Thrombophlebitis
Oberflächliche Venenthrombosen verlaufen meist ohne Komplikationen. Rechtzeitige Behandlung ist aber wichtig, um lebensgefährliche Komplikationen wie eine tiefe Beinvenenthrombose oder eine Blutvergiftung zu vermeiden.
Synonyme
Oberflächliche Venenthrombose, OVT, Thrombophlebitis superficialis
Thrombophlebitis im Überblick
Definition: Als Thrombophlebitis bezeichnen Mediziner Entzündungen einer oberflächlichen Vene, bei denen sich ein Blutpfropfen (Thrombus) im betroffenen Gefäß bildet. Der Wortteil „phlebitis“ steht für entzündete Vene.
Symptome: Kennzeichen der Thrombophlebitis sind Erwärmung, Rötung und leichte Schwellung an der entzündeten Stelle. Begleitend treten meist stechende Schmerzen auf.
Ursachen: Häufigste Ursachen einer Thrombophlebitis sind Entzündungen, die an Krampfadern oder Venenverweilkanülen entstehen.
Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Lage der betroffenen Vene. In den meisten Fällen gelingt es, den Thrombus durch blutverdünnende Medikamente aufzulösen. Ist das nicht möglich, kann ein Gefäßverschluss auch durch einen ambulanten chirurgischen Eingriff (Inzision) entfernt werden. Um die Entzündung und Schmerzen zu lindern, werden entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac in Form von Salben oder Tabletten angewendet. Kühlung und Druckverbände sind weitere Mittel, um Thrombophlebitis zu behandeln.
Hausmittel gegen Venenentzündung: Eine Thrombophlebitis lässt sich nicht mit Hausmitteln behandeln. Behandlungsmöglichkeiten sollten immer mit einem Arzt besprochen werden.
Medikamente gegen Venenentzündung: Die Behandlung richtet sich nach der Lage der betroffenen Vene. Häufige Maßnahmen sind Kühlung, Druckverband, Entfernung der Thrombose und medikamentöse Blutverdünnung.
Prognose: Eine Thrombophlebitis verläuft meist komplikationslos. Ohne Behandlung kann sie sich aber zu einer tiefen Venenthrombose oder einer Embolie weiterentwickeln.
Was ist eine Thrombophlebitis?
Als Thrombophlebitis bezeichnen Ärzte eine Entzündung einer oberflächlichen Vene, die mit der Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) einhergeht. Eine heute häufiger verwendete Bezeichnung für die Erkrankung ist oberflächliche Venenthrombose (OVT). Sie entsteht häufig durch Entzündungen von Krampfadern (Varizen). Auch mechanische Reizungen können Auslöser einer Thrombophlebitis sein. So führen etwa Venenverweilkanülen, die zu lange im Arm bleiben, zu Reizungen der Gefäßwand und fördern so die Entstehung einer Thrombophlebitis. Einige Medikamente, die über Infusionen verabreicht werden, gelten ebenfalls als Risikofaktoren. Dazu zählen etwa Eisenpräparate oder manche Chemotherapeutika. Am häufigsten entstehen oberflächliche Venenthrombosen an den Beinvenen.
Was ist der Unterschied zwischen Thrombophlebitis und Phlebothrombose?
Unter einer Thrombophlebitis verstehen Ärzte eine akute Thrombose oberflächlicher Venen, die von einer Entzündung begleitet ist. Eine Thrombose der tiefen Venen wird dagegen als Phlebothrombose bezeichnet. Tiefe Beinvenenthrombosen können als typische, lebensbedrohliche Komplikation eine Lungenembolie verursachen.
Formen der Thrombophlebitis
Oberflächliche Venenthrombosen, die an Krampfadern entstehen, werden in der medizinischen Fachsprache als Varikophlebitis bezeichnet. Sie stellen die häufigste Form der Thrombophlebitis dar.
Es gibt außerdem zwei relativ seltene Unterformen der oberflächlichen Venenthrombose, die meist in Zusammenhang mit einer anderen Grunderkrankung auftreten:
- Die Phlebitis migrans oder saltans („springend”) tritt in zeitlich wechselnder Abfolge an unterschiedlichen Körperstellen auf. Ursache sind oft schwerwiegende Erkrankungen wie Lungenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreas-Karzinom) sowie Blutkrebs (Leukämie).
- Morbus Mondor oder strangförmige Phlebitis: Diese Form der Thrombophlebitis erscheint als tastbarer Strang. Sie tritt vor allem im Brust- und Oberarmbereich auf, bei Männern auch an den Venen des Penis (peniler Morbus Mondor).
