Speichelstein
Was ist ein Speichelstein? Woher kommt er? Und wie lassen sich Speichelsteine entfernen? Mit Hausmitteln? Hier kommen die Antworten.
Synonyme
Sialolithen, Sialolithiasis, Sialadenitis, Speicheldrüsenentzündung
Definition: Was ist ein Speichelstein?
Speichelsteine sind kleine vor allem kalkhaltige Steinchen (Konkremente), die sich in den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen im Mundraum bilden können. Mediziner bezeichnen Speichelsteine als Sialolithen. Große Speichelsteine verstopfen die Ausführungsgänge mitunter. Das führt zu Speicheldrüsenentzündungen mit schmerzhaften Schwellungen der Speicheldrüsen, die sich vor allem bei verstärkter Speichelproduktion während des Essens durch Schmerzen bemerkbar machen.
Die Speicheldrüsen im Mundraum
Menschen haben insgesamt sechs Speicheldrüsen, je drei auf der linken und rechten Körperseite:
- Ohrspeicheldrüsen
- Unterkieferspeicheldrüsen
- Unterzungenspeicheldrüsen
Speichelsteine entstehen am häufigsten einseitig im Bereich der Unterkieferspeicheldrüsen.
Speichelsteine auf einen Blick
Symptome: Speichelsteine (Sialolithen) verursachen ab einer gewissen Größe schmerzhafte Speicheldrüsenschwellungen (Sialolithiasis). Typischerweise verstärken sich die Schmerzen während des Essens, weil die Drüsen dann vermehrt Speichel produzieren.
Komplikationen: Wenn Erreger wie Bakterien in die verstopfen Ausführungsgänge der Speicheldrüsen gelangen, kommt es mitunter zu eitrigen Speicheldrüsenentzündungen (Sialadenitis). Wenn die Speichelgänge nicht freigemacht werden, können sich Abszesse bilden. In seltenen Fällen platzen diese Eiterabkapselungen und verursachen eine Blutvergiftung (Sepsis).
Ursachen: Die genauen Ursachen für die Entstehung von Speichelsteinen sind nicht erforscht. Es gibt eine ganze Reihe von Risikofaktoren, die die Bildung begünstigen. Dazu zählen beispielsweise Mundtrockenheit, schlechte Mundhygiene oder Rauchen. Auch zahlreiche Medikamente und Krankheiten begünstigen Speichelsteine (siehe Ursachen).
Behandlung: Die meisten Speichelsteine lassen sich in Selbsthilfe oder mit Hausmitteln ausspülen oder ausdrücken. Manchmal ist eine ärztliche Behandlung notwendig: Dann werden Speichelsteine meistens zunächst durch Stoßwellen zertrümmert und dann bedarfsweise bei einem minimal-invasiven Eingriff (Endoskopie) aus dem verstopften Drüsenausführungsgang entfernt.
Prognose: Speichelsteine lassen sich in aller Regel leicht entfernen: durch Hausmittel oder kleine operative Eingriffe. Einen Einfluss auf die Lebenserwartung haben Speichelsteine nicht.
Speichelsteine: Häufigkeit
Speichelsteine sind selten. Die Häufigkeit von behandlungsbedürftigen Speichelsteinen wird in der Fachliteratur mit weniger als ein Prozent angegeben. Männer und Frauen sind nach Angaben der Gesundheitsberichterstattung des Bundes gleich häufig betroffen. Meistens bilden sich Speichelsteine demnach nur auf einer Kopfseite. Die Häufigkeit der betroffenen Speicheldrüsen wird wie folgt angegeben:
- Unterkieferspeicheldrüse: 83 Prozent
- Ohrspeicheldrüse: 10 Prozent
- Unterzungendrüse: 7 Prozent
Häufigkeit von Speicheldrüsenentzündungen
Die Häufigkeit von Speicheldrüsenentzündungen (Sialadenitis) wird für Deutschland oder Europa nicht einheitlich erfasst. Schwere Speicheldrüsenentzündungen gelten aber als sehr selten. Laut einer US-Studie sind sie für 0,03 Prozent der Krankenhauseinweisungen verantwortlich. Die Mehrzahl der Speicheldrüsenentzündungen betrifft Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter.
Speichelstein: Symptome
Kleine und kleinste Speichelsteine verursachen oft keine Symptome, bleiben also unbemerkt. Beschwerden stellen sich in der Regel erst ein, wenn ein Stein so weit angewachsen ist, dass er den Speichelabfluss aus einer Speicheldrüse blockiert. Infolge der Blockade schwillt die betroffene Speicheldrüse an und schmerzt: im Bereich der Ohren (Schwellung der Ohrspeicheldrüsen), im Bereich der Wangen (Unterkieferspeicheldrüsen) oder unter der Zunge (Unterzungenspeicheldrüsen).
