe aus. Es kommt zu Wasseransammlungen im Gewebe, den sogenannten Ödemen. Sie sind die Ursache für das augenfälligste Symptom von Venenschwäche: für schwere und geschwollene Beine und/oder Knöchel. Andere sichtbare Symptome insuffizienter Venen sind sichtbar geschwollene Venen oder Krampfadern. Viele Menschen bringen auch Besenreise mit Venenschwäche in Verbindung. Tatsächlich haben Besenreiser aber keinen Krankheitswert, sondern sind vielmehr ein kosmetisches Problem.
Venenschwäche ist viel mehr als eine Alterungserscheinung oder Befindlichkeitsstörung. Krampfadern oder schwere Beine sind vergleichsweise harmlose Folgen. Venenentzündungen (Phlebitis) und chronisch-venöse Insuffizienz hingegen können Komplikationen nach sich ziehen und sollten daher immer ärztlich beurteilt werden. Mitunter birgt Venenschwäche sogar lebensbedrohliche Risiken. So begünstigt sie beispielsweise das Entstehen von tiefen Beinvenenthrombosen, die zu einem Gefäßverschluss führen können.
Häufigkeit
Venenschwäche ist bei Erwachsenen sehr weit verbreitet. Unterschiedliche Studien geben die Häufigkeit von Venenschwäche bei Erwachsenen mit Werten zwischen 80 und 90 Prozent an. Allerdings handelt es sich in der überwiegenden Mehrheit der Fälle um harmlose Formen der Venenschwäche. Der Anteil von Menschen mit stark ausgeprägten Beschwerden und chronisch-venöser Insuffizienz liegt nach Angaben aus Studien zwischen 5 und 15 Prozent.
Frauen sind etwa 2 Mal häufiger von Venenschwäche betroffen als Männer. Zudem steigt die Häufigkeit mit dem Alter. Bei chronisch-venöser Insuffizienz ist das Geschlechterverhältnis mit 1,5:1 nahezu ausgeglichen.
Symptome
Häufigste Symptome von Venenschwäche sind Schwellungen und Schmerzen in den Beinen. Typischerweise nehmen Schwellungen und Schmerzen im Tagesverlauf zu. Das gilt vor allem bei Menschen, die viel stehen oder laufen. Die Beschwerden sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Zuweilen sind Schwellungen im Bereich des Knöchels und der Waden kaum wahrnehmbar. Es ist aber auch möglich, dass der Knöchelumfang sich durch Ödeme vervielfacht.
Symptome von Venenschwäche im Überblick
- Schwellungen durch Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe), vor allem im unteren Bereich der Beine
- schwere Beine mit Spannungsgefühl
- Krampfadern, meist am Unterschenkel
- geschwollene oberflächennahe Venen, ebenfalls am Unterschenkel – und in der Kniekehle
- Wadenkrämpfe
- Hautveränderungen: stauungs- und entzündungsbedingt als Stauungs-Ekzeme, Braunfärbung der Haut infolge Hämosiderin-Ablagerungen und Vernarbungen als Folge von Gewebsumbau (Atrophie blanche)
- Juckreiz (Pruritus) und Missempfindungen (Dysästhesie, Parästhesie)
- offene Hautwunden oder Hautgeschwüre (vor allem bei chronischer Veneninsuffizienz)
- Besenreiser am Oberschenkel können einen Hinweis auf Venenschwäche sein.
Die Beschwerden bessern sich in der Regel durch Hochlagerung der Beine lindern. Die meisten Betroffenen bemerken zudem eine Verschlechterung bei ansteigenden Temperaturen. Nahezu immer sind die Symptome im Sommer (bei heißem Wetter) ausgeprägter als in den kühleren Wintermonaten.
Ursachen
Die Ursachen von Venenschwäche sind vielfältig. Es handelt sich in den meisten Fällen um eine Kombination von mehreren Faktoren. Neben erblicher Veranlagung und Geschlecht sorgen Alterung und verhaltensbedingte Einflüsse dafür, dass Venenschwäche so weit verbreitet ist.
Frauen sind häufiger als Männer von Venenschwäche oder Krampfadern betroffen. Das liegt daran, dass Frauen einerseits von Natur aus ein weniger kräftiges Bindegewebe haben. Andererseits schwächt das weibliche Sexualhormon Östrogen die Haltekraft des Bindegewebes zusätzlich – auch bei Einnahme östrogenhaltiger Antibabypillen.
Schwangerschaften erhöhen das Risiko für Venenschwäche nicht nur durch die besonders hohe Östrogenausschüttung. Das ungeborene Kind belastet die untere Bauchvene und die Beinvenen durch sein Gewicht.
