Splenomegalie (Vergrößerte Milz)

Als Splenomegalie bezeichnen Ärzte eine vergrößerte Milz. Die Ursachen liegen in der Regel außerhalb des Organs: Häufig ist die Vergrößerung der Milz das Symptom einer Erkrankung des Blutes oder der Leber. Warum tritt Splenomegalie auf? Was tun bei Splenomegalie? Ist Splenomegalie gefährlich? Hier finden Sie die Antworten auf diese und viele weitere Fragen.

Synonyme

Milzvergrößerung, vergrößerte Milz

Definition: Was bedeutet Splenomegalie?

Milz

Splenomegalie bedeutet krankhafte Vergrößerung der Milz. Der medizinische Fachbegriff kommt aus dem Griechischen: „Spleno“ steht für Milz, „Megalie“ für Vergrößerung. Die Milz speichert und vermehrt bestimmte Zellen der Immunabwehr. Außerdem sondert das gut durchblutete Organ überalterte und geschädigte rote Blutzellen aus. Von der Milz fließt das Blut weiter in die Leber. Eine Milzvergrößerung hängt meist mit erhöhter Aktivität des Organs oder mit einem Rückstau von Blut im Bereich der Leber zusammen.

Milzvergrößerung (Splenomegalie) im Überblick

Symptome: Eine vergrößerte Milz kann den Magen einengen und zu Völlegefühl und Schmerzen im linken Oberbauch oder Rücken führen. Außerdem verursacht Splenomegalie häufig einen Mangel an Blutzellen.

Ursachen: Die möglichen Ursachen von Splenomegalie sind vielfältig. Dazu zählen hämatologische Erkrankungen (Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe), Lebererkrankungen, Infektionskrankheiten, Stoffwechselerkrankungen und Verletzungen. Nicht in jedem Fall wird eine Ursache für die Vergrößerung der Milz gefunden.

Behandlung: Bei Splenomegalie muss die auslösende Erkrankung behandelt werden. In Einzelfällen kann es notwendig sein, die vergrößerte Milz operativ zu entfernen (Splenektomie).

Prognose: Wenn es gelingt, die verursachende Erkrankung erfolgreich zu therapieren, verkleinert sich die Milz wieder. Bei chronischen Erkrankungen bleibt die Milz meist dauerhaft vergrößert. Bei fehlender oder funktionsloser Milz (Asplenie) benötigt das Immunsystem oft dauerhaft Unterstützung.

Komplikationen: Eine stark vergrößerte Milz erhöht das Risiko für einen Milzriss. Solch eine Milzruptur verursacht lebensgefährliche innere Blutungen.

Splenomegalie: Häufigkeit

Eine vergrößerte Milz ist Symptom verschiedener Krankheiten. Zuverlässige aktuelle Erhebungen zur Häufigkeit der Splenomegalie gibt es nicht. Zwei ältere Untersuchungen an US-Kliniken berichten, dass bei 0,3 Prozent der über mehrere Jahrzehnte dort aufgenommenen Patienten eine vergrößerte Milz diagnostiziert wurde. Mitunter findet sich die Angabe, dass etwa drei Prozent der Gesamtbevölkerung eine vergrößerte Milz aufweisen. Das geht wahrscheinlich auf eine Untersuchung an US-amerikanischen College-Studenten aus den 1960-er Jahren zurück, die bei 2,9 Prozent eine tastbar vergrößerte Milz feststellte.

Vergrößerte Milz: Symptome

Splenomegalie kann eine Reihe von eher unspezifischen Symptome verursachen, bleibt aber oft auch völlig beschwerdefrei. Die vergrößerte Milz lässt sich oft bei einer Tastuntersuchung (Palpation) unter dem linken Rippenbogen fühlen. Eine gesunde Milz ist nicht tastbar.

Ist die Milz stark vergrößert, kann sie als Raumforderung in der Bauchhöhle auf den Magen drücken, was mitunter zu Übelkeit oder Völlegefühl führt. Menschen mit Splenomegalie fühlen sich bei einer Mahlzeit oft schon nach wenigen Bissen satt. Ein Symptom von vergrößerter Milz sind auch Schmerzen im linken Oberbauch, die in den Rücken oder in die linke Schulter ausstrahlen können.

Symptome bei Überaktivität der Milz (Hypersplenie)

Tritt im Zusammenhang mit der Splenomegalie eine Überaktivität der Milz (Hypersplenie) auf, kann es zu einem Mangel an Blutzellen kommen. Symptome von Hypersplenie sind:

  • Blutarmut (Anämie) durch Mangel an roten Blutzellen mit Müdigkeit, Blässe, Kurzatmigkeit und geringer Belastbarkeit
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infekte (Mangel an weißen Blutzellen)
  • Blutgerinnungsstörungen, zum Beispiel eine Neigung zur Ausbildung großer Blutergüsse (Hämatome) durch Mangel an Blutplättchen

Weitere bei Splenomegalie auftretende Symptome werden durch die jeweils zugrunde liegenden Erkrankungen verursacht.

Vergrößerte Milz: Ursachen

Wie entsteht Splenomegalie?

