Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis)

Schluckbeschwerden, Schmerzen hinter dem Brustbein und Sodbrennen? Dahinter kann eine Entzündung der Speiseröhre stecken. Wie unterscheiden Sie harmloses Sodbrennen von einer echten Speiseröhrenentzündung? Wie gefährlich ist eine Ösophagitis – und was hilft wirklich gegen die Beschwerden? Hier finden Sie die Antworten.

Synonyme

Ösophagitis

Definition: Was ist Speiseröhrenentzündung?

Speiseröhre-Ösophagus

Bei einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) ist die Speiseröhrenschleimhaut akut oder chronisch entzündet und schmerzhaft gereizt. Wenn die Entzündung chronisch wird, können Verengungen der Speiseröhre entstehen. Zudem erhöht sich das Risiko von Speiseröhrenkrebs. Entzündungen der Speiseröhre haben verschiedene Ursachen: Am häufigsten ist die Reflux-Ösophagitis, die im Zusammenhang mit der Refluxkrankheit steht. Eine weitere Form ist die chronische, allergieähnliche sogenannte eosinophile Ösophagitis.

Speiseröhrenentzündung im Überblick

  • Symptome: Typische Symptome einer Speiseröhrenentzündung sind Schluckbeschwerden, Schmerzen hinter dem Brustbein und Sodbrennen. Chronische Formen von Speiseröhrenentzündung können zu starken Schluckstörungen bis hin zu Blockaden der Speiseröhre führen.
  • Ursachen: Die häufigste Ursache einer Speiseröhrenentzündung ist die Refluxkrankheit, bei der Magensäure vom Magen in die Speiseröhre zurückfließt. Die eosinophile Ösophagitis entsteht durch allergieähnliche Prozesse. Andere mögliche Ursachen sind Infektionen der Speiseröhrenschleimhaut mit Hefepilzen oder Viren, Verätzungen mit Säuren oder Basen, Reizungen durch Medikamente oder Verletzungen, beispielsweise durch eine Nasensonde zur künstlichen Ernährung.
  • Behandlung: Speiseröhrenentzündungen werden medikamentös je nach Ursache vor allem mit Magensäureblockern und entzündungshemmenden Wirkstoffen behandelt. Außerdem empfehlen Mediziner oft Ernährungsumstellungen. Verengungen der Speiseröhre können aufgedehnt werden.
  • Prognose: Wird der auslösende Reiz abgestellt, heilt eine Speiseröhrenentzündung meist innerhalb einiger Wochen von selbst ab. Die eosinophile Ösophagitis ist dagegen eine chronische Erkrankung, die langfristiger Behandlung bedarf. Bleibende Schleimhautschäden können zu Verengungen der Speiseröhre und damit zu Schwierigkeiten beim Essen führen. Bei anhaltender Reflux-Ösophagitis ist das Risiko von Speiseröhrenkrebs erhöht.

Speiseröhrenentzündung: Häufigkeit

Speiseröhrenentzündungen im Zusammenhang mit einer Refluxerkrankung sind sehr häufig: Etwa zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung leiden an behandlungsbedürftigem Reflux. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Die zweithäufigste Speiseröhrenentzündung ist die allergieähnliche eosinophile Ösophagitis. Sie wurde in den 1990-er Jahren erstmals beschrieben. Ihre Häufigkeit ist seitdem deutlich angestiegen: Aktuell haben rund 34 von 100.000 Menschen diese chronische Form der Speiseröhrenentzündung. Pro Jahr erkranken etwa sieben von 100.000 Menschen neu daran. Die Erkrankung tritt in allen Altersgruppen auf. Jungen und Männer sind häufiger betroffen als Mädchen und Frauen.

Speiseröhrenentzündung: Symptome

Wie merkt man, dass die Speiseröhre entzündet ist?

Typische Anzeichen einer Speiseröhrenentzündung sind:

  • Drückende oder brennende Schmerzen hinter dem Brustbein (retrosternale Schmerzen)
  • Sodbrennen
  • Aufstoßen
  • Schmerzen, Engegefühl und/oder Würgen beim Schlucken (Odynophagie)
  • Erbrechen

Ausgeprägte Störungen beim Schlucken fester Speisen sind vor allem für die eosinophile Ösophagitis typisch.

Welche Komplikationen kann eine Speiseröhrenentzündung haben?

