Typhus

Typhus ist eine Infektionskrankheit, die durch das Salmonellen-Bakterium Salmonella Typhi verursacht wird. In den Entwicklungsländern, vor allem auf dem indischen Subkontinent, erkranken pro Jahr etwa 30 Millionen Menschen an der Krankheit. Bis zu 200.000 sterben an den Folgen von schwerem Durchfall und Hirnhaut- oder Lungenentzündungen. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Typhus.

Synonyme

Typhus abdominalis, Abdominaltyphus, Bauchtyphus, Unterleibstyphus, typhoides Fieber, enterisches Fieber, Nervenfieber (veraltet)

Definition: Was ist Typhus?

Durchfall Toilettenpapier leer

Typhus ist eine Infektion mit Salmonellen-Bakterien. Die meisten Menschen verbinden Typhus mit Durchfall. Das ist nicht ganz richtig. Dem Durchfall geht ein Erkrankungsstadium mit grippeähnlichen Beschwerden und Verstopfung voraus. Später kommen dann mitunter heftige Durchfälle und eine Krankheitsphase, die mit Bewusstseinstrübungen einhergeht. Daher hat Typhus auch seinen Namen. Er leitet sich vom griechischen typhos für Nebel oder Trübung ab. Gefürchtete Komplikationen von Typhus sind beispielsweise Lungenentzündungen oder Hirnhautentzündungen. Unbehandelt kann Typhus tödlich enden.

Typhus ist keine Salmonellen-Darmentzündung

Typhus wird zuweilen wegen der Namensähnlichkeit der Erreger mit der Salmonellen-Darmentzündung (Salmonellen-Enteritis) verwechselt. Diese Salmonellose mit ihren Magen-Darm-Beschwerden ist zwar lästig, aber längst nicht so gefährlich wie Typhus. Erreger der Brechdurchfallerkrankung sind Salmonella enteritidis oder Salmonella typhimurium. Diese Salmonellen-Arten lauern im Sommer beispielsweise in schlecht gekühlten oder unsauber verarbeiteten Salaten mit Mayonnaise, Eierspeisen oder Hühnerfleisch und Gehacktem.

Häufigkeit: Typhus weltweit verbreitet

In Deutschland spielt Typhus praktisch keine Rolle mehr. Das Robert-Koch-Institut (RKI) verzeichnet jährlich etwa 50 Typhus-Fälle, die nahezu immer aus dem Ausland eingeschleppt werden. Die betroffenen Menschen kommen fast alle aus Asien – und gut die Hälfte von ihnen aus Indien. Daneben verzeichnete das RKI im Herbst 2015 Typhus-Infektionen bei Flüchtlingen aus Syrien. Laut RKI beträgt die Inzidenz (die Häufigkeit) von Typhus für Deutschland 0,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

22 Millionen Typhuserkrankungen weltweit

Anders als in Deutschland ist Typhus in Entwicklungsländern nach wie vor ein sehr ernsthaftes Problem. Das RKI geht von 22 Millionen Typhuserkrankungen pro Jahr aus. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO belaufen sich auf mehr als 30 Millionen. Die Zahl der Todesopfer schätzt die WHO auf 200.000 pro Jahr. Sehr oft sind dies Kinder zwischen 5 und 12 Jahren.

Hauptverbreitungsgebiete von Typhus sind Asien, und hier insbesondere Indien und Pakistan, sowie Entwicklungsländer mit schlechter Hygiene und Gesundheitsversorgung in Afrika und Südamerika.

Typhus-Impfung vor Reisen

Vor der Ansteckung mit den Typhus-Salmonellen schützt die Typhus-Impfung. Vor Reisen in die Verbreitungsgebiete sollten Urlauber den Impfstatus prüfen und die Typhus-Impfung gegebenenfalls nachholen oder auffrischen.

Typhus: Symptome

Mediziner unterscheiden zwei Typhusformen: den Bauchtyphus (Typhus abdominalis) und die typhusähnliche Erkrankung Paratyphus. Die Symptome beider Erkrankungen ähneln sich stark. Im Fall von Paratyphus ist der Verlauf aber deutlich milder und kürzer.

Typhus hat einen charakteristischen Krankheitsverlauf, der in 3 Phasen unterteilt ist.