Egal, welche Speicheldrüse betroffen ist: Beim Essen nehmen die Schmerzen typischerweise zu und können sehr stark werden. Die Ursache dafür: Essen regt die Speichelbildung ein. Je mehr Speichel sich in den Ausführungsgängen staut, umso stärker die Schwellung und damit auch die Schmerzen.
Wie schnell wächst ein Speichelstein?
Speichelsteine wachsen fast immer sehr langsam. Ein kleiner Speichelstein mit einem Durchmesser von etwa 1 mm bildet sich in etwa sechs Monaten. Auch die Wachstumsrate wird mit etwa einem Millimeter innerhalb eines halben Jahres angegeben. Es gibt aber auch seltene Fälle, in denen Speichelsteine schnell auf einen Durchmesser von bis zu 2 cm anwachsen.
Speicheldrüsenentzündung: Symptome
Eine Komplikation von Speicheldrüsenschwellungen sind Speicheldrüsenentzündungen (Sialadenitis)). Die Entzündungen entstehen, wenn Bakterien oder andere Keime Speichelsteine infizieren. Typische Symptome von Speicheldrüsenentzündungen sind besonders starke Schwellungen, die mit starken Schmerzen, Einschränkungen der Kieferbeweglichkeit, Schluckbeschwerden und Fieber einhergehen können. Häufig bilden sich Abkapselungen (Abszesse), aus denen Eiter austritt. Unter besonders ungünstigen Umständen kann das eitrige Sekret in die Blutbahn gelangen und so eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) verursachen.
Warum stinken Speichelsteine?
Speichelsteine gehen oft mit Mundgeruch einher. Es sind aber in der Regel nicht die Speichelsteine, die unangenehm riechen. Der Mundgeruch entsteht vielmehr infolge der Entzündungsprozesse bei einer Speicheldrüsenentzündung.
Sind Speichelsteine Tumoren?
Speichelsteine sind keine Tumoren. Speicheldrüsentumoren sind ein anderes Krankheitsbild. Etwa 80 Prozent aller Speicheldrüsentumoren sind gutartig. Ob bösartig oder gutartig: Geschwüre im Bereich der Speicheldrüsen werden in der Regel bei einer Operation unter Vollnarkose entfernt. Bei großen Speichelsteinen ist zuweilen ein ambulanter Eingriff unter örtlicher Betäubung erforderlich.
Ursachen: Warum entsteht Speichelstein?
Die genauen Ursachen für die Entstehung von Speichelsteinen sind nicht geklärt. Die Medizin weiß also oft nicht, warum einige Menschen Speichelsteine bilden und andere nicht. Wie Speichelsteine entstehen und woraus sie bestehen, ist hingegen bekannt – ebenso einige Risikofaktoren, die Speichelsteine begünstigen.
Wie entsteht ein Speichelstein?
Menschen bilden pro Tag bis zu 1,5 Liter Speichel (Spucke). Neben Wasser (99 Prozent) enthält Speichel Enzyme sowie Mineralien wie Magnesium, Natrium, Kalzium oder Kalium sowie Calciumphosphat (Kalk). Diese Mineralien verbinden sich manchmal mit Eiweißen zu kleinsten Steinchen (Konkrementen). Die Speichelsteine können über Monate oder Jahre so groß werden, dass sie die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen verstopfen.
Wo entstehen Speichelsteine?
Besonders häufig entstehen Speichelsteine im Bereich der Unterkieferspeicheldrüse (80 Prozent). Das liegt vor allem daran, dass die Ausführungsgänge der Unterkieferspeicheldrüsen länger sind als die von Unterzungen- und Ohrspeicheldrüsen. Zudem fließt der Speichel aus den Unterkieferspeicheldrüsen aufwärts und ist etwas zäher als der aus den anderen Speicheldrüsen.
Risikofaktoren: Was begünstigt Speichelsteine?
Mundtrockenheit und verringerte Speichelproduktion zählen zu den häufigen Risikofaktoren für die Bildung von Speichelsteinen. Mundtrockenheit entsteht unter anderem durch verstärkte Mundatmung (beispielsweise bei Schnupfen oder Allergien) oder nicht ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Auch Medikamente können die Speichelproduktion hemmen: Ein Beispiel dafür sind entwässernde Medikamente (Diuretika), die beispielsweise gegen Bluthochdruck, Herzschwäche und Ödeme sowie Lebererkrankungen oder Nierenschwäche angewendet werden. Mundtrockenheit ist außerdem eine häufige Nebenwirkung von Antihistaminika (gegen Allergien), Schmerzmitteln und Psychopharmaka (beispielsweise gegen Ängste oder Depressionen).
Welche Krankheiten verursachen Speichelsteine?