Chronische Entzündungen der Speiseröhre können zu Verengungen der Speiseröhre führen. Dann kann es passieren, dass Nahrungsbrocken hängen bleiben und einen Krampf der Speiseröhrenmuskulatur auslösen (sogenannte Bolusobstruktion). Meist muss der Brocken dann bei einer endoskopischen Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie, siehe Abschnitt Behandlung) entfernt werden.

Bei chronischer Refluxkrankheit kann sich ein sogenannter Barrett-Ösophagus entwickeln. Diese Veränderung der Zellen der Speiseröhrenschleimhaut kann eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs sein.

Ursachen: Was löst eine Speiseröhrenentzündung aus?

Speiseröhrenentzündungen können unterschiedliche Ursachen haben. Am häufigsten sind drei Gründe:

  1. Chemische oder physikalische Reizung der Speiseröhrenschleimhaut, meist durch Magensäure (Refluxkrankheit, Sodbrennen), seltener durch verschluckte Substanzen, Fremdkörper oder auch Medikamente oder Strahlentherapie
  2. Allergieähnliche Prozesse, bei denen das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Substanzen reagiert und dabei körpereigenes Gewebe schädigt.
  3. Infektionen der Speiseröhrenschleimhaut, beispielsweise mit Hefepilzen (Soor) oder Herpesviren

Selten entstehen Speiseröhrenentzündungen im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Sarkoidose oder Behcet-Syndrom (eine Form von Vaskulitis), bei denen das Immunsystem direkt körpereigenes Gewebe angreift.

Im Folgenden mehr zu den verschiedenen Formen der Speiseröhrenentzündung.

Speiseröhrenentzündung infolge von Reflux-Krankheit

In den meisten Fällen wird eine Speiseröhrenentzündung durch die Refluxkrankheit verursacht: Nach den Mahlzeiten oder beim Hinlegen fließt immer wieder mit Magensäure versetzter Mageninhalt in die Speiseröhre zurück und verätzt die Speiseröhrenschleimhaut. Risikofaktoren für die Entstehung von Refluxkrankheit sind übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht und Rauchen, genetische Veranlagung und Zwerchfellbruch.

Hier finden Sie ausführliche Informationen über die Refluxkrankheit.

Speiseröhrenentzündung durch Medikamente: Auch bestimmte Medikamente können die Speiseröhrenschleimhaut chemisch reizen. Dazu kommt es beispielsweise, wenn Tabletten mit zu wenig Wasser oder im Liegen eingenommen werden. Bekannte Auslöser von Reizungen der Speiseröhre sind Arzneimittelwirkstoffe wie die Antibiotika Clindamycin, Doxycyclin, Minocyclin und Tetracyclin, die bei Osteoporose verordneten Bisphosphonate sowie die Nahrungsergänzungsmittel Eisensulfat und Kaliumchlorid.

Allergieähnliche Ursachen: Eosinophile Ösophagitis

Bei der eosinophilen Ösophagitis entzündet sich die Speiseröhrenschleimhaut beim Kontakt mit bestimmten Lebensmittelbestandteilen. Zu den Auslösern der allergieähnlichen Prozesse können Milcheiweiß, Gluten (siehe auch Zöliakie), seltener auch Eier, Nüsse, Meeresfrüchte oder Soja gehören.

Die eosinophile Ösophagitis tritt häufiger bei Menschen auf, die bereits an Nahrungsmittelallergien, Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis leiden. Eine erbliche Veranlagung ist wahrscheinlich.

Infektionsbedingte Speiseröhrenentzündung

Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut können durch Infektionen mit Hefepilzen (Soor-Ösophagitis), Herpesviren oder Zytomegaloviren sowie andere Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Dies betrifft meist Menschen, deren Immunabwehr durch Erkrankungen, Bestrahlung, Chemotherapie oder Behandlung mit das Immunsystem hemmenden Medikamenten (Immunsuppressiva) stark geschwächt ist. Auch eine Dauerbehandlung mit Antibiotika kann zur Überwucherung der Schleimhaut mit Hefepilzen und damit zu einer Soor-Ösophagitis führen.

