Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mangelt es dem Körper an Schilddrüsenhormonen. Es sind zu wenig Thyroxin und Trijodthyronin im Blutkreislauf. Typische Symptome: Kropf und nachlassende Leistungsfähigkeit. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Schilddrüsenunterfunktion.
Synonyme
Hypothyreose, Hashimoto, Thyreoiditis, Hashimoto-Thyreoiditis
Definition: Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion ist eine Störung des Hormonhaushaltes, die aus unterschiedlichen Gründen entstehen kann. Bei diesen Unterfunktion melden die Messfühler im Gehirn ständig einen Mangel an Schilddrüsenhormonen. Daraufhin produzieren der Hypothalamus (ein Abschnitt im Zwischenhirn) und die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) vermehrt schilddrüsenreizende Hormone. Die unterfunktionierende Schilddrüse kann darauf jedoch nicht reagieren. Aufgrund der ständigen Anregung wächst sie, bereitet aber zunächst keine Beschwerden. Erst wenn sie viel Raum im Hals einnimmt, wird die Vergrößerung als Kropf sichtbar und eventuell Knoten tastbar. Dann kann auch die Stimme heiser werden, und das Luftholen wird beschwerlich.
Das Krankheitsbild bei Schilddrüsenunterfunktion ist das Gegenbild zur Schilddrüsenüberfunktion.
Hashimoto – besondere Ursache der Schilddrüsenunterfunktion
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine besondere Form der Schilddrüsenentzündung und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion im Erwachsenenalter. Hier handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem bildet also aus unbekannten Gründen Antikörper, die die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen. Dadurch laufen ständig Entzündungsvorgänge in der Schilddrüse ab. Im Laufe der Zeit zerstören die Antikörper bei der Hashimoto-Thyreoiditis zunehmend Schilddrüsengewebe. Bislang ist die Hashimoto-Thyreoiditis nicht heilbar. Jedoch können die Symptome gut medikamentös behandelt werden. Ausführliche Informationen zum Krankheitsbild: Hashimoto-Thyreoiditis
Symptome: Schilddrüsenunterfunktion
Eine Schilddrüsenunterfunktion beginnt in der Regel schleichend. Anfangs verursacht sie meist keine Beschwerden. Darum wird sie oft auch erst spät diagnostiziert. Die Symptome von Schilddrüsenunterfunktion sind – neben der bereits erwähnten Vergrößerung der Schilddrüse und den entsprechenden Folgen – überaus vielfältig:
- Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Antriebslosigkeit, Unlust
- Erhöhtes Schlafbedürfnis, Müdigkeit
- Ständiges Frieren und erhöhte Kälteempfindlichkeit
- Verlangsamte Reflexe
- Gewichtszunahme, erhöhte Blutfettkonzentrationen
- Depressive Verstimmungen und Depressionen
- Trockene Haut, blasse und kühle Haut
- Brüchige Nägel, struppiges Haar und Haarausfall
- Raue, heisere, tiefe oder verwaschene Stimme
- Teigig geschwollenes Gesicht und Extremitäten (sogenanntes Myxödem, Haut wirkt wie aufgeschwemmt)
- Lidödeme durch Flüssigkeitsansammlungen in den Augenlidern
- Muskelschwäche, Muskelsteifheit und Muskelschmerzen
- Dauerhafte Verstopfung
- Zyklusstörungen
- Sexuelle Unlust und Potenzstörungen
- Funktionsstörungen von Herz und Lunge (wie niedriger Blutdruck, Herzinsuffizienz oder Herzbeutelerguss).
Viele dieser Anzeichen werden bei älteren Patienten nicht als Symptom von Schilddrüsenunterfunktion erkannt und als "unspezifische Altersbeschwerden" abgetan.
Schilddrüsenunterfunktion bei Säuglingen und Kindern
Säuglinge mit Schilddrüsenunterfunktion sind auffallend ruhig, trinken schlecht und haben Verstopfung. Auffallend ist zudem eine große, oft schon von außen sichtbare Zunge. Größere Kinder wachsen auffällig langsam. Sie kommen später in die Pubertät und ihre Intelligenz kann vermindert sein. Wenn bei einem Kind die Schilddrüsenunterfunktion erst spät festgestellt wird und es die fehlenden Hormone nicht regelmäßig bekommt, kann die körperliche Entwicklung behindert sein (Minderwuchs, Skelettmissbildungen).
Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft
Wird eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft nicht ausreichend behandelt, kann das beim Kind zu Missbildungen des Skeletts und des Nervensystems führen. Fehlen die Schilddrüsenhormone völlig, kommen geistig und körperlich schwerbehinderte Kinder zur Welt.