Ausführliche Informationen zu Gefäßverschlüssen finden Sie im Krankheitsbild Thrombosen.
Wie gefährlich ist eine Thrombophlebitis?
Gewöhnlich nimmt eine Thrombophlebitis einen unkomplizierten Verlauf. Voraussetzung ist allerdings, dass sie rechtzeitig ärztlich behandelt wird. Dadurch lässt sich eine Ausbreitung der Entzündung auf andere Venenabschnitte verhindern. Eine blutverdünnende Therapie beugt auch der Entstehung einer tiefen Venenthrombose vor.
Tiefe Venen transportieren das Blut zum Herzen zurück. Löst sich ein Thrombus aus einer tief liegenden Vene, besteht die Gefahr einer Verschleppung des Blutgerinnsels in die Lunge. Dort kann es Blutgefäße verschließen und eine Lungenembolie verursachen. Die Lungenembolie ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden. Ausführliche Informationen dazu im Krankheitsbild Lungenembolie.
Häufigkeit
Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) der Thrombophlebitis liegt für Frauen bei 2,7 bis 17 Prozent und bei Männern bei 1 bis 7,4 Prozent. Die Häufigkeit von Neuerkrankungen (Inzidenz) wird auf etwa 3 bis 11 Prozent pro Jahr geschätzt. Die Häufigkeit von Thrombophlebitis nimmt ab dem 60. Lebensjahr stark zu.
Thrombophlebitis: Symptome
Der Thrombophlebitis liegt immer ein Entzündungsgeschehen zugrunde. Im Rahmen einer oberflächlichen Venenthrombose treten deshalb typischerweise eines oder mehrere der vier klassischen Entzündungszeichen auf: Rötung, Schwellung, Schmerz und Überwärmung. Im Verlauf der betroffenen Vene zeigt sich die Schwellung meist als oberflächliche, tastbare Verhärtung.
Anders als bei der Phlebothrombose kommt es bei einer oberflächlichen Venenthrombose zu keiner starken Schwellung. Das liegt daran, dass die Thrombophlebitis den venösen Abfluss des Blutes nicht behindert, weil dieser hauptsächlich über tief liegende Venen erfolgt.
Ursachen: Wie entsteht eine Thrombophlebitis?
Häufigste Ursache der oberflächlichen Venenthrombose sind entzündete Krampfadern. Die Erkrankung wird dann als Varikophlebitis bezeichnet. Gesunde oberflächliche Venen sind nur selten gefährdet. Mechanische Reizungen können allerdings auch an gesunden Venen Entzündungen verursachen. Hauptverursacher solcher mechanischen Reizungen sind Venenverweilkanülen. Auch einige Medikamente, die per Infusion verabreicht werden, erhöhen das Risiko für eine Thrombophlebitis.
Weitere Risikofaktoren für die Entstehung einer Thrombophlebitis sind:
- Verletzungen, etwa durch einen Stoß auf den Unterschenkel
- Enganliegende, einschnürende Kleidung wie Jeans oder Schienbeinschützer
- Autoimmunerkrankungen oder erhöhte Thromboseneigung (Thrombophilie) bei jüngeren Patienten
- Krebserkrankungen (vor allem bei älteren Patienten)
- Rauchen
- Einnahme hormoneller Verhütungsmittel („Pille”)
Diagnose
Die Diagnose der oberflächlichen Venenthrombose ist für den Arzt relativ einfach. Meistens reicht die Betrachtung der betroffenen Körperstelle. Um eine Thrombophlebitis jedoch von der weitaus gefährlicheren Phlebothrombose sicher abzugrenzen, muss die Ausdehnung der Entzündung bestimmt werden. Dafür eignet sich vor allem eine spezielle Ultraschalluntersuchung, die Duplex-Sonografie. Damit lassen sich Blutgefäße Schicht für Schicht als Schnittbilder darstellen. Gleichzeitig kann der Arzt die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes im dargestellten Blutgefäß messen.
Um andere Erkrankungen als Ursache der Thrombophlebitis auszuschließen, ist in seltenen Fällen die Entnahme von Gewebeproben und eine Blutuntersuchung im Labor notwendig.
Therapie: Wie behandelt man eine Thrombophlebitis?
Im akuten Stadium der Thrombophlebitis konzentriert sich die Behandlung darauf, Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu stoppen. Dazu werden üblicherweise Salben oder Gele mit antientzündlichen, gerinnungshemmenden und schmerzstillenden Inhaltsstoffen aufgetragen. Dafür eignen sich vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen. Durch Kühlung der betroffenen Körperstelle lassen sich die Symptome der Entzündung ebenfalls abmildern.