1. Woche (Stadium incrementi)

Die ersten Symptome von Typhus zeigen sich gewöhnlich 1 bis 2 Wochen nach der Ansteckung (selten auch nach 3 bis 60 Tagen). Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen und Husten, Verstopfung und Appetitlosigkeit sind typische Erstsymptome von Typhus. Die Körpertemperatur steigt treppenförmig an: Nach einem Fieberanstieg kommt es kurzzeitig zum Fieberabfall, bevor das Fieber wieder und noch höher steigt.

2. Woche (Stadium acmes)

In der 2. Woche stabilisiert sich das Fieber um die 40°C. Trotz des hohen Fiebers ist der Puls bei Typhus typischerweise nicht erhöht. Es kann zu Bewusstseinstrübungen kommen. Die Milz ist geschwollen. Auf der Haut treten kleine rote Flecken auf, sogenannte Roseolen. Auf den Schleimhäuten sind blutig-borkige Beläge zu finden. Typisch ist auch die sogenannte Typhuszunge. In der Mitte ist sie grau-weiß belegt, die Ränder und Zungenspitze sind jedoch belagfrei und rot. Zusätzlich hat der Patient gelbliche, dünnflüssige und erbsenbreiähnliche Durchfälle.

3. Woche (Stadium decrementi)

In der 3. Woche sinkt die Temperatur allmählich wieder und die Genesung beginnt üblicherweise. Trotzdem sind Komplikationen möglich. Hirnhautentzündungen und Knocheneiterungen sind in diesem Stadium gefürchtet. Durch die Auswirkung der Bakterien direkt auf den Darm kommt es zu Darmblutungen oder sogar zu einem Darmdurchbruch (Darmperforation). Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung und Eiteransammlung in der Leber oder in der Gallenblase kommen ebenfalls vor.

Bei Kindern unter 1 Jahr verläuft Typhus in der Regel schwerer als bei älteren Patienten. In dieser Altersklasse ist das Risiko besonders hoch, an Komplikationen zu erkranken.

Dauerausscheider von Typhus-Bakterien

Eine Typhuserkrankung hinterlässt eine jahrelange, aber keine lebenslange Immunität. 3 bis 5 Prozent der Erkrankten werden zu Dauerausscheidern von Typhus-Bakterien. Dauerausscheider heißt, dass Patienten nach überstandener Typhus-Erkrankung länger als 6 Monate und anschließend ihr Leben lang, Typhus-Salmonellen weitergeben können. Bei diesen Menschen bleiben die Typhus-Salmonellen in der Gallenblase und werden mit dem Stuhl oder Urin weiterhin ausgeschieden. Die Dauerausscheider selbst erkranken nicht erneut. Sie können jedoch andere Menschen anstecken. In Deutschland scheiden mehr Frauen als Männer dauerhaft Typhus-Bakterien aus, die meisten sind über 50 Jahre. Dauerausscheider werden von den Gesundheitsämtern erfasst, behandelt und überwacht. Sie dürfen in bestimmten Berufsbereichen (zum Beispiel als Küchenpersonal) nicht arbeiten.

Ursachen: Woher kommt Typhus?

Ursache von Typhus ist eine Infektion mit dem Salmonellen-Bakterium Salmonella Typhi. Der Erreger wird durch Kontakt mit infiziertem Wasser, infizierten Lebensmitteln oder durch den Kontakt mit an Typhus Erkrankten oder mit gesunden Dauerausscheidern übertragen. Die Infektionsquelle ist der Mensch selbst, der die Bakterien mit dem Stuhl ausscheidet.

Resistenter Typhus-Erreger

Besondere Sorge bereitet Medizinern, dass sich in den vergangenen 20 Jahren ein Typhus-Erreger weltweit ausbreitet, der gegen die gängigen Antibiotika resistent ist. Bis zum Sommer 2015 hatte dieser Erreger Afrika erreicht. Die Variante H58 von Salmonella Typhi war vor knapp 20 Jahren in Asien erstmals nachgewiesen worden.

Untersuchung: Wie wird Typhus festgestellt?

