Tollwut (Rabies)

Tollwut ist in Deutschland glücklicherweise ausgerottet. Weltweit aber droht gerade in beliebten Urlaubsländern eine Ansteckung mit der unheilbaren tödlichen Erkrankung. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Tollwut.

Synonyme

Rabies

Definition: Was ist Tollwut?

Tollwut Infektion

Tollwut ist eine unheilbare tödliche Erkrankung, die durch Tierbisse übertragen wird. Dennoch braucht sich – zumindest in Deutschland - niemand vor Tollwut zu fürchten. Deutschland gilt als tollwutfrei. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes besteht gegenwärtig keine Gefahr, sich direkt oder indirekt durch ein Wildtier mit Tollwut zu infizieren. Zwei Einschränkungen allerdings macht das RKI:

  1. Tollwut kann aus anderen Ländern eingeschleppt werden. Besonders stark und weit verbreitet sind die Rabies-Viren in Asien (inklusive Russland) und Afrika sowie in Zentral-Südamerika, auf dem Balkan und in der Türkei. In diesen Regionen sind auch Hunde und Katzen zuweilen mit Tollwut infiziert. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben weltweit jährlich etwa 60.000 Menschen an der Tollwut-Infektion. Die Kosten für die Bekämpfung der Tollwut beziffert die WHO auf mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr.
  2. Auch in Deutschland könnten Fledermäuse Tollwut übertragen. In Europa sind bislang 5 Fälle von Fledermaus-Tollwut bekannt. Für den Umgang mit Fledermäusen empfiehlt das RKI daher besondere Vorsichtsmaßnahmen.

Europa, Nordamerika, Australien und das nördliche Südamerika sowie große Teile von Mittel- und Lateinamerika gelten als tollwutfrei.

Tollwut-Warnungen für Thailand und Südafrika

Im Sommer 2024 wird wiederholt von mit Tollwut infizierten Robben an der Küste Südafrikas berichtet. Nach Angaben des Centrums für Reisemedizin gab es außerdem 2018 elf Tollwutwutinfektionen in Thailand, vor allem in der Hauptstadt Bangkok sowie im Süden und Nordosten des Landes. Besonders groß ist das Tollwutrisiko demnach in Regionen mit einem großen Wildtierbestand sowie in Armenvierteln.
 

Tollwut: Symptome

Tollwut beginnt nach einer Inkubationszeit von 3 bis 8 Wochen (also der Zeit von der Ansteckung bis zum Auftritt erster Beschwerden). Sehr selten beginnt Tollwut schon am 1. Tag nach der Infektion. Ebenso selten kann es geschehen, dass die Erkrankung erst Jahre nach einem Biss einsetzt. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je näher die Eintrittspforte der Erreger am Gehirn ist, umso kürzer ist die Inkubationszeit.

Wenn Tollwut ausgebrochen ist, verläuft sie klassischerweise in 3 Stadien:

Stadium 1: Prodromalstadium

Ein charakteristisches Symptom des 1. Stadiums ist eine starke Empfindlichkeit im Bereich der Bisswunde. Sie juckt, brennt und schmerzt übermäßig stark. Typisch sind auch Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche und Kraftlosigkeit. Die Erkrankten fühlen sich unwohl, krank und matt.

Stadium 2: akute neurologische Phase

Im Stadium 2 werden zwei Formen der Tollwut unterschieden: die enzephalitische und die paralytische Form. Bei beiden Formen kommt es zunächst sehr schnell zu einer starken Überempfindlichkeit für Sinnesreize. Tollwut-Erkrankte werden zunehmend ängstlich und unruhig. Manchmal können Wutanfälle auftreten. Das hat der Tollwut den Namen gegeben.

