Streptokokken – Infektion

Streptokokken sind Bakterien, die eine Reihe von Erkrankungen verursachen – von Mandelentzündungen über Mittelohrentzündungen und Karies bis zu Wundinfektionen. Die meisten Streptokokken-Infektionen verlaufen harmlos. Es gibt aber wenige Ausnahmen. Lesen Sie alles Wichtige über Streptokokken und Streptokokken-Infektionen.

Definition

Halsentzündung

Streptokokken und Streptokokken-Infektionen

Streptokokken sind Bakterien, die vor allem im Bereich der Haut und der Schleimhäute des Menschen vorkommen. Sie gehören zur natürlichen Bakterienflora des Menschen und verursachen nur selten schwere Erkrankungen. Typische durch Streptokokken verursachte Infektionserkrankungen sind beispielsweise Rachenentzündungen (Pharyngitis), Mandelentzündungen (Angina tonsillaris), Mittelohrentzündungen (Otitis media) oder Scharlach (Scarlatina).

Besonders empfänglich für Streptokokken-Infektionen sind Neugeborene und kleine Kinder, deren Immunsystem noch nicht ausreichend ausgebildet ist. Auch Erwachsene mit einem geschwächten Immunsystem sind anfälliger für Streptokokken-Infektionen. Lange anhaltender Stress, psychische Belastungen sowie chronische oder akute Erkrankungen können die Immunabwehr ebenfalls schwächen und das Risiko für bakterielle Infektionen erhöhen.

Streptokokken-Infektionen lassen sich in der Regel durch den Einsatz von Antibiotika leicht und sicher behandeln. Schwere Verläufe sind selten. Eine sehr seltene lebensgefährliche Komplikation ist eine durch Streptokokken verursachte Blutvergiftung (Streptokokkensepsis).

Was sind Streptokokken?

Streptokokken sind kugelförmige, meist kettenförmig angeordnete grampositive Bakterien. Die Bezeichnung Streptococcus stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den beiden altgriechischen Begriffen „streptós“ (Kette, kettenförmig) und „kókkos“ (Kern, Beere) zusammen. Biologen teilen Streptokokken nach gemeinsamen Eigenschaften in Gruppen ein. Diese Einteilungen werden auch in der Medizin verwendet. Am gebräuchlichsten sind die Klassifikationen nach Lancefield und nach Brown. Zur Gruppe der Streptokokken zählen außerdem noch andere krankmachende Keime wie Pneumokokken. Eine andere Gruppe sind Campylobacter-Bakterien.

Streptokokken-Klassifikation nach Lancefield

Die Streptokokken-Einteilung nach Lancefield geht zurück auf die US-amerikanische Mikrobiologin Rebecca C. Lancefield. Streptokokken, die für Menschen krankmachende Eigenschaften besitzen, finden sich vorwiegend in den Gruppen A (Streptococcus pyogenes) und B (Streptococcus agalactiae).

  • Was sind Streptokokken Gruppe A? Streptokokken der Gruppe A nach der Lancefield-Klassifikation werden auch einfach als A-Streptokokken bezeichnet. Die Gruppe umfasst rund 80 unterschiedliche Subtypen. Medizinisch bedeutendster Vertreter dieser Gruppe ist Streptocccus pyogenes. A-Streptokokken sind am häufigsten für Infektionen beim Menschen verantwortlich, hauptsächlich für Infektionen der oberen Atemwege und Scharlach.
  • Was sind Streptokokken Gruppe B? Streptokokken der Gruppe B (Hauptvertreter: Streptococcus agalactiae) infizieren hauptsächlich Tiere und spielen bei Infektionen von Menschen nur eine untergeordnete Rolle. Eine Ausnahme sind Menschen mit geschwächter Immunabwehr wie Kranke oder schwangere Frauen und Neugeborene. B-Streptokokken besiedeln vor allem den unteren Magen-Darm-Trakt und den Urogenitalbereich.

Streptokokken-Klassifikation nach Brown

Die Klassifikation nach Brown bezieht sich auf die Fähigkeit mancher Streptokokken, die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zu zerstören. Der Abbau der roten Blutgruppen wird als Hämolyse bezeichnet. Die hämolysierenden Streptokokken werden nach Brown in drei Gruppen eingeteilt.

  • Alpha-Hämolyse: Alpha-hämolysierenden Streptokokken lösen die roten Blutkörperchen nicht vollständig auf. Es bleiben einige intakte Erythrozyten übrig. Da bei der Alpha-Hämolyse grüne Abbauprodukte entstehen, wird sie auch als „Vergrünung” bezeichnet. Zu den alpha-hämolysierenden Streptokokken zählen beispielsweise die Erreger von Karies (Zahnfäule).
  • Beta-Hämolyse: Beta-hämolysierende Streptokokken lösen rote Blutkörperchen vollständig auf. Bekanntester Vertreter dieser Streptokokkenart ist Streptococcus pyogenes, der Erreger von Scharlach, Wundrose und eitrigen Mandelentzündungen.
  • Gamma-Hämolyse: Die Bezeichnung von gamma-hämolysierenden Streptokokken ist missverständlich, da Erreger dieser Klasse keine Hämolyse auslösen. Diese Streptokokken sind nicht in der Lage, rote Blutkörperchen zu zerstören. Ein Beispiel dafür sind Enterokokken, häufige Auslöser von Harnwegsinfekten und Wundinfektionen. Deshalb werden Enterokokken nicht mehr zu den Streptokokken gezählt, sondern bilden eine eigene Bakteriengattung.