Ursachen: Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein, sie kann sich aber auch im Laufe des Lebens entwickeln. Je nach Ursache unterscheiden Mediziner:
- Primäre Schilddrüsenunterfunktion: Ursache liegt in der Schilddrüse selbst
- Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion: Ursache liegt im nachgeschalteten schilddrüsenanregenden Abschnitt, der Hirnanhangdrüse
- Tertiäre Schilddrüsenunterfunktion: Ursache liegt im obersten schilddrüsenansteuernden Regelzentrum, dem Hypothalamus
Ursache der tertiären und sekundären Schilddrüsenunterfunktion sind zum Beispiel Entzündungen oder Tumore in den Regelzentren Hypothalamus und Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Sehr viel häufiger ist aber die primäre Schilddrüsenunterfunktion.
Ursachen der primären Schilddrüsenunterfunktion
- Ausgeprägter, anhaltender Jodmangel
- Angeborene Jodverwertungsstörungen
- Angeboren fehlende Schilddrüse sowie teilweise oder gesamte operative Entfernung der Schilddrüse
- Verlust oder Schädigung des Schilddrüsengewebes, z.B. durch Operationen oder Bestrahlungen
- Schilddrüsenentzündung: Hashimoto-Thyreoiditis ist mit etwa 80 Prozent die häufigste Form einer Schilddrüsenentzündung in Nicht-Jodmangel-Gebieten.
- Bestimmte Medikamente wie Schmerz- und Rheumamittel (beispielsweise Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen), Diabetes-Mittel; Sulfonamide können einen Kropf begünstigen.
- Auch zu hoch dosierte Medikamente bei Schilddrüsenüberfunktion können Symptome einer primären Schilddrüsenunterfunktion auslösen.
Untersuchung: Schilddrüsenunterfunktion
Bei Verdacht auf Schilddrüsenunterfunktion sichert der Arzt die Diagnose in der Regel durch eine Bestimmung der Schilddrüsenhormone und spezieller Antikörper im Blut. Um den Zustand der Schilddrüse zuverlässig beurteilen zu können, werden bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder eine Szintigrafie eingesetzt. Bei der Szintigrafie wird ein radioaktiv strahlendes Mittel injiziert, dass anschließend in einem Szintigramm bildlich erfasst wird. Die Strahlenbelastung bei einer Szintigrafie ist geringer als bei einer Röntgenuntersuchung und daher kein Anlass zur Sorge.
Behandlung: Schilddrüsenunterfunktion
Die Therapie der Schilddrüsenunterfunktion richtet sich nach der Ursache. Bei einer durch Jodmangel verursachten leichten Thyreoiditis kann es schon ausreichen, Jod in Form von Medikamenten oder als Nahrungsbestandteil zuzuführen.
Kein Jod bei Hashimoto-Thyreoiditis
Eine Ausnahme in der Standardbehandlung von Schilddrüsenunterfunktion ist die Ursache Hashimoto-Thyreoiditis. Hier darf nach Überzeugung der meisten Experten nicht mehr Jod zugeführt werden als üblicherweise mit der Nahrung aufgenommen wird (etwa 200mg/Tag).
Denn Jod kann die Entzündung fördern und die Schilddrüsenunterfunktion weiter verschlechtern.
Medikamentöse Therapie mit Schilddrüsenhormonen
Deutlich häufiger aber muss das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) als Medikament zugeführt werden. Trijodthyronin (T3) wird dann im Körper aus T4 gebildet. Eine medikamentöse T3-Gabe ist nur sehr selten erforderlich, wenn die Umwandlung von T4 in T3 gestört ist. Die sogenannte Schilddrüsensubstitutionstherapie ist bei Schilddrüsenunterfunktion meist ein Leben lang erforderlich.
Selbsthilfe
Die beste Selbsthilfe bei Schilddrüsenunterfunktion ist, die verordnete Medikation vorschriftsmäßig einzunehmen und den Behandlungserfolg regelmäßig ärztlich zu kontrollieren. Eine jodhaltige Ernährung mit jodiertem Speisesalz und vielen Salzwasserprodukten ist in der Regel eine sinnvolle Ergänzung der medikamentösen Therapie. Ausnahme: Bei einer Hashimoto-Schilddrüsenunterfunktion würde sich zu viel Jod nachteilig auswirken.
Vorbeugung: Schilddrüsenunterfunktion
Eine frische und abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Meeresfrüchten und Fisch (aus Salzwasser) beugt Jodmangel und damit der mangelbedingten Schilddrüsenunterfunktion vor. Des Weiteren gibt es in Deutschland das Neugeborenen-Screening zur Früherkennung von Schilddrüsenunterfunktion. Bei dieser Untersuchung wird um den 3. bis 5. Lebenstag (oft in Verbindung mit der U2) ein Tropfen Blut auf Filterpapier getrocknet und daraus der TSH-Wert ermittelt. So werden mögliche Schilddrüsenunterfunktionen zeitnah erkannt und können schnellstmöglich therapiert werden.
Autor: Charly Kahle, Christiane von der Eltz (Apothekerin), Dr. Regina Schick (Ärztin)
Stand: 12.06.2022