Zudem können Abflussbehinderungen, Gefäßentzündungen- und -verletzungen, Thrombosen oder Fistelgänge zwischen den Blutgefäßen eine Veneninsuffizienz verursachen.
Verhaltensbedingte Ursachen von Venenschwäche
Bei sehr vielen Menschen ist Venenschwäche verhaltensbedingt. Insbesondere führt Bewegungsmangel dazu,dass die Wadenmuskelpumpe ihre Aufgabe nicht hinreichend erfüllen kann. Weitere verhaltensbedingte Ursachen von Venenschwäche sind Übergewicht und Tätigkeit mit langem Sitzen oder Stehen.
Ursachen für Ödeme bei Venenschwäche: Wie entstehen Ödeme?
Der Blutkreislauf besteht aus dem arteriellen und dem venösen System. Dazu ein ganz knapper Überblick: Über die Arterien gelangt das sauerstoffreiche Blut aus dem Herzen in den Blutkreislauf. In den Venen wird das sauerstoffarme Blut wieder zum Herzen geführt. Von dort gelangt es in die Lunge, wieder zum Herzen und in die Arterien.
Viele Menschen glauben, dass das Blut über die Pumpkraft des Herzens nicht nur in den Körper, sondern auch zum Herzen zurückgelangt. Das trifft aber nicht zu. Vielmehr sammelt das venöse System das „verbrauchte“ Blut in einem fein aufeinander abgestimmten System. Sobald die Körper-Arterien ein Organ erreicht haben, zweigen sie sich zu unzähligen kleinen und kleinsten Gefäßen (Kapillaren) auf. Mediziner sprechen vom Kapillarsystem. Diese feinsten Blutgefäße sind besonders durchlässig, um einen bestmöglichen Stoffaustausch zu ermöglichen. Während Sauerstoff und andere Substanzen zwischen Gewebe und Kapillare ausgetauscht werden, verändern sich die auf das Kapillarsystem einwirkenden Kräfte. Diese bestimmen unter anderem die Flussrichtung des Blutes aus oder in ein Blutgefäß.
Nach vollendetem Stoffaustausch gelangt das Blut aus dem Kapillarsystem in kleine Venen, die Venolen. Und von dort in die großen Venen, die in Kopfvenen, Armvenen, Bauchvenen und Beinvenen unterschieden werden. Über die obere und untere Hohlvene gelangt das venöse Blut schließlich zum Herzen. Die Vena cava superior und Vena cava inferior sind die größten Venen des Körpers. Sie haben bei Erwachsenen einen Durchmesser um 2 Zentimeter. Im Gegensatz zu den Venen in Armen und Beinen haben die Hohlvenen keine Venenklappen.
Venenklappen und Wadenmuskelpumpe
Die Venen im Körper sollen in erster Linie das ausgetauschte Blut zum Herzen transportieren. Für diesen Zweck haben die meisten Venen einen vergleichsweise großen Durchmesser und sind zudem mit Venenklappen ausgestattet. Über die Venenklappen wird das Blut in Etappen zum Herzen befördert. Das funktioniert ähnlich wie ein Schleusensystem. Der Motor für dieses System liegt in der umgebenden Muskulatur. Mediziner sprechen von der Wadenmuskelpumpe. Bei jeder Bewegung übt die Beinmuskulatur Druck auf die Beinvenen aus. Dadurch wird das Blut jeweils eine Schleuse weiter hochgedrückt.
Dieses System wird noch durch die Nähe von Arterien und Venen (sogenannte arteriovenöse Kopplung) unterstützt. Arterien und Venen verlaufen im Körper fast immer parallel. Die mittleren und kleinen Gefäße sind nur durch eine Bindegewebsschicht getrennt. Aufgrund dieser Verbindung wird die Pulswelle der Arterien auf die Venen übertragen. Bei jeder Pulswelle wird die Vene zusammengedrückt. Wie bei der Muskelpumpe wird dadurch das Blut nach oben geschoben. Die Venenklappen sorgen nun dafür, dass das Blut nicht wieder nach unten fließen kann. Gesunde Venenklappen lassen wie ein Ventil nur eine Blutfließrichtung zu – die zum Herzen.