Splenomegalie entsteht auf drei Wegen:

  1. Durch verstärkte Aktivität der Milz: Das ist meist bei Infektionen mit Viren oder Bakterien, bei Erkrankungen des Blutes oder des blutbildenden Systems (hämatologischen Erkrankungen) sowie Stoffwechselkrankheiten der Fall.
  2. Durch Störungen des Blutabflusses aus der Milz: Ursache dafür kann eine Lebererkrankung sein, die zu einem Blutstau in der Pfortader der Leber führt, oder ein Blutpfropf (Thrombose) in der Milzvene.
  3. Durch Blutung der Milz bei intakter Milzkapsel: Das ist in der Regel Folge einer unfallbedingten Verletzung.

Was verursacht Splenomegalie?

Mögliche Ursachen von vergrößerter Milz sind:

Verletzungen der Milz durch äußere Verletzungen (Traumata) machen nur einen sehr geringen Prozentsatz der Fälle von Splenomegalie aus.

Nicht in jedem Fall kann eine Ursache für die Milzvergrößerung gefunden werden.

Splenomegalie bei Lebererkrankungen

Bei Fettleber und Leberzirrhose ist die Durchblutung der Leber vermindert. Dadurch erhöht sich der Blutdruck in der Leberpfortader. Es entsteht ein Rückstau, der den Abfluss des Blutes aus der Milz behindert – die Milz schwillt an.

Splenomegalie bei akuten und chronischen Infektionen

Bei Infektionen des Körpers ist das Immunsystem besonders aktiv, und der Bedarf an Immunzellen ist erhöht. Um diesen Bedarf zu decken, verstärkt die Milz ihre Aktivität und vergrößert sich.

Warum Splenomegalie bei Anämie?

Bei bestimmten Formen der Blutarmut (Anämie) haben die roten Blutkörperchen eine abweichende Form oder eine verkürzte Lebensdauer. Da solche Blutzellen durch die Milz abgefangen und abgebaut werden, stauen sich große Mengen defekter roter Blutzellen in der Milz und das Organ vergrößert sich. Umgekehrt kann eine vergrößerte Milz auch zur Ursache einer Anämie werden: Je ausgedehnter das Milzgewebe ist, desto mehr Blutzellen können darin „versacken“.

Warum Splenomegalie bei Leukämie?

Bei Leukämie ist die Anzahl unausgereifter weißer Blutzellen (Leukozyten) krankhaft vermehrt. Da diese Zellen in der Milz gespeichert werden, vergrößert sich das Organ.

Splenomegalie: Diagnose und Untersuchungen

Eine vergrößerte Milz ist meist unter dem linken Rippenbogen tastbar. Oft wird Splenomegalie auch als Zufallsbefund auf einer Röntgen- oder MRT-Aufnahme des Bauchraums sichtbar.

Bei einer Vergrößerung wird die Milz zunächst per Ultraschall vermessen. Mit einer Ultraschall-Doppler-Untersuchung lässt sich die Durchblutung von Milzvene und Leberpfortader sichtbar machen. Mitunter wird auch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) angeordnet. Diese Untersuchungen sind aber meist nicht zwingend notwendig.

Eine Blutuntersuchung im Labor zeigt unter anderem, ob ein Mangel oder ein Überschuss an Blutzellen besteht und ob eine Infektion oder entzündliche Erkrankung vorliegt. Bei Verdacht auf Blutkrebs wird eine Knochenmarksbiopsie veranlasst.

Was ist eine leichte oder diskrete Splenomegalie?

Bei ernsten Erkrankungen ist die Milz oft massiv vergrößert: Die gesunde Milz wiegt etwa 150 Gramm, eine massiv vergrößerte Milz kann über ein Kilogramm wiegen. Eine normale Milz ist etwa vier Zentimeter dick, sieben Zentimeter breit und elf Zentimeter lang. Wenn die Länge der Milz 14 Zentimeter überschreitet und die Dicke nicht sechs Zentimeter, sprechen Mediziner von leichter Milzvergrößerung beziehungsweise leichter oder diskreter Splenomegalie.

Eine leichte Milzvergrößerung ist in den meisten Fällen kein Grund zur Besorgnis. Sie kann beispielsweise Folge einer gerade überstandenen Infektionskrankheit sein. Wenn keine Beschwerden auftreten und die Blutuntersuchung unauffällige Ergebnisse erbringt, wird deshalb bei einer leichten Splenomegalie in der Regel auf weitere Diagnostik verzichtet und lediglich abwartend beobachtet: Das bedeutet, Sie erhalten einen Termin für eine weitere Untersuchung in einigen Monaten.

Welche Blutwerte bei Splenomegalie?

Um die Ursache einer Splenomegalie einzugrenzen, werden in der Regel zunächst folgende Blutwerte bestimmt:

  • Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • Thrombozyten (Blutplättchen)
  • Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
  • Leberwerte
  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), C-reaktives Protein (CRP), (weisen auf Entzündungen im Körper hin)
  • Antinukleäre Antikörper und Rheumafaktoren (weisen auf Autoimmunprozesse hin)

Welcher Arzt bei Splenomegalie?