Andere mögliche Ursachen von Speiseröhrenentzündungen

  • Verbrühungen durch zu heißes Essen
  • Versehentlich oder absichtlich herbeigeführte Verätzungen mit Säuren oder Laugen
  • Verletzungen der Speiseröhrenschleimhaut, z.B. durch Fischgräten oder bei medizinischen Prozeduren (Einführung einer Sonde zur künstlichen Ernährung oder eines Endoskops für Untersuchungen oder medizinische Eingriffe)
  • Nebenwirkung der Strahlentherapie, beispielsweise bei Lungenkrebs
  • Selten Morbus Crohn und weitere Autoimmunerkrankungen

Diagnose und Untersuchungen: Wie stellt der Arzt eine Speiseröhrenentzündung fest?

Der Verdacht auf eine Speiseröhrenentzündung lässt sich am zuverlässigsten durch eine Speiseröhrenspiegelung bestätigen. Bei dieser Ösophagoskopie wird ein beweglicher Schlauch (Katheter) durch den Rachen in die Speiseröhre eingeführt. Durch den Schlauch kann der Arzt eine kleine Videokamera schieben und das Innere der Speiseröhre auf entzündliche Veränderungen untersuchen.

Während der Speiseröhrenspiegelung können auch Gewebeproben (Biopsien) von der Speiseröhrenschleimhaut entnommen werden, die dann im Labor untersucht werden. Dies geschieht zum Beispiel bei Verdacht auf eosinophile Ösophagitis oder eine Vireninfektion der Speiseröhre.

Bei Verdacht auf Verätzungen der Speiseröhre erfolgt vor einer endoskopischen Untersuchung in der Regel eine Röntgenuntersuchung, um Beschädigungen der Speiseröhre (Perforationen) auszuschließen.

Speiseröhrenentzündung: Behandlung

Die Behandlung akuter Speiseröhrenentzündungen setzt in den meisten Fällen auf die Kombination von medikamentöser Therapie (Magensäurehemmer) mit Schonung der Speiseröhrenschleimhaut durch eine reizarme Ernährung. Schwere akute Entzündungen der Speiseröhre wie beispielsweise durch Verätzungen können eine intensivmedizinische Notfallbehandlung mit zeitweiser künstlicher Ernährung erfordern.

Die Therapie von chronischer eosinophiler Ösophagitis erfordert einerseits den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten. Andererseits kommt es darauf an, die entzündungsauslösenden Reize zu identifizieren und zu meiden.

Behandlung der Reflux-Ösophagitis

Eine durch Reflux ausgelöste Speiseröhrenentzündung spricht oft gut auf Änderungen der Ernährung und des Lebensstils an. Als Medikament der ersten Wahl kommen Wirkstoffe wie die Protonenpumpenhemmer Pantoprazol und Omeprazol zum Einsatz. Diese Medikamente verringern die Produktion von Magensäure. Näheres lesen Sie im Beitrag zur Refluxkrankheit.

Behandlung der eosinophilen Ösophagitis

Die Behandlung der eosinophilen Ösophagitis ist komplexer. Hier kommt es vor allem darauf an, die auslösende Allergene zu identifizieren. Das geschieht in der Regel im Rahmen einer sogenannten Eliminationsdiät: Bei dieser Diät werden in der Regel alle potenziell allergieauslösenden Lebensmittel aus der Ernährung gestrichen. Sind die Patienten symptomfrei, werden schrittweise einzelne Lebensmittel wieder eingeführt, bis der Trigger für die Speiseröhrenentzündung identifiziert ist.

In der medikamentösen Therapie der eosinophilen Ösophagitis werden entzündungshemmende Glukokortikoide wie Budesonid und Fluticason angewendet, um akute Entzündungen zu lindern. In seltenen Fällen spricht eosinophile Ösophagitis auch auf die Behandlung mit Protonenpumpenhemmern (hemmen die Magensäurebildung) an.

Behandlung der infektionsbedingten Ösophagitis

Soor-Ösophagitis wird mit pilzhemmenden (antimykotischen) Wirkstoffen behandelt. In leichten Fällen reichen Lutschtabletten mit Wirkstoffen wie Amphotericin B oder Nystatin aus. In schwereren Fällen helfen stärker wirksame Antimykotika wie Fluconazol, Ketoconazol oder Caspofungin in Tablettenform. Manchmal müssen die Antimykotika auch intravenös verabreicht werden.

Durch Viren ausgelösten Speiseröhrenentzündungen werden mit geeigneten virenhemmenden Wirkstoffen (Virostatika) wie Aciclovir (bei Infektionen mit Herpesviren) oder Ganciclovir (bei Infektionen mit dem Zytomegalovirus) behandelt.