Die Diagnose von Typhus stützt sich vor allem auf die charakteristischen Symptome mit ihrem typischen Verlauf. Bei einer Blutuntersuchung lässt sich vor allem eine verringerte Anzahl von weißen Blutkörpern nachweisen. Andere labormedizinische Nachweise von Typhus sind nur zu bestimmten Zeitpunkten der Erkrankung möglich oder werden durch Antibiotika zuweilen verfälscht.

Behandlung: Was hilft bei Typhus?

Die medikamentöse Therapie von Typhus erfolgt mit Antibiotika. In der Regel werden dabei Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Chinoline wie Ciprofloxacin und Ofloxacin eingesetzt. Auch Cephalosporine wie Ceftriaxon wirken gegen die Typhus-Salmonellen.

Einige Antibiotika allerdings haben ihre Wirksamkeit eingebüßt, weil sich in den vergangenen 30 Jahren ein resistenter Typhus-Erreger immer weiter ausbreitet. Jüngsten Untersuchungen zufolge ist dieses Salmonellen-Bakterium mit der Bezeichnung Salmonella Typhi H58 mittlerweile vom indischen Subkontinent bis nach Afrika vorgedrungen.

Vorbeugung: Typhus-Impfung

Gegen Typhus gibt es eine Schluckimpfung mit einem Lebendimpfstoff in Kapselform und eine Spritzimpfung mit einem Totimpfstoff, der in den Muskel oder unter die Haut gespritzt wird. Beide Impfungen sind aktive Impfungen, bei denen der Körper Antikörper gegen die Typhuserreger bildet. Die Spritzimpfung ist auch als Kombination mit einer Hepatitis A-Impfung (siehe Vorbeugung Hepatitis A) erhältlich.

Typhus-Impfung: offizielle Impfempfehlungen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Typhus-Impfung nicht generell. Wer sich privat oder beruflich in Typhus-Gebieten aufhält, sollte eine Typhus-Impfung erwägen.

Impfschutz und Impfschema

  • Impfschutz: ca. 60 Prozent, Einsetzen etwa 14 Tage nach vollständiger Impfserie (Schluckimpfung)
  • Schutzdauer: 1 bis 3 Jahre je nach Impfstoff, Auffrischimpfungen ca. 3 Jahre nach Grundimmunisierung
  • Impfschema Spritzimpfung: 1malige Gabe
  • Impfschema Schluckimpfung: je 3 Kapseln im Abstand von je 2 Tagen

Nebenwirkungen

Bei Spritz- und Schluckimpfung kommt es zu Impfreaktionen in Form von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber, Juckreiz, unspezifische Schmerzen, Frösteln, Unwohlsein und Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.

Spritzimpfungen können lokale Reaktionen an der Einstichstelle wie Schwellungen, Rötungen oder Juckreiz verursachen.

Allergische Reaktionen machen sich sehr selten als Hautausschlag oder Reizungen der Bronchien bemerkbar. Allergische Schocks sind in Einzelfällen dokumentiert.

Kontraindikationen (Impfverbote)

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile
  • Überempfindlichkeitsreaktionen nach einer früheren Gabe des Impfstoffs
  • Akute, behandlungsbedürftige Erkrankungen (Verschieben der Impfung)
  • Abwehrschwäche oder immunsuppressive Therapie (Azathioprin, Ciclosporin, Cyclophosphamid, Kortisonpräparate oder Methotrexat.

Reise: In Typhus-Gebieten streng auf Hygiene achten

Ob mit oder ohne Typhus-Impfung: Bei Reisen in Gebiete mit unzureichender Hygiene sollten Sie unbedingt darauf achten, sich nicht durch Wasser, Lebensmittel oder körperlichen Kontakt mit Typhus zu infizieren. Dazu beachten Sie bitte die folgenden Empfehlungen.

  • Nur abgekochtes Wasser benutzen oder Mineralwasser aus versiegelten Flaschen (auch beim Zähneputzen)
  • In armen Ländern der 3. Welt beispielsweise nicht in Garküchen oder auf lokalen Märkten essen
  • Cook it, peal or wash it: Wann immer Sie Lebensmittel einkaufen, sollten Sie diese vor dem Verzehr immer kochen, schälen oder waschen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)

Stand: 28.06.2024

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