Begünstigt werden Speichelsteine außerdem durch Verengungen (Stenosen) der Ausführungsgänge der Speicheldrüsen. Solche Stenosen entstehen mitunter als Folge von Mumps oder von Verletzungen. Andere Erkrankungen oder Angewohnheiten, die Speichelsteine fördern, sind beispielsweise:
Diagnose und Untersuchungen: Wie werden Speichelsteine festgestellt?
In den meisten Fällen diagnostizieren Ärztinnen und Ärzte Speichelsteine durch die Erhebung der Beschwerden (Anamnese) in Kombination mit einer Tastuntersuchung der Ausführungsgänge der Speicheldrüse. Um den Speichelfluss während der Untersuchung zu steigern, geben Mediziner mitunter ein saures Pulver.
Zur Sicherung der Diagnose ist eine Ultraschalluntersuchung gut geeignet. Andere bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt.
Welcher Arzt bei Speichelstein?
Ansprechpartner für Speichelsteine sind Fachärzte wie Hals-Nasen-Ohren-Ärzte (HNO-Ärzte). Sie verfügen in der Regel über eine besondere Ausstattung, um Speichelsteine sicher nachweisen zu können. Zu den fachärztlichen Diagnose- und Behandlungsmethoden gehört die Speichelgang-Endoskopie (Sialendoskopie), die im Abschnitt Behandlung näher beschrieben ist.
Behandlung: Wie kann man einen Speichelstein entfernen?
Es gibt eine ganze Reihe von Methoden, um Speichelsteine zu entfernen. Das reicht vom einfachen Ausdrücken über Hausmittel bis zu kleinen operativen Eingriffen.
Kleine Speichelsteine entfernen mit Speichelgang-Endoskopie (Sialendoskopie)
Bei der Speichelgang-Endoskopie wird ein sehr dünner Hohlschlauch in den verstopften Speicheldrüsenausführungsgang geführt. Über den Schlauch kann der Arzt Instrumente wie eine kleine Kamera einführen oder Werkzeuge, um einen Speichelstein auch gleich zu entfernen.
Große Speichelsteine entfernen: endoskopische und extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
Als Stoßwellenlithotripsie (SWL) bezeichnen Mediziner ein Verfahren, bei dem Speichelsteine – ähnlich wie Nierensteine – durch eine Bestrahlung mit Stoßwellen zertrümmert werden. Die Stoßwellentherapie wird von vielen HNO-Praxen und Krankenhäusern als ambulante Behandlungsmethode angeboten. Die Stoßwellen können durch die Haut auf die Speichelsteine gerichtet werden (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, ESWL) oder während eines endoskopischen Eingriffs über eine Sonde direkt am Speichelstein (endoskopische Stoßwellenlithotripsie).
Hausmittel: Speichelstein ausdrücken oder ausspülen
Kleine Speichelsteine lassen sich nicht selten durch eine gezielte Massage aus den Ausführungsgängen der Speicheldrüse ausdrücken. Das Ausdrücken oder Ausspülen eignet sich sowohl für die ärztliche Behandlung wie für die Selbstbehandlung.
Das Ausdrücken von kleinen Speichelsteinen ist oft besonders wirksam, wenn zuvor der Speichelfluss angeregt wird, beispielsweise durch den Geruch von Lieblingsspeisen – wenn also „das Wasser im Mund zusammenläuft“. Um den Speichelfluss anzuregen, eignen sich auch saure Bonbons. Außerdem fördert Trinken den Speichelfluss.
Antibiotika bei Speicheldrüsenentzündungen und Speichelsteinen
Ergänzend zur Entfernung von etwaigen Speichelsteinen werden Speicheldrüsenentzündungen mit Antibiotika (Breitbandantibiotika) behandelt, um die entzündungsverursachenden Bakterien zu bekämpfen. Das ist vor allem nach operativen Eingriffen ratsam, da Bakterien ansonsten in die Blutbahn gelangen und weitere Infektionen verursachen können, im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Blutvergiftung.
Prognose: Sind Speichelsteine gefährlich?
Speichelsteine sind in aller Regel harmlos und lassen sich leicht entfernen. Das Risiko für schwere Komplikationen wie Blutvergiftungen ist bei fachgerechter Behandlung verschwindend gering.
Kann sich ein Speichelstein auflösen?
Nein. Speichelsteine lösen sich nicht selbst auf. Kleine Speichelsteine lassen sich aber häufig durch massierende Bewegungen aus den Ausführungsgängen der Speicheldrüse herausdrücken.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 26.09.2024
- Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC): S2k-Leitlinie Obstruktive Sialadenitis, zuletzt abgerufen am 4. Oktober 2023
- Springer-Medizin: Speicheldrüsenkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen, zuletzt abgerufen am 4. Oktober 2023