Die enzephalitische Form ist durch Gehirnausfälle gekennzeichnet, und am vermehrtem Speichel- und Tränenfluss zu erkennen. Die Erkrankten entwickeln oft starken Durst – und haben gleichzeitig Angst oder sogar Panik vor Wasser. Dabei genügt es, wenn die Betroffenen nur Wasser sehen, an Wasser denken oder Wasser entfernt rauschen hören. Diese sogenannte Hydrophobie ist das Leitsymptom der enzephalitischen Form. Schmerzhafte Schluckkrämpfe lassen Speichel aus dem Mund rinnen, da die Kranken versuchen, jedes Schlucken zu vermeiden. Diese Krämpfe breiten sich auf weitere Muskeln aus. Patienten mit enzephalitischer Tollwut sind wechselweise aggressiv und depressiv.

Die paralytische Form beeinträchtigt Nerven von Rückenmark und Körperperipherie. Betroffene entwickeln zunehmend Lähmungen an Armen, Beinen, Gesicht und Rumpf. Lähmungen der Atem- und Schluckmuskulatur können lebensbedrohlich werden.

Stadium 3: Koma

Nach 2 bis 6 Tagen fallen die Patienten ins Koma. Tollwut-Kranke sterben in der Regel durch Atemlähmung oder Herzversagen. Von den ersten Beschwerden bis zum Tod vergehen maximal 7 Tage, wenn nicht rechtzeitig eine Tollwut-Therapie eingeleitet wird.

Ursache von Tollwut: Infektion mit dem Rabies-Virus

Ursache von Tollwut ist eine Infektion mit dem Tollwutvirus, auch Rabies-Virus genannt. Das Virus wird durch Bisse eines infizierten Tieres übertragen, in seltenen Fällen auch durch den Speichel eines mit Tollwut infizierten Tieres oder sogar über Hautverletzungen. Bis zur Ausrottung der Tollwut in Deutschland galten Füchse, Hunde und Katzen als wahrscheinlichste Überträger. Durch die Impfung von wild lebenden Tieren und Haustieren gilt Tollwut in Deutschland seit 2008 als ausgerottet.

Im Falle einer Infektion erkranken bis zu 20% der Gebissenen an Tollwut. Das Virus gelangt von der Bisswunde ins Gehirn. Dort zerstört es nach und nach mehr Nervenbahnen, bis die Erkrankten schließlich an einer Atemlähmung sterben.

Beim geringsten Tollwutverdacht ins Krankenhaus

Schon beim geringsten Tollwutverdacht sollten Sie unbedingt in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen. In einem sehr frühen Stadium kann die Postexpositionsprophylaxe (siehe Therapie) verhindern, dass sich die Rabies-Viren ausbreiten und die tödliche Tollwut auslösen.

Untersuchung: Wie wird Tollwut festgestellt?

Erfahrene Mediziner halten sich bei Anzeichen für Tollwut (Bisswunde, Schilderungen des Patienten) nicht mit Diagnoseverfahren auf. Sie leiten sofort die Postexpositionsprophylaxe ein, selbst bei gegen Tollwut geimpften Patienten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass das Abwarten von Laborergebnissen einer Blutuntersuchung sogar als Kunstfehler gewertet werden kann.

Behandlung von Tollwut: Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Bei Verdacht auf eine Tollwut-Infektion muss spätestens innerhalb von sieben Tagen eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe (nachträgliche Vorsorgebehandlung) eingeleitet werden. Im günstigsten Fall beginnt die PEP unmittelbar nach dem Biss. Je früher sie beginnt, umso besser sind die Aussichten, dass die Rabies-Viren sich nicht vermehren und der Ausbruch der Tollwut vermieden werden kann.

Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Bei der Postexpositionsprophylaxe (PEP) erhalten die Patienten in der Regel mehrere Impfungen gegen Tollwut, die zuweilen auch mit sogenanntem Tollwut-Immunglobulin kombiniert werden. Zur PEP gehört auch, dass der Wundbereich gründlich gereinigt und desinfiziert wird. Nach Angaben des RKI reicht die PEP in aller Regel aus, den Ausbruch von Tollwut effektiv zu verhindern.