Bewegungsmangel schwächt die Venen
Bei Bewegungsmangel oder defekten Venenklappen beispielsweise sackt ein Teil des venösen Blutes wieder nach unten. Dort übt es – ähnlich wie in einem sich immer weiter dehnenden Ballon oder Schlauch - Druck auf die Wände der Blutgefäße aus. Mit dem wachsenden Druck treten flüssige Bestandteile des Blutes durch die Gefäßwände in das umliegende Gewebe aus und es entstehen Ödeme. Je nach Ausmaß der Venenschwäche können diese Wasseransammlungen im Gewebe ein beträchtliches Volumen einnehmen.
Venenschwächebedingte Ödeme bilden sich vor allem in den unteren Beinvenen. Das liegt daran, dass das Blut darüber den längsten und beschwerlichsten Weg hat – nämlich senkrecht – gegen die Schwerkraft zum Herzen hin fließen muss.
Untersuchung
Die Diagnose Venenschwäche ergibt sich normalerweise schnell anhand der Symptome. Die besten Ansprechpartner sind Hausärzte oder Fachärzte für Gefäßerkrankungen (Angiologie) bzw. Venenerkrankungen (Phlebologie).
Den sicht- und tastbaren Befund sichern Mediziner mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ab. Dabei gilt die Doppler-Sonografie (Duplexsonografie) als Goldstandard in der Diagnostik von Venenschwäche, um den Blutfluss in den Venen darzustellen. Alternative Untersuchungsverfahren sind die Phlebografie, Phlebodynamometrie und Lichtreflexrheografie.
Behandlung
Die Behandlung von Venenschwäche wird individuell auf die Beschwerden abgestimmt.
Therapie leichter Venenschwäche
Bei leicht ausgeprägter Venenschwäche kann das Tragen von Kompressionsstrümpfen die Beschwerden häufig schon lindern. Viele Patienten berichten von einer Symptomlinderung der schweren Beine durch Cremes, Salben oder Gels mit pflanzlichen Extrakten aus rotem Weinlaub, Rosskastanie oder Mäusedorn.
Behandlung von venenschwächebedingten Ödemen
Haben sich hingegen größere Ödeme gebildet, ist eine medikamentöse Therapie mit entwässernden Medikamenten meist unausweichlich. Üblicherweise werden Antidiuretika wie Amilorid und Triamteren oder pflanzliche Wirkstoffe wie Brennnesselkraut und Birkenblätter eingesetzt.
Gegen Hautveränderungen (Ekzemen) helfen entzündungshemmende Medikamente mit Bufexamac oder Hydrokortison, die in der Regel lokal als Creme, Salbe oder Lotion angewendet werden. Hydrokolloidhaltige Wundauflagen und Alginate werden ebenfalls häufig bei Ekzemen infolge chronisch venöser Insuffizienz eingesetzt.
Ausführliche Informationen über die Behandlung weiterer Symptome finden Sie in den Krankheitsbildern Krampfadern und Besenreiser sowie unter Venenentzündung.
Prognose
Ist eine Venenschwäche erst einmal vorhanden, lässt sie sich ohne venenchirurgische Operation nicht heilen. Konsequente Behandlung und ein angemessenes Verhalten (vor allem Bewegung und Gewichtsreduktion bei Übergewicht) können das Fortschreiten der Venenschwäche aber stoppen oder doch wenigstens verlangsamen. Die Lebenserwartung ist in diesen Fällen nicht beeinträchtigt.
Anders stellt es sich unter Umständen bei stark ausgeprägter Venenschwäche dar, wenn die Venenschwäche in eine chronisch venöse Insuffizienz übergeht. Dann steigt beispielsweise das Risiko für die Entwicklung von Wundheilungsstörungen in Form eines offenen Beins. Dieser Ulcus cruris führt schlimmstenfalls zu Blutvergiftungen (Sepsis), die tödlich verlaufen können.
Eine weitere seltene, ebenfalls lebensbedrohliche Komplikation von Venenschwäche sind tiefe Beinvenenthrombosen, die zu einer Lungenembolie führen können.
Vorbeugung
Nicht jeder Mensch kann Venenschwäche gleich gut vorbeugen, weil die Neigung dazu durch die Erbanlagen und das Geschlecht wesentlich mitbestimmt ist.
Unabhängig davon profitieren Frauen wie Männer gleichermaßen, wenn sie für ausreichend Bewegung sorgen. Das aktiviert die Muskulatur insgesamt, belebt die Wadenmuskelpumpe und vermindert darüber hinaus das Risiko für Übergewicht.
Die Wadenmuskelpumpe können Sie übrigens im Alltag nahezu überall und jederzeit aktivieren. Es reicht beispielsweise aus, im Sitzen oder Stehen mit den Füßen zu wippen oder zu kreisen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 02.01.2019