Häufigkeit

Streptokokken sind weit verbreitet, da diese Bakterien zur natürlichen Bakterienflora des Menschen gehören. Streptokokken-Infektionen zählen ebenso zu den sehr häufigen Erkrankungen (siehe Symptome).

Symptome

Welche Krankheiten verursachen Streptokokken?

Streptokokken-Infektionen verursachen je nach spezifischer Art des Erregers und befallener Körperregion sehr unterschiedliche Krankheitsbilder und Beschwerden. Viele Infektionen verlaufen unbemerkt.

Typische durch Streptokokken hervorgerufene häufige Erkrankungen sind Mandelentzündungen oder Rachenentzündungen. Auch Karies oder zahlreiche Harnwegsinfektionen sind Beispiele für Streptokokken-Infektionen. In einigen Fällen kann es zu schwerwiegenden Verläufen kommen. Dazu zählen beispielsweise Lungenentzündungen (Pneumonie), Herzinnenhautzündungen (Endokarditis) oder auch Blinddarmentzündungen (Appendizitis) und Blutvergiftungen durch Streptokokken (siehe unten: Streptokokkensepsis).

Krankheiten durch Streptokokken der Gruppe A

Als häufige Krankheitsauslöser gelten vor allem Streptokokken der Gruppe A. Wichtigster Vertreter dieser Gruppe ist Streptococcus pyogenes. A-Streptokokken verursachen Rachenentzündungen (Pharyngitis) und Mandelentzündungen (Angina tonsillaris). Typische Krankheitszeichen sind Halsschmerzen und Beschwerden beim Schlucken, begleitet von Fieber. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind am häufigsten betroffen.

Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) und Mittelohrentzündungen (Otitis media) werden ebenso wie Scharlach oft von A-Streptokokken verursacht.

A-Streptokokken sind außerdem für verschiedene Infektionskrankheiten der Haut und des Weichteilgewebes verantwortlich:

  • Wundrose (Erysipel): Durch Infektion der Haut, Unterhaut und lokaler Lymphgefäße kommt es zu einer starken Rötung, Schmerzen und Fieber. Betroffen sind meist Erwachsene im höheren Alter.
  • Borkenflechte (Grindflechte, Impetigo contagiosa): Es entstehen eitrige, im Verlauf verkrustende Bläschen im Gesicht und an den Gliedmaßen, die vor allem bei Kindern auftreten und hoch ansteckend sind.
  • Nekrotisierende Fasziitis: Infektion von Muskeln und ihrem umgebenden Gewebeschichten, bei der charakteristische Schmerzen und bläulich-rötliche Hautverfärbungen auftauchen. Die infizierten Stellen fühlen sich heiß an und schwellen an. Unbehandelt kann es zum Absterben von Gewebe kommen.

Streptokokkensepsis als lebensgefährliche Komplikation

Eine Infektion mit Streptokokken kann in seltenen Fällen zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächter Immunabwehr. Ihr Immunsystem kann die Infektion in einem befallenen Organ nicht ausreichend bekämpfen, wodurch es zu einer Ausbreitung kommt. Der Körper reagiert dann mit einer fehlregulierten Abwehrreaktion, die weitere Organe schädigt. Ohne rechtzeitige Behandlung kommt es zu Kreislauf- und Organversagen.

Auch Neugeborene haben ein höheres Risiko für eine Streptokokkensepsis, da ihr Immunsystem noch nicht ausreichend für die Infektionsabwehr ausgebildet ist (siehe: Streptokokken-Infektionen in der Schwangerschaft).

B-Streptokokken-Infektionen in der Schwangerschaft und bei Neugeborenen

Infektionen mit B-Streptokokken spielen vor allem in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Der Erreger lässt sich bei bis zu 40 Prozent aller Schwangeren nachweisen. Während der Geburt kann sich das Baby bei seiner Mutter anstecken, selbst wenn die Mutter keinerlei Symptome zeigt und sich gesund fühlt. Beim Neugeborenen kann sich durch die Infektion eine Sepsis entwickeln, die hohes Fieber verursacht und zu Lungen- und Hirnhautentzündungen führen kann. Das Risiko ist jedoch gering. Nur etwa 0,05 Prozent aller infizierten Säuglinge entwickeln eine Neugeborenen-Sepsis.

Eine Infektion des Kindes während der Geburt lässt sich durch die Gabe von Antibiotika fast immer verhindern. Frauenärzte empfehlen deshalb, eine mögliche Infektion mit Streptokokken durch einen Abstrich in der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche feststellen zu lassen.