Bei starken Schmerzen verschreibt der Arzt zusätzlich schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente in Tablettenform. Auch dafür eignen sich vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen. Durch Kühlung der betroffenen Körperstelle lassen sich die Symptome der Entzündung ebenfalls abmildern.
Zum Einsatz kommen außerdem Druckverbände oder Kompressionsstrümpfe, die das entzündete Areal entlasten, die Heilung beschleunigen und der Entstehung einer tiefen Venenthrombose vorbeugen. Die Kompressionstherapie eignet sich jedoch nicht für Menschen, die unter arteriellen Durchblutungsstörungen wie beispielsweise peripherer arterieller Verschlusskrankheit (Schaufenster-Krankheit) leiden.
Ist der Thrombus über 5 cm lang, wird meist auch eine gerinnungshemmende Therapie (Antikoagulation) über 4 bis 6 Wochen verordnet. Falls der Entzündung eine bakterielle Infektion zugrunde liegt, wird zusätzlich ein Antibiotikum eingesetzt.
Bei neu aufgetretener Thrombophlebitis ist es in manchen Fällen sinnvoll, den Thrombus mittels Stichinzision zu entfernen. Dabei wird ein kleiner Hautschnitt gesetzt und das Blutgerinnsel mit chirurgischen Instrumenten aus der entzündeten Vene entnommen (Thrombektomie). Dieser Eingriff ist allerdings nur während der ersten sieben Tage nach Auftreten des Thrombus möglich.
Wie lange dauert eine Thrombophlebitis?
Eine unkomplizierte Thrombophlebitis heilt in der Regel in ein bis zwei Wochen vollständig ab. Bei stark ausgeprägten oberflächlichen Venenthrombosen dauert der Heilungsprozess mitunter deutlich länger. In schweren Fällen können auch bei konsequenter Kompressionstherapie oder chirurgischer Entfernung mehrere Wochen bis Monate vergehen, bis die Symptome abklingen.
Prognose
Wird Thrombophlebitis rechtzeitig behandelt, sind die Heilungsaussichten sehr gut. Komplikationen entstehen vor allem bei verspäteter Diagnose. Das gilt besonders, wenn sich aus der Thrombophlebitis eine tiefe Venenthrombose oder eine Embolie entwickelt. Die Behandlung ist dann aufwendiger und das Risiko, gesundheitliche Schädigungen zu erleiden, weitaus größer als bei der unkomplizierten oberflächlichen Venenthrombose.
Vorbeugung: Kann man einer Thrombophlebitis vorbeugen?
Konkrete Vorbeugungsmaßnahmen gegen Thrombophlebitis existieren nicht. Krampfadern erhöhen aber das Risiko, eine Thrombophlebitis zu entwickeln. Wer unter Krampfadern leidet, sollte diese deshalb regelmäßig von einem Arzt kontrollieren und gegebenenfalls behandeln oder operativ entfernen lassen.
Es ist außerdem sinnvoll, auf einen Lebensstil zu achten, der die Venengesundheit fördert. Dazu zählt zum Beispiel:
- Einengende Kleidung im Bereich des Beckens, der Leistenregion und der Beine vermeiden, da diese den Rückstrom des Blutes aus den Beinen und den Abtransport von Lymphflüssigkeit behindert.
- Das Blut aktiv flüssig halten durch regelmäßiges und ausreichendes Trinken.
- Regelmäßige Bewegung, vor allem bei sitzender und stehender Tätigkeit sowie langen Reisen; weitere Informationen: Reisethrombose vorbeugen
- Ausgewogene, naturbelassene und ballaststoffreiche Ernährungsweise
- Gutes Schuhwerk: flache, weiche Schuhe mit elastischer Sohle ermöglichen ein gutes Abrollen beim Gehen und eine ausreichende Beweglichkeit der Zehen. Das unterstützt wiederum die sogenannte Venenpumpe: Die Venenpumpe ist ein biomechanischer Ablauf, der den Rücktransport von Blut aus den Venen zum Herzen unterstützt.
- Übergewicht abbauen: Bei übergewichtigen Menschen ist der Rücktransport des Bluts zum Herzen erschwert, das Venensystem der Beine wird dadurch stärker belastet als bei Normalgewichtigen.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 14.11.2022
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie: Oberflächliche Venenthrombose
- S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie