Spulwürmer beim Menschen (Askariose)
Wurminfektionen sind alles andere als selten, vor allem bei Kindern. Bandwürmer kennt fast jeder. Spulwürmer hingegen nicht. Tatsächlich ist der Spulwurm Ascaris lumbricoides aber der am häufigsten vorkommende parasitäre Wurm. Wie bemerkt man Spulwürmer? Wie steckt man sich an? Welche Folgen hat ein Befall - und wie wird man die Parasiten wieder los?
Synonyme
Askariose, Askaridose, Askariasis, Askaridiasis
Definition: Was ist Askariose?

Mediziner bezeichnen Spulwurmbefall beim Menschen meistens als Askariose oder Askaridose. Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Namen des „Menschen-Spulwurm“ ab: Ascaris lumbricoides ist für fast alle Spulwurminfektionen beim Menschen verantwortlich. Spulwurmbefall ist die häufigste Form der Wurminfektion bei Menschen, vor allem bei Kindern. Hierzulande verursachen die Parasiten in aller Regel keine ernsthaften gesundheitlichen Schäden. In Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung sterben hingegen bis zu 80.000 Kinder jährlich an unbehandeltem Spulwurmbefall.
Was ist Ascaria lumbricoides?
Der menschliche Spulwurm Ascaria lumbricoides gehört zu den Nematoden (Fadenwürmern). Ascaria bedeutet Spulwurm und lumbricoides steht für seine Nähe zu den Regenwürmern (Lumbricoides). Hauptwirt von Ascaria lumbricoides ist der Mensch. Dort nistet sich der Parasit nach mehreren Entwicklungsstadien im Darm ein. Weibliche Spulwürmer werden 40 bis 50 cm lang und produzieren pro Tag mehr als 200.000 Eier, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden.
Überblick: Was passiert bei einer Spulwurminfektion?
Symptome: Nicht selten verlaufen Spulwurminfektionen unbemerkt, weil das Immunsystem den Parasiten abwehrt. Ist das nicht der Fall, kommt es zu sehr unterschiedlichen Symptomen, weil der Spulwurm im Laufe seiner Entwicklung Lunge, Leber und Darm beinträchtigen kann. Typisch für Spulwurminfektionen sind beispielsweise trockner Husten, unspezifische Bauchschmerzen oder juckende Hautausschläge.
Komplikationen: Starker Spulwurmbefall kann unbehandelt zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Dazu zählen vor allem Lungenentzündungen (Pneumonien) bei Kindern, Darmverschlüsse (Illeus) und Darmrisse sowie Abszesse in der Leber und den Gallengängen.
Ursache: Spulwurmbefall bei Menschen wird nahezu immer durch den Spulwurm Ascaris lumbricoides verursacht. Die Eier des Parasiten gelangen vor allem über verunreinigte Lebensmittel (Eier, Obst, Gemüse nach Fäkaldüngung, kontaminiertes Wasser) in den Menschen und entwickeln sich dort zu bis zu 40 cm großen ausgewachsenen Tieren.
Behandlung: Spulwürmer beim Menschen lassen sich in aller Regel durch eine medikamentöse Therapie leicht und sicher abtöten. Geeignete Wirkstoffe sind Anti-Wurmmittel (Anthelminthika) wie Albendazol, Ivermectin, Mebendazol oder Pyrantel.
Prognose: Spulwürmer sprechen auf die medikamentöse Therapie sehr gut an. Bei rechtzeitigem Therapiebeginn sind Folgeschäden nicht zu erwarten. Unbehandelt können Spulwürmer beim Menschen aber auch lebensbedrohlich Komplikationen verursachen (siehe Komplikationen).
Spulwurm beim Menschen: Häufigkeit
Der „Menschen-Spulwurm“ Ascaris lumbricoides ist weltweit verbreitet. Für Europa geht man davon aus, dass etwa ein Fünftel der Kinder im Alter zwischen drei und elf Jahren eine Askariose erlebt (Prävalenz). Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene sind hingegen deutlich seltener betroffen.