Krankheiten durch Pneumokokken-Infektionen

Pneumokokken sind eine weitere Unterart der Streptokokken. Da sie vor allem im Nasen-Rachen-Bereich siedeln und Lungenentzündungen (Pneumonien) auslösen können, werden sie als Streptococcus pneumoniae bezeichnet. Gefährdet sind vor allem Säuglinge, Kleinkinder, Menschen mit geschwächtem Immunsystem und ältere Menschen. Eine Pneumokokken-Infektion kann sich ausbreiten und zu Entzündungen an anderen Organen führen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen entstehen, etwa Hirnhautentzündungen (Meningitis) oder Herzinnenhautzündungen (Endokarditis).

Ursachen

Wie kann man sich mit Streptokokken anstecken?

Mit Streptokokken kann man sich bei infizierten Menschen leicht anstecken. Die häufigsten Übertragungswege sind Tröpfchen- und Schmierinfektionen. Bei Tröpfcheninfektionen erfolgt die Ansteckung über Atemwegssekrete, wenn die Streptokokken beim Husten oder Niesen in die Luft gelangen und eingeatmet werden.

Schmierinfektionen werden vor allem durch mangelnde Händehygiene begünstigt. Bei Schmierinfektionen gelangen die Streptokokken über Gegenstände wie Türklinken, Haltegriffe, Lichtschalter oder Ähnliches von infizierten Menschen zu anderen Personen. Die Ansteckung erfolgt, indem kontaminierte Gegenstände angefasst werden. Über die Hände gelangen die Erreger dann beispielsweise auf die Schleimhäute von Mund, Augen, Darm oder Geschlechtsorganen.

Wie ansteckend sind Streptokokken?

Die Ansteckungsgefahr bei Menschen mit akuten Streptokokken-Infektionen ist hoch. Besonders tückisch ist, dass man sich bei infizierten Menschen schon während der Inkubationszeit (Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome) anstecken kann. Bei den meisten Streptokokken-Infektionen sind Erkrankte ohne Antibiotika-Therapie zwischen zwei und drei Wochen ansteckend. Wenn Erkrankte Antibiotika einnehmen, sinkt das Infektionsrisiko schnell. Spätestens nach 48 Stunden sollte die infizierte Person nicht mehr ansteckend sein. Eiternde Wunden bei Hautinfektionen durch Streptokokken können aber auch länger infektiös sein.

Untersuchung

Wie merkt man, ob man Streptokokken hat?

Einige Streptokokken-Infektionen wie Mandelentzündungen oder Scharlach beispielsweise sind für Mediziner schon anhand des typischen Erscheinungsbildes zu diagnostizieren. Besteht Unsicherheit über den Erreger, lassen sich Streptokokken mit einfachen Testverfahren nachweisen. Für einen Streptokokken-Test nimmt der Arzt einen Abstrich aus der betroffenen Region und lässt diesen Abstrich im Labor untersuchen lassen. Für Halsentzündungen gibt es auch Schnelltests für den Nachweis von Streptokokken.

Behandlung

Was hilft gegen Streptokokken?

Die meisten Streptokokken-Infektionen lassen sich schnell und einfach mit Antibiotika behandeln. Zum Einsatz kommt hauptsächlich Penicillin. In manchen Fällen ist eine Kombination mit anderen Antibiotika (Makrolide, Cephalosporine, Aminoglykoside) sinnvoll. Je nach Schweregrad der Erkrankung wird das Antibiotikum in Tablettenform, als Saft (bei Kindern) oder als Infusion verabreicht. Zusätzlich werden oft fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente eingesetzt.

Ausführliche Informationen zur Behandlung häufiger Streptokokken-Infektionen finden Sie in den folgenden Krankheitsbildern:

Prognose

Bei einer rechtzeitigen Behandlung mit Antibiotika ist der Verlauf der meisten Streptokokken-Infektionen sehr günstig. Streptokokken-Infektionen hinterlassen keine Immunität. Eine erneute Ansteckung ist möglich.

Eine ungünstige Prognose besteht nur bei schwerwiegendem Verlauf einer nekrotisierenden Fasziitis oder bei einer Streptokokkensepsis. Wird zu spät behandelt, verläuft die Erkrankung in einigen Fällen auch tödlich.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung einer Streptokokken-Infektion ist Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen hilft, die Verbreitung der Erreger einzudämmen. Infizierte sollten möglichst Abstand zu anderen Personen halten und direktes Anniesen oder Anhusten vermeiden.

Pneumokokken-Schutzimpfung

Vor einer Infektion mit Pneumokokken kann man sich mit einer Impfung schützen. Sie wird für alle Kinder bis zum 2. Lebensjahr, alle Erwachsenen ab 60 Jahren und alle Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Komplikationen durch Pneumokokken-Infektionen haben, empfohlen. Als gefährdet gelten vor allem Personen, die unter einer chronischen Erkrankung oder einem geschwächten Immunsystem leiden oder ein Cochlea-Implantat im Innenohr tragen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 26.12.2022

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