Der richtige Arzt bei Splenomegalie ist zunächst ein Internist oder Allgemeinmediziner. Je nach Erkrankung übernehmen dann Spezialisten wie Onkologen (bei Tumorerkrankungen) oder Gastroenterologen (Fachärzte für Magen-Darm-Erkrankungen) die Behandlung.

Splenomegalie: Behandlung

Was tun bei Splenomegalie?

Bei Splenomegalie konzentriert sich die Behandlung in erster Linie auf die Therapie der auslösenden Erkrankung. Unabhängig davon muss ein durch eine überaktive Milz hervorgerufener ausgeprägter Mangel an Blutzellen durch Bluttransfusionen behandelt werden.

Operative Entfernung oder Bestrahlung der Milz

Wenn die Ursache der vergrößerten Milz nicht beseitigt werden kann oder unbekannt ist, kann bei anhaltenden Komplikationen die Entfernung der Milz (Splenektomie) erwogen werden. Mögliche Gründe dafür sind:

  • Erhebliche Raumforderung im Bauchraum mit Einengung von Magen oder Niere
  • Blutarmut, Blutgerinnungsstörungen und/oder erhöhte Infektionsneigung aufgrund eines Blutzellmangels durch eine überaktive Milz

Alternativ kann das Gewebe der Milz auch durch Bestrahlung verödet werden.

Ein Milzriss (Milzruptur) ist ein medizinischer Notfall, bei dem die Milz sofort entfernt werden muss.

Anlage eines Shunts in der Pfortader der Leber

Ist ein Überdruck in der zur Leber führenden Pfortader für die Milzvergrößerung verantwortlich, kann zur Druckentlastung ein sogenannter Shunt angelegt werden. Das ist eine künstliche Verbindung zwischen der Leberpfortader und einer ableitenden Lebervene.

Prognose: Ist Splenomegalie ernst?

Ob Splenomegalie ernst ist, hängt von ihrer Ursache ab. Ist die vergrößerte Milz Folge einer akuten Infektionskrankheit, verkleinert sich die Milz mit dem Abklingen der Infektion häufig rasch wieder.

Bei chronischen Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Leberkrankheiten oder hämatologischen Erkrankungen hängt die Prognose vom Erfolg der Behandlung der Grunderkrankung ab. Ist die Milz wegen einer Leberzirrhose oder einer bösartigen Tumorerkrankung vergrößert, ist das zwar eine ernste Diagnose, die aber wegen der deutlich ernsteren Grunderkrankung kaum ins Gewicht fällt.

Ist Splenomegalie gefährlich?

Bei deutlich vergrößerter Milz besteht ein erhöhtes Risiko für einen Milzriss. Die dabei auftretenden starken Blutungen können lebensbedrohlich sein. Deshalb müssen Sie bei vergrößerter Milz auf Sportarten verzichten, bei denen es zu einem Aufprall oder Schlag gegen den Oberbauch kommen kann. Auch schweres Heben sollten Sie vermeiden. Eine stark vergrößerte, überaktive Milz kann außerdem zu anhaltender Blutarmut, einer verstärkten Infektionsanfälligkeit und Blutgerinnungsstörungen führen.

Wie ist die Prognose nach Entfernung der Milz?

Ein Leben ohne Milz ist möglich: Die Lebensqualität ohne Milz ist in der Regel kaum eingeschränkt. In Deutschland leben geschätzt 80.000 Menschen, denen die Milz entfernt wurde.

Als wichtige Vorsichtsmaßnahme sollten Menschen mit entfernter oder nicht funktionsfähiger Milz – und dem damit verbundenen schwächeren Immunsystem - stets ein Antibiotikum verfügbar halten, um bei begründetem Verdacht auf eine bakterielle Infektion schnell reagieren zu können.

Vorbeugung: Welche Impfungen nach Milzentfernung?

Ohne Milz ist – wie bereits erwähnt - die Immunabwehr von Bakterien geschwächt. Nach einer Milzentfernung besteht also lebenslang ein erhöhtes Risiko für bakterielle Infektionen. Als Vorbeugungsmaßnahme empfehlen Mediziner Impfungen gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ b und Meningokokken vor oder bald nach der Operation. Auch die jährliche Grippe-Schutzimpfung wird empfohlen, da eine Grippe häufig den Boden für eine zusätzliche bakterielle Infektion der Atemwege bereitet.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 06.11.2023

Quelle:
  1. E. Curovic Rotbain et al.: Splenomegaly – Diagnostic validity, work-up, and underlying causes. PloS One (2017), zuletzt abgerufen 20. Oktober 2023
  2. G. Höfler, H. Kreipe & H. Moch: Splenomegalie. In: Lehrbuch Pathologie, S. 466 ff. Elsevier (2019), zuletzt abgerufen 20. Oktober 2023
  3. RKI: Impfungen bei Hypo- oder Asplenie (Entfernung der Milz oder Ausfall der Organfunktion), zuletzt abgerufen 20. Oktober 2023
  4. Deutsche Gesellschaft für Infektiologie: Asplenie-Net: Prävention bei Splenektomie und Asplenie, zuletzt abgerufen 20. Oktober 2023
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