Spulwurmbefall gilt als weltweit häufigste Form der Wurminfektion bei Menschen. Experten gehen davon aus, dass etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung stets mit Spulwürmern infiziert ist. Die weitaus meisten dieser Menschen leben in den Tropen und Subtropen. Kindern sind deutlich häufiger betroffen als Erwachsene, weil das Immunsystem der Kinder den Parasiten nur schlecht abwehren kann.
Wie gefährlich ist Spulwurm bei Menschen?
Spulwurmbefall kann gefährlich werden, wenn die Wurminfektion nicht behandelt wird. Experten schätzen anhand von Studien, dass sechs von 100.000 Infizierten an Askariose sterben. Bei dieser Letalitätsrate ergibt sich eine Opferzahl von 60.000 bis 80.000 Menschen pro Jahr. Die meisten von ihnen sind Kinder in armen Ländern, die nicht rechtzeitig mit Anti-Wurmmitteln behandelt werden können.
Symptome: Wie merkt man, dass man Spulwürmer hat?
Die Symptome eines Spulwurmbefalls können sehr unterschiedlich sein. Ein leichter Befall bleibt häufig sogar gänzlich unbemerkt. Wenn die Spulwurmlarven sich allerdings stark vermehren, kommt es zu Symptomen. Die wiederum hängen davon ab, wie weit die Wurminfektion fortgeschritten ist. In der Regel wandern die Wurmlarven vom Darm in die Lungen und von dort wieder in den Darm. Daraus ergibt sich die folgende Symptomatik.
Symptome: Spulwürmer in Lunge und Atemwegen
Etwa zwei Wochen nach der Infektion mit den Spulwurmeiern sind Wurmlarven herangewachsen, die die Darmwand durchdringen und mit dem Blutstrom Richtung Lunge wandern. Das macht sich nicht selten in Form von Symptomen bemerkbar wie:
- Atemprobleme bis hin zu asthmaähnlichen Anfällen
- Trockener Husten
- Druckgefühl in der Brustgegend
- Fieber
- Gesichtsschwellung (Angioödem)
- Juckender Hautausschlag (Ekzeme mit Pruritus)
Typischerweise klingen die Symptome der Lungenphase (pulmonale Phase) eines Spulwurmbefalls innerhalb von zwei Wochen wieder ab.Komplikationen: Bei Kindern besteht während der pulmonalen Phase der Spulwurminfektion ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen.
Symptome: Spulwürmer im Darm
Mit dem Husten während der pulmonalen Phase gelangen viele Spulwurmlarven von der Lunge in die Atemwege und werden dort wieder verschluckt. Im Darm angekommen siedeln die Larven bevorzugt im Dünndarm und entwickeln sich dort zu ausgewachsenen (adulten) Würmern. Sie erreichen einen Durchmesser von bis zu fünf Millimetern. Die Weibchen von Ascaris lumbricoides werden bis zu 40 cm lang und legen täglich bis zu 200.000 Eier, die mit dem Stuhl wieder ausgeschieden werden. Spulwurmmännchen werden nur halb so lang. Beide Geschlechter des Spulwurms werden bis zu einem Jahr alt.
Abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand und der Stärke des Befalls verursachen Spulwürmer im Darm die folgenden Symptome:
Komplikationen: Bei einem Befall mit mehr als 100 Würmern verstärken sich die Beschwerden oft zu schmerzhaften Koliken. Zudem können schwere Spulwurminfektionen ernsthafte Konsequenzen haben, die unbehandelt tödlich verlaufen:
- Darmverschluss (Illeus)
- Darmrisse (Darmruptur)
Symptome: Spulwürmer in den Gallenwegen
Spulwurminfektionen in den Gallenwegen bezeichnen Mediziner als biliäre Ascariose. Bei dieser eher seltenen Form verstopfen die Spulwurmlarven die Gallengänge zwischen Leber und Galle. Das kann Gallengangsentzündungen (Cholangitis) verursachen und zu Abszessen führen. Unbehandelt erhöhen Gallengangsentzündungen und Abszesse das Risiko, dass Bakterien in die Blutbahn gelangen und eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können.
Ursachen: Woher kommen Spulwürmer?
Spulwurminfektionen werden durch den „Menschen-Spulwurm“ Ascaris lumbricoides verursacht. Die Infektion erfolgt über die Eier des Spulwurms, die vor allem über verunreinigte Lebensmittel in den Menschen gelangen.
Wie übertragen sich Spulwürmer auf den Menschen?
Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion ist nicht möglich, weil die Eier des Spulwurms in der ersten Phase ihrer Entwicklung außerhalb des menschlichen Körpers reifen müssen. Wenn Sie danach – beispielsweise über Lebensmittel oder verunreinigtes Wasser – in den Körper gelangen, setzen sie ihre Entwicklung fort. Dann sind auch Schmierinfektionen durch mit Eiern verunreinigte Gegenstände möglich (Lichtschalter, Türgriffe, etc.).
Diagnose und Untersuchungen: Wie werden Spulwürmer festgestellt?
Hierzulande stellen Kinder- und Hausärzte die Verdachtsdiagnose Askariose in der Regel anhand der Symptomatik. Um den Verdacht zu bestätigen, wird eine Stuhlprobe mikroskopisch auf Wurmeier untersucht. Ausgewachsene Spulwürmer lassen sich auch durch Ultraschalluntersuchungen oder Röntgenaufnahmen nachweisen.
In Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung ist die Diagnose oft offenkundiger. Es passiert nicht selten, dass Wurmlarven oder erwachsene Spulwürmer aus der Nase oder dem Mund austreten.
Askariose: Würmer im Po?
Lebende Würmer im Po bzw. im Stuhlgang sind bei Spulwurminfektionen selten, da der verursachende Parasit Ascaris lumbricoides vor allem im Dünndarm und nicht im After siedelt. Juckreiz am After und Kratzen am Po sind typische Anzeichen einer Madenwurminfektion, bei der im Stuhl häufig zwei bis drei Millimeter kleine weiße Madenwürmer zu sehen sind.
Behandlung: Was hilft gegen Spulwürmer?
Gegen Spulwürmer helfen Anti-Wurmmittel (Anthelminthika) mit Wirkstoffen wie Albendazol, Ivermectin, Mebendazol oder Pyrantel. Einige Präparate werden nur einmalig eingenommen, andere mehrmals täglich über einen Zeitraum von meist bis zu drei Tagen. Je nach Krankheitsverlauf und Präparat können aber weitere Einnahmen nach zwei bis vier Wochen notwendig werden.
Wie lange dauert es, bis Spulwürmer weg sind?
Die Behandlung von Spulwürmern dauert mitunter bis zu vier oder fünf Wochen. Das liegt daran, dass die Anti-Wurmmittel vor allem die erwachsenen Parasiten im Darm zuverlässig abtöten. Daher muss die medikamentöse Wurmkur fortgesetzt werden, bis alle Wurmlarven aus den befallenen Organen (Lunge, Gallenwege) in den Darm gewandert sind.
Wurmkur: Dürfen Schwangere Anti-Wurmmittel einnehmen?
Schwangere und Stillende sollten vor jeder Wurmkur ärztliche Beratung suchen. In Schwangerschaft und Stillzeit dürfen Wurmmittel in der Regel nicht eingenommen werden, weil sie den Fötus schädigen könnten und auch in die Muttermilch übergehen. Das gilt auch für rezeptfreie Wurmmittel wie den häufig verwendeten Wirkstoff Mebendazol, der in den Fötus gelangen und Entwicklungsstörungen verursachen kann.
Prognose: Wie gefährlich sind Spulwürmer?
Bei rechtzeitiger Behandlung sind Spulwurminfektionen unangenehm, aber harmlos. In der Regel genügt eine einfache medikamentöse Behandlung, um die Parasiten ohne Folgeschäden abzutöten.
Unbehandelt sind Spulwurminfektionen allerdings eine lebensgefährliche Erkrankung. Schätzungen zufolge sterben weltweit bis zu 80.000 Kinder an dem Parasitenbefall, weil sie nicht rechtzeitig mit Anti-Wurmmitteln behandelt werden.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 27.04.2024
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Spulwürmer bei Kindern
- Landkreis Diepholz: Merkblatt zu Wurmbefall bei Menschen
- Robert-Koch-Institut (RKI): Wurmerkrankungen