Behandlung von Verengungen der Speiseröhre

Bei lang anhaltenden Speiseröhrenentzündungen verändert sich das Gewebe der Speiseröhre. So entstehen auf Dauer nicht selten Speiseröhrenverengungen. Manchmal kann überschüssiges Gewebe, das die Speiseröhre verengt, mittels Laser abgetragen werden. Eine andere Behandlungsmethode besteht darin, Verengungen in einem endoskopischen Eingriff mit einer Sonde (sogenannte Bougierung) oder mit einem aufblasbaren Ballon (Ballondilatation) aufzudehnen.

Prognose: Ist Speiseröhrenentzündung heilbar?

Die meisten Formen von Speiseröhrenentzündung sind gut heilbar. Nicht heilbar ist hingegen aktuell die eosinophile Ösophagitis. Ohne Behandlung kann diese chronische Erkrankung zur Verengung der Speiseröhre führen und das normale Essen zunehmend erschweren. Mit einer langfristig angelegten Behandlung lassen sich diese Folgen aber mildern oder sogar vermeiden.

Wie lange dauert eine Speiseröhrenentzündung?

Unkomplizierte Speiseröhrenentzündungen heilen in der Regel innerhalb weniger Wochen von selbst aus. Das gilt auch für die Reflux-Ösophagitis, wenn die auslösende Refluxkrankheit gut unter Kontrolle ist. Infektionsbedingte Speiseröhrenentzündungen lassen sich durch geeignete Medikamente meist ebenfalls innerhalb von wenigen Wochen vollständig heilen.

Wie gefährlich ist eine Speiseröhrenentzündung?

Menschen mit anhaltenden oder immer wiederkehrenden Speiseröhrenentzündungen haben ein erhöhtes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Bei starken Schleimhautveränderungen (hochgradiger Barrett-Ösophagus) entwickeln 25 von 100 Betroffenen innerhalb von zehn Jahren einen Tumor in der Speiseröhre.

Speiseröhrenentzündung: Selbsthilfe und Vorbeugung

Was sollte man bei Speiseröhrenentzündung nicht essen?

Während einer akuten Speiseröhrenentzündung ist es sinnvoll, die Speiseröhrenschleimhaut zu schonen. Dazu tragen flüssige oder weiche Speisen bei. Zudem ist es ratsam, auf Lebensmittel zu verzichten, die die Schleimhaut zusätzlich irritieren. Dazu gehören:

  • Kaffee
  • Alkohol
  • Scharfes oder sehr salziges Essen
  • Säuren: Essig, saure Früchte, Sauerkraut, kohlensäurehaltige Getränke
  • Sehr heiße und sehr kalte Speisen und Getränke

Ein vor der Mahlzeit angewendetes Lokalanästhetikum (Oxetacain) macht das Essen weniger schmerzhaft.

Welche Hausmittel beruhigen die entzündete Speiseröhre?

Ein bewährtes Hausmittel bei Speiseröhrenentzündung ist reichlich lauwarmer Kamillentee. Der bekömmliche Kräutertee spült die Speiseröhre durch und wirkt dabei leicht antientzündlich. Viele Menschen erleben es darüber hinaus als hilfreich, überschüssige Magensäure durch ballaststoffreiche Lebensmittel wie Haferflocken oder geriebenen Apfel zu binden.

Speiseröhrenentzündungen vorbeugen

Nicht allen Formen der Speiseröhrenentzündung lässt sich wirksam vorbeugen. Sehr viele Fälle aber lassen sich durch eine magenfreundliche Ernährung vermeiden. Viele Anregungen dazu finden Sie im Ratgeber Ernährung bei Refluxkrankheit und Sodbrennen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 28.11.2023

Quelle:
  1. Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis (2023)
  2. U. Walliczek-Dworschak: Gastroösophageale Refluxkrankheit. Gelbe Liste (2018)
  3. Verena Stahl: Brennender Hals. Deutsche Apothekerzeitung (2020)
  4. Pschyrembel online: Infektbedingte Ösophagitis (2022)
  5. A. Straumann et al.: Die eosinophile Ösophagitis – „das Asthma der Speiseröhre“. UniversiMed (2017)
  6. Deutsche Krebsgesellschaft: Speiseröhrenkrebs, Ösophaguskarzinom – Ursache und Risikofaktoren. ONKO Internetportal (2020)
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