Vorbeugung: Impfung gegen Tollwut

Gegen Tollwut kann man sich auch impfen lassen. Die Ständige Impfkommission des RKI hält eine vorbeugende Impfung für alle Deutschen aber für nicht notwendig, da die Gefährdung in Deutschland kaum real sei. Sie empfiehlt die Schutzimpfung gegenwärtig nur für Laborpersonal, das mit Tollwut-Viren arbeitet, sowie für Menschen, die mit Fledermäusen körperlichen Kontakt haben. Außerdem empfiehlt das RKI die Impfung für Urlauber, die in Tollwutgebiete reisen.

Tollwut-Impfstoff

Gegen Tollwut gibt es Totimpfstoffe von verschiedenen Herstellern. Die Schutzdauer beträgt nach Angaben des RKI bei vollständiger Grundimmunisierung, also Abschluss einer Impfserie, bis zu 5 Jahre. Impfserien können bis zu 5 Impfungen umfassen. Übliche Impfschemata gehen von Impfungen an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28 aus. Die Schutzwirkung beträgt dann 100 Prozent. Um den Impfschutz länger als 5 Jahre zu erhalten, sind Auffrischungsimpfungen nötig. Insbesondere vor Reisen in Risikogebieten sollte ein Antikörpernachweis sicherstellen, dass die Schutzwirkung der Tollwutimpfung noch in ausreichendem Maß gegeben ist.

Nebenwirkungen

  • Sehr häufig: lokale Reaktionen an der Einstichstelle
  • Häufig: Schwäche, Unwohlsein, Fieber, Schüttelfrost, Ermüdung, grippeähnliche Symptome, Lymphknotenschwellung, Kopfschmerzen, Ausschlag, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden; Rötungen der Injektionsstelle
  • Gelegentlich: Schwindel
  • Selten: Herzklopfen, Hitzewallungen, Sehstörungen, nervliche Missempfindungen
  • Sehr selten: Drehschwindel, Lähmungen, Guillain-Barré-Syndrom, Überempfindlichkeitsreaktionen wie allergischer Schock, Bronchialkrämpfe, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Nesselsucht, Juckreiz, Serumkrankheit.

Kontraindikationen – Impfverbote

  • Keine Anwendung zur aktiven Immunisierung bei Überempfindlichkeit auf Hühnereiweiß, Neomycin, Chlortetracyclin und Amphotericin B
  • Bei Mehrfach-Impfungen Impfstoff eines Herstellers verwenden
  • Keinesfalls in Blutgefäße applizieren. Bei einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) gibt es keinerlei Kontraindikationen bzw. Gegenanzeigen, da eine Tollwut-Erkrankung immer zum Tod führt.

Reise - Impfvorschriften

In einigen beliebten Urlaubszielen wie der Türkei, dem Balkan, Spanien oder Asien (auch Thailand) sind viele Haustiere, vor allem Hunde und Katzen, mit Tollwut infiziert. Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollten Sie sich in solchen Ländern beim Besitzer vergewissern, dass die Tiere geimpft sind. Können Sie eine entsprechende Information nicht erhalten, ist es empfehlenswert, vorsichtshalber nicht mit den beispielsweise am Strand tollenden Hunden zu spielen.

Grundsätzlich große Vorsicht sollten Sie auf Reisen in aller Welt im Umgang mit Wildtieren walten lassen. Das Füttern von wild lebenden Affen beispielsweise ist sicher ein exotisches Vergnügen und ein schönes Fotomotiv. Allerdings: Die Tiere können mit Tollwut infiziert sein. Zudem sind Affen (und andere Wildtiere) mitunter sehr aggressiv, wenn Neugeborene in der Gruppe sind oder Rangkämpfe unter Tieren ablaufen.

Gerade im Ausland kann es sehr schwierig sein, rechtzeitig eine Postexpositionsprophylaxe gegen den Ausbruch von Tollwut einzuleiten.

Impfvorschriften für eine Tollwut-Impfung von Urlaubern sind gegenwärtig nicht bekannt.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)

Stand: 